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Editorial: Die Schweiz - Magnet für die Reichen

Es war schon schöner, reich zu sein. Die Staatskassen sind leer, die Schuldenberge gigantisch, und da erscheinen vielen Regierungen in Westeuropa ihre Reiche als privilegierte Kaste, die mit höheren oder neuen Steuern die Zeche bezahlen soll. Gleichzeitig bieten die Finanzmärkte mit trüber Börse und tiefen Zinsen wenig Aufmunterung für die Portfolios der Vermögenden.

Dirk Schütz

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Selbst in der Schweiz mit ihrer wirtschaftsliberalen Tradition ist der Drang zur leistungshemmenden Gleichmacherei unverkennbar, wie die Steuerinitiative der SP zeigt. Und die Zinsen sind hierzulande so tief wie nirgends, sodass Bundesanleihen zwar sicher, aber sinnlos sind.

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Doch tröstlich daran bleibt: Im Vergleich zu den Nachbarn ist die Schweiz für die Reichen noch immer hochattraktiv. Unsere Liste der 300 Reichsten in der Schweizer belegt: Der Zufluss an wohlhabenden Ausländern hält an. Von den 15 Neuzugängen kommen zwölf aus dem Ausland. Steuergründe spielen dabei oft eine Rolle. Hedge-Fund-Milliardär Alan Howard etwa, Mitgründer des Fondsriesen Brevan Howard Asset Management, ist wegen der Londoner Bonussteuer nach Genf gezogen. Andere kommen wegen der attraktiven Jobs: Milliardär Ivan Glasenberg, Chef des Rohstoffriesen Glencore, ist der grösste Steuerzahler von Rüschlikon.

Auch dieses Jahr ist unsere Liste wieder ein Abbild des Wirtschaftsjahres. Profitiert von der angespannten Wirtschaftsstimmung haben globale Konsumgüterfirmen wie Ikea oder C&A: Der Wahlschweizer Ingvar Kamprad hat seine Führung in unserer Rangliste ausgebaut und ist mit einem Vermögen von 38 bis 39 Milliarden Franken drei Milliarden reicher als im Vorjahr. Der Brenninkmeijer-Clan, der die C&A-Geschicke leitet, hat zwei Milliarden zugelegt. Die griechische Reederfamilie Latsis dagegen, in der Schweiz mit der EFG Bank vertreten, musste Einbussen von zwei Milliarden hinnehmen und hat in den letzten drei Jahren sogar neun Milliarden verloren. Und die düstere Pharmastimmung hat die Roche-Erben zwei Milliarden gekostet.

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So schön wie vor der Krise ist es eben für die Reichsten noch nicht. Im Rekordjahr 2007 brachten sie 529 Milliarden Franken auf die Waage. Im Jahr zwei nach der Finanzkrise sind es nur noch 470 Milliarden.

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Dirk Schütz

Dirk Schütz

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