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Auch unter Reichen ist die Ungleichheit gross: Von den knapp 60 Millionen Millionären auf der Welt haben weniger als 3000 über 1 Milliarde.
Marcel Speiser
Jung und reich: Die Milliardärinnen Karlie Kloss, Ivanka Trump und Nicky Hilton Rothschild (von links).
Gettyimages - Montage: HandelszeitungWerbung
Ab welchem Vermögen darf man als reich gelten? Zwei Definitionen sind unter anderem von Schweizer Privatbanken offizialisiert worden: Ab einem frei verfügbaren Vermögen von 1 Million Dollar gilt man in der Regel als High Net Worth Individual (HNWI), ab 30 Millionen Dollar dann als Ultra High Net Worth Individual (UHNWI). Der Erstwohnsitz wird dabei jeweils nicht eingerechnet.
Die Frage allerdings bleibt: Sind Millionäre wirklich reich? Auch in wohlhabenden Ländern wie der Schweiz, den USA oder Singapur? Fakt ist: Für ein Leben in Saus und Braus, wie es uns in den sogenannten sozialen Medien und in der Berichterstattung über das Leben von Prominenten täglich vorgeführt wird – aktuell etwa im Zusammenhang mit der Hochzeit von Amazon-Gründer Jeff Bezos und Lauren Sanchez – reicht 1 Million nirgends hin. Weder für den Privatjet noch die Yacht, weder für einen Zweitwohnsitz noch die exquisite Uhrensammlung.
Um Reichtum zu fassen, braucht es also eine andere Definition. Wer einzig von den Erträgen seines Vermögens komfortabel leben kann und dabei nicht ärmer wird, der darf mit Fug und Recht als reich gelten. Nimmt man eine jährliche Rendite von 5 Prozent auf das Vermögen als realistisch an und rechnet für die Schweiz plus/minus mit dem doppelten jährlichen Medianlohn der bestverdienenden 10 Prozent der Bevölkerung, kommt man auf einen Betrag von rund 300’000 Franken, der pro Jahr zu erzielen ist. Anders gesagt, bräuchte man dann als in der Schweiz lebende Person ein Vermögen von rund 6 Millionen Franken, um solche Werte zu erreichen.
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Doch solch hohe Vermögen sind nicht nur in der Schweiz selten, sondern auf der ganzen Welt, wie die neuste Ausgabe des «Global Wealth Report» der UBS zeigt. Demnach gibt es weltweit gut 8,1 Millionen Menschen, die mehr als 5 Millionen Dollar frei verfügbares Vermögen besitzen (siehe Grafik).
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Noch weiter oben in der Vermögenspyramide wird die Luft noch dünner. Mit einem Vermögen von mehr als 10 Millionen Dollar zählt die UBS weniger als 3 Millionen Menschen weltweit. Jenseits der Milliardengrenze sind es dann keine 3000 Personen mehr. Und in der Liga von Jeff Bezos, dem exklusiven Club derjenigen mit mehr als 100 Milliarden Dollar Vermögen, zählt die UBS nur noch im Dutzend. Konkret sind es 15 Personen auf der Welt, die ein solch gigantisches Vermögen ihr Eigen nennen.
Die Bedeutung dieser Zahlen liegt nicht in erster Linie im sozialen Voyeurismus, den sie ermöglichen. Sie sind für ganze Industrien, in denen auch Schweizer Unternehmen eine bedeutende Rolle spielen, relevant. Man denke nur an Autos der Premiumklasse, die Modeindustrie, die Schmuckbranche, die Uhrenindustrie, das Private Banking, die Immobilienbranche oder die Tourismusindustrie.
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Egal ob Cartier, Ferrari, Explora oder Hermès: Sie alle fischen in einem kleinen Teich von Kunden. Zum Vergleich: Allein Athen hat mit 3,1 Millionen Personen mehr Einwohnerinnen und Einwohner als der Pool der Menschen mit 10 Millionen Dollar Vermögen. Diese Tatsache ist der Hauptgrund dafür, dass auch Luxusgüteraktien konjunktursensitiv sind: Auch High-End-Marken sind für ihr Wachstum darauf angewiesen, dass sich weniger vermögende Menschen ab und zu eine Handtasche, eine Uhr oder ein Luxusauto leisten. Diese Marken leben nicht allein von Haute-Couture-Roben oder der Haute Joaillerie; sie brauchen auch sogenannte Einsteigerangebote für jene Kundinnen und Kunden, die sich nur ab und zu den Reichen zugehörig fühlen wollen, es faktisch aber nicht sind.
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