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Helvetia Baloise steht in den Startlöchern. Der designierte Schweiz-Chef Martin Jara spricht über Stellenabbau und Prämienerhöhungen.
Martin Jara leitet ab 5. Dezember das Schweizgeschäft von Helvetia Baloise.
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Am Freitag, 5. Dezember, nach Börsenschluss ist die Fusion von Helvetia und Baloise juristisch unter Dach und Fach. Erst dann kann die Zusammenarbeit wirklich beginnen, sagt Martin Jara (53) beim Treffen mit Blick in Zürich-Stettbach, wo Helvetia einen wichtigen Standort unterhält. Jara wird das Schweizer Geschäft des neuen Versicherungsgiganten leiten. Mitarbeitende und Kunden müssen sich auf einiges gefasst machen.
Martin Jara: Wir bereiten seit einigen Monaten schon sehr viel vor, aber noch sind die Geschäfte strikt getrennt.
Wir sind immer noch Konkurrenten auf dem Markt. Es geht jetzt gegen das Jahresende darum, neue Verträge abzuschliessen oder bestehende zu erneuern. Das Tagesgeschäft läuft genauso wie in den letzten Jahren.
Unsere rund zwei Millionen Kundinnen und Kunden in der ganzen Schweiz sollen von den internen Fusionsarbeiten möglichst nichts merken. Also, dass die Zusammenlegung ohne Auseinandersetzungen über die Bühne geht und wir für die Kunden durch sich ergänzende Produkte und Dienstleistungen einen Mehrwert schaffen können.
Beide Versicherungen haben recht ähnliche Kulturen, sind etwa gleich alt und in der ganzen Schweiz gut verwurzelt. Beide setzen stark auf den Aussendienst. Deshalb ist es auch nicht entscheidend, wo der Hauptsitz ist, sondern wo die Agenturen sind und deren Nähe bei den Kunden. Bei den Agenturen gibt es wenige Doppelspurigkeiten.
Beide Marken sind im Markt sehr etabliert. Da steckt auch viel Tradition und Identität dahinter. Der neue Markenauftritt ist in Entwicklung. Wir werden die Ergebnisse bis zum kommenden Frühjahr präsentieren.
In den meisten unserer acht Auslandsmärkte ist nur Helvetia oder Baloise vertreten. Nur in Deutschland gibt es eine Überschneidung. Das muss man schauen, wie sich das entwickelt.
Helvetia Baloise wird künftig weltweit 22'000 Angestellte beschäftigen, davon arbeitet ein Drittel in der Schweiz. Hier gibt es die meisten Überschneidungen. Vor allem an den beiden Hauptsitzen. Doch wie viele Stellen das kosten wird, können wir noch nicht sagen.
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Wir haben ein Synergieziel von 350 Millionen Franken definiert ...
Es gibt auch hohe Sachkosten, die sich abbauen lassen. Etwa bei den IT-Systemen oder bei den Standorten. Aber es wird sicher zu einem Stellenabbau kommen, allerdings nicht im Aussendienst. Es wird vor allem in der Schweiz und in Deutschland doppelt besetzte Stabsstellen treffen. Die Einsparungen sollen jedoch über einen Zeitraum von drei Jahren realisiert werden. Der Personalabbau wird, wo immer möglich, über natürliche Fluktuation und Pensionierungen erfolgen.
Der Schweizer Markt ist sehr kompetitiv und gesättigt. Da ist es wichtig, dass wir künftig mit 1700 Aussendienstmitarbeitenden unseren Grössenvorteil bezüglich Expertise und Kundennähe ausspielen können. Dank der Präsenz in anderen Ländern können wir die lokalen Risiken besser diversifizieren und im Ausland erfolgreiche Angebote auch in die Schweiz übernehmen.
Wenn sie in der Schweiz eine Versicherung abschliessen wollen, dann spielt der Wettbewerb.
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Das hat mit den steigenden Kosten zu tun. Es gibt mehr Unwetterschäden, die Reparaturkosten steigen, die Teuerung war in den letzten Jahren überdurchschnittlich. All das führt im Durchschnitt zu höheren Schadenskosten. Die Versicherten müssen sich in einzelnen Bereichen auf höhere Prämien einstellen.
Gerade in diesem Bereich sind die Reparaturkosten stark angestiegen, Ersatzteile werden immer teurer. In den letzten Jahren haben sich die durchschnittlichen Schadenskosten in der Autoversicherung deutlich über 20 Prozent erhöht.
Nein, das hat zum Beispiel technische Gründe. Die Autos sind heute technisch viel komplexer, was die Reparaturen und auch die Ersatzteile verteuert. Früher war ein kaputter Scheinwerfer mit einem neuen Glas und einer neuen Glühbirne geflickt. Heute ist alles viel komplizierter und damit teurer.
Die Arbeitskosten sind die gleichen, aber wir unterscheiden bei den Tarifen schon, ob ein Auto günstiger oder teurer zu reparieren ist.
Blatten ist in diesem Jahr sicher der grösste Schadenfall in der Schweiz. Aber dafür gibt es in der Schweiz den Elementarschadenpool, der von der Versicherungswirtschaft unterhalten wird. Das ist ein weltweit einmaliges Konstrukt. Diese Solidarität ist wichtig, weil sonst die Gefahr droht, in gewissen Regionen gar keinen Versicherungsschutz mehr zu bekommen.
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Zu dem Einzelfall beim Noch-Konkurrenten Baloise kann ich nichts sagen. Man muss aber sehen, dass wir für unsere Versicherten in der zweiten und dritten Säule die Verantwortung tragen, eine angemessene Rendite für deren Altersvorsorge zu erzielen. Dabei sind wir gegenüber unseren Mietern natürlich verpflichtet, sie im Rahmen des Mietrechts fair zu behandeln.
Das habe ich schon, aber nur passiv. Ich habe bei den GC-Junioren gespielt als rechter Verteidiger, aber ich war für eine weitere Karriere zu unbegabt. Dafür haben meine Frau und ich eine Jahreskarte beim FC Winterthur. Fussballspiele auf der Schützenwiese, das hat sehr viel Charme.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.
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