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Die riesigen Beträge im Edelmetallgeschäft verzerren die Handelsstatistik. Doch im Normalfall schmälern sie den Überschuss mit den USA sogar.
Die Ein- und Ausfuhr von Goldbarren zwecks Umschmelzen verzerrt die Handelsbilanz. (Goldbarren in einem Tresor der ZKB)
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Mit rationalen Argumenten ist gegen Trumps Zollwut wenig auszurichten. Das Einzige, was für ihn zählt, ist das Ungleichgewicht im bilateralen Warenhandel. 38,6 Milliarden Franken betrug der Fehlbetrag gemäss dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit 2024. In den ersten fünf Monaten des aktuellen Jahres beläuft sich das Defizit bereits auf über 45 Milliarden. Dass aber gleichzeitig die USA bei den Dienstleistungen mit der Schweiz einen Handelsüberschuss von über 20 Milliarden Franken erzielt, will in Washington niemand hören.
Da rationale Argumente nicht greifen, ist die Versuchung gross, mit anderen Tricks das Handelsdefizit kleiner aussehen zu lassen. Zum Beispiel im Bereich des Goldhandels. Da in der Schweiz vier der weltweit grössten Schmelzen stehen und Gold so wertvoll ist, verzerren die Ein- und Ausfuhren von Goldbarren die Handelsbilanz, besonders jetzt mit Blick auf die USA: Seit Anfang Jahr wurden 463 Tonnen Gold im Wert von 38 Milliarden Franken in die USA versandt. Umgekehrt flossen 175 Tonnen im Wert von 15 Milliarden.
So macht eine Branche mit verhältnismässig geringer Wertschöpfung die Hälfte des Überschusses mit den USA aus. Bereits werden Forderungen aus der Politik laut, dagegen etwas zu unternehmen, um die Verhandlungsposition der Schweiz zu stärken. So verlangt FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann in der «Sonntagszeitung» Massnahmen bei Transitgeschäften der Goldraffinerien. Es dürfe nicht sein, dass wegen einer Branche die ganze Schweizer Wirtschaft leide. Er denkt dabei in erster Linie an eine höhere Besteuerung.
Laut einem Fachmann, der nicht namentlich zitiert werden will, gäbe es auch andere Methoden, um die Überschüsse im Goldhandel zu beseitigen, etwa indem man den Verkauf des Goldes in die USA über internationale Banken oder die Nationalbank abwickelt. Die Geschäfte würden dann als Kapitalverkehr gelten und nicht in der Handelsbilanz auftauchen.
Doch die Sache hat zwei Haken: Damit die Überschüsse in den für Trump relevanten US-Statistiken schrumpfen, müssten auch die USA diese buchhalterischen Änderungen übernehmen. Und selbst wenn dies geschähe, würde dadurch das US-Defizit nur vorübergehend gesenkt. Denn in normalen Zeiten ist die Goldhandelsbilanz mit den USA negativ. Ausser im Corona-Jahr 2020 führte die Schweiz in den letzten dreissig Jahren mehr Gold aus den USA ein, als sie dorthin verkaufte. Vergangenes Jahr betrug das Defizit rund 3 Milliarden Franken. Der Goldhandel hat also den Handelsüberschuss mit den USA geschmälert.
Die riesigen Überschüsse im laufenden Jahr sind eine Ausnahme, nicht die Regel. Sie gehen im Wesentlichen auf enorme Goldexporte im ersten Quartal zurück. Schuld daran waren ausgerechnet Trumps Zollankündigungen. Diese führten zu erheblichen Preisunterschieden an den Handelsplätzen in London und New York, was Händler zu Arbitragegeschäften bewog. Da in New York andere Standardbarrenmasse gelten als in London, wurde das Gold in den Schweizer Raffinerien umgegossen und in die USA verfrachtet. Von der Verschiebung zeugte auch der steile Anstieg der Goldbestände in den Lagern der New Yorker Rohstoffbörse Comex, dem wichtigsten Handelsplatz für Goldkontrakte. Zudem deckten sich viele Amerikaner mit Gold ein, um den angedrohten Zöllen zuvorzukommen.
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Seit bekannt ist, dass auf Gold keine Importzölle erhoben werden, fliesst per Saldo wieder Gold aus den USA in die Schweiz. Dies ändert aber nichts am generellen strukturellen Überschuss, den die Schweiz im Handel mit den USA erzielt. Auch die SNB warnte im Frühling vor der Fehlinterpretation der Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und den USA aufgrund der stark schwankenden Goldexporte. Der Goldhandel ist also ein schlechtes Bauernopfer. Der mit Abstand wichtigste Grund für die Schweizer Aussenhandelsüberschüsse mit den USA sind die Pharmaexporte. Und diese lassen nicht so einfach ohne massive Wertschöpfungseffekte wegzaubern.
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