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Firmen-Ranking

Das sind die Top-Innovatoren der Schweiz

BILANZ zeigt, welche Unternehmen in der Schweiz in Sachen Innovationen führend sind: Straumann und Sonova gehören zu den Siegern.

Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

Sonova

Welche Unternehmen sind ausgezeichnete Innovatoren? (Im Bild eine Szene bei Sonova)

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Glücklich schätzen kann sich, wer die Produkte von Straumann und Sonova nicht benötigt. Doch für alle anderen zählt, dass die Geräte und Systeme nicht nur funktionieren, sondern technologisch führend und von bester Qualität sind. Mit dieser Mischung haben sich beide Unternehmen in ihren Märkten eine herausragende Stellung erarbeitet: Straumann gilt als weltweite Nummer eins bei Zahnimplantaten, Sonova gehört zu den führenden Anbietern von Hörgeräten. Zusammen stehen sie für Milliardenumsätze – und für eine Schweizer Medizinaltechnik-Industrie, die global in der Top-Liga spielt.

Die Firmen haben eine weitere Gemeinsamkeit. Beide zählen gemäss dem jüngsten Ranking «Top innovative Unternehmen der Schweiz 2026» zu den innovativsten Unternehmen des Landes. Die aktuellen Ranglisten hat das Marktforschungsinstitut Statista im Auftrag von BILANZ erarbeitet. Insgesamt wurden dafür 185 Firmen untersucht. Die Bandbreite reicht von Start-ups bis zu traditionsreichen Grossunternehmen. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie stark die Unternehmen mit neuen Ideen und Technologien ihre Branche prägen. Um das zu messen, kombinierte Statista verschiedene Ansätze: Einerseits flossen harte Daten wie Zahl und Bedeutung der angemeldeten Patente und Marken sowie jüngste Produktneuheiten ein. Andererseits wurden umfassende Befragungen ausgewertet, die ein Bild davon zeichnen, wie die Innovationskraft der Unternehmen von Fachleuten eingeschätzt wird.

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«Top innovative Unternehmen der Schweiz 2026» – die Methodik

BILANZ, «PME» und Statista zeichnen 185 Unternehmen aus, die sich als besonders innovativ hervorgetan haben. Die ausgezeichneten Firmen verteilen sich wie folgt auf Sublisten: Top  10 der SMI-Unternehmen, Top  30 der Schweizer Töchter von internationalen Unternehmen, Top  45 der Innovatoren Schweiz mit weniger als 250 Mitarbeitenden, Top  100 der Innovatoren Schweiz mit mehr als 250 Mitarbeitenden.
 

Für das Ranking wurden drei Innovationsbereiche betrachtet: allgemeine Innovativität, Produktinnovation und Innovationskultur. Allgemeine Innovativität umfasst die Einschätzung der generellen Innovationskraft. Zudem wurde für die Liste der SMI-Unternehmen das Umsatzwachstum als Indikator berücksichtigt. Produktinnovation beleuchtet, ob regelmässig neue und innovative Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt gebracht werden oder das bestehende Portfolio verbessert wird. Hier geht es etwa um Patente und Marken. Bei der Innovationskultur geht es um Firmenkulturen, die Kreativität und Initiative, Motivation und Arbeitszufriedenheit fördern.
 

Die Datengrundlage beruht auf Befragungen von Expertinnen und Experten und Mitarbeitenden der -untersuchten Firmen sowie auf objektiven Kriterien. Mehr als 7000 Personen haben an den Befragungen teilgenommen. Daraus erfolgten insgesamt rund 32’000 Evaluierungen zu Firmen in der Schweiz.
 

Bei den objektiven Kriterien wurden die angemeldeten Patente und Marken der jeweiligen Firmen berücksichtigt. Daten dazu stellt Kooperationspartner LexisNexis® PatentSight+TM von 95 Behörden weltweit zur Verfügung. Informationen zu in der Schweiz angemeldeten Markenrechten wurden vom Institut für Geistiges Eigentum (IGE) bezogen. Alle Daten flossen in Scores der Innovationsbereiche ein, die in einen Gesamtscore mündeten. Firmenauswahl und Definition der Kriterien erfolgten nach unabhängigen journalistischen Gesichtspunkten von BILANZ, «PME» und Statista. Die Auswertung besorgte das Statistik- und Marktforschungsunternehmen Statista.

110 Millionen für Forschung

Auf Rang eins unter den 100 innovativsten Schweizer Grossunternehmen steht der Zahnimplantate-Hersteller Straumann, der Weltmarktführer im Premiumbereich. Anfang Jahr lancierte Straumann global das neue Zahnimplantate-System iExcel, mit dem Eingriffe schneller und effizienter durchgeführt werden. Es soll eine höhere Erfolgsrate gewährleisten, selbst bei Patienten mit Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes. Das neue Produkt kommt laut CEO Guillaume Daniellot im Markt gut an. Das grösste Potenzial für Innovationen sieht das Unternehmen in der Verkürzung der Behandlungszeit und in der Reduktion der Anzahl Sitzungen beim Zahnarzt. Straumann hat zuletzt mit Innovationen bei den Implantat-Designs, neuen metallischen und keramischen Materialien sowie KI-gestützter Behandlungsplanung technologische Fortschritte erzielt.

Die Gruppe investiert jährlich über 110 Millionen Franken in Forschung und Entwicklung. Dabei geht es nicht nur um die Innovationspipeline der kommenden Jahre, sondern auch um Zukunftstechnologien, deren Marktreife erst in rund einem Jahrzehnt erwartet wird – Entwicklungen, in die Straumann gezielt investiert, um selbst den Ton am Markt anzugeben, statt von Disruption überrollt zu werden.

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Im Produktportfolio sind Europa und Nordamerika gemessen am Umsatz die wichtigsten Märkte des Unternehmens. Am stärksten wächst aber das Geschäft in Asien, insbesondere in China. In Shanghai erstellt Straumann einen Campus mit Produktionsstätte. Auch ein Aus- und Weiterbildungszentrum ist dort untergebracht. Damit beginnt das Unternehmen vor Ort für den chinesischen Markt zu produzieren, womit Arbeitsplätze von der Schweiz nach Asien abwandern. In den Ausbau investiert der Konzern bis 2026 rund 170 Millionen Franken. In den Produktionsstandort Villeret im Berner Jura will Straumann in den kommenden Jahren 60 bis 80  Millionen Franken investieren, um fortschrittliche Technologien voranzutreiben und die Infrastruktur zu modernisieren.

Statista hat auch die grossen an der Börse gelisteten Schweizer Firmen unter die Lupe genommen. Für die im Leitindex SMI vertretenen Konzerne gibt es eine eigene Rangliste. Zum zweiten Mal in Folge liegt der Hörgerätehersteller Sonova an der Spitze. Im vergangenen Jahr brachte das in Stäfa am Zürichsee ansässige Unternehmen nach fünf Jahren Entwicklung ein Hörgerät auf den Markt, das mit künstlicher Intelligenz ausgestattet ist, die in Echtzeit reagiert. Vor allem in lauter Umgebung soll die jüngste Serie der Marke Phonak Hörbehinderten klare Vorteile bringen. Die jüngste Innovation von Sonova ist ein Im-Ohr-Hörgerät von Phonak. Damit steigt das Unternehmen mit dem kleinsten und ersten wiederaufladbaren Gerät dieser Art in ein neues Marktsegment ein. Bisher hatte Sonova kein solches Angebot im Sortiment. Die Neuheit ist kaum sichtbar und kommt ohne Vorrichtung mit Kabel hinter dem Ohr aus. Für hochgradige Hörverluste eignen sich diese Geräte allerdings weniger.

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Babyboomer im Fokus

Doch die Industrie versucht ohnehin verstärkt eine verhältnismässig junge Kundschaft mit noch nicht stark fortgeschrittene Höreinbussen anzusprechen. Nur ein Bruchteil derjenigen, die eigentlich ein Hörgerät benötigen würden, besitzt auch eines. Solche Innovationen helfen, die Generation der Babyboomer als Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Sonova forscht weiterhin im Bereich der künstlichen Intelligenz. Dort erwartet das Unternehmen mit dem neu angetretenen CEO Eric Bernard noch viel Innovation. Dabei geht es auch um die Personalisierung der Hörhilfen. Im vergangenen Geschäftsjahr investierte Sonova sechs Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Und wie treffen die von Donald Trump verhängten Zölle die beiden Unternehmen? Sonova erzielt rund 30  Prozent des Umsatzes in den USA, profitiert aber von Zollfreiheit für medizinische Produkte gemäss einem internationalen Abkommen. Eine gewisse Unsicherheit angesichts des erratischen Verhaltens Trumps bleibt dennoch. Straumann wiederum verfügt über vier Produktionsstandorte in den USA. Dennoch werden nicht sämtliche Produkte vor Ort hergestellt. Das Unternehmen hat die Lager gefüllt, so wie es viele Schweizer Firmen machen, in der Hoffnung, dass die Zölle in einigen Monaten auf ein tieferes Niveau zurückkommen.

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Klein und innovativ

Auch kleinere Schweizer Unternehmen heben sich durch innovative Produkte von der globalen Konkurrenz ab. In der Kategorie der kleinen und mittleren Unternehmen gewinnt die Westschweizer Nanolive die Krone im Statista-Innovations-Ranking. Das 2013 gegründete Unternehmen entwickelt Geräte, mit denen Forscher lebende Zellen beobachten können – ohne sie zu beschädigen oder einzufärben. Wissenschaftler können so genau sehen, wie Zellen wachsen, sich teilen oder sterben. So ist es möglich, ihre Reaktion auf Medikamente in Echtzeit zu untersuchen.

Die Firma mit Sitz in Tolochenaz VD zählt heute laut eigenen Angaben rund 400 Organisationen und Firmen zur Kundschaft, hauptsächlich aus der akademischen Forschung sowie aus der Biotechnologie-, Pharma- und Kosmetikindustrie. Das Unternehmen prüfe weitere Partnerschaften, insbesondere im Bereich Biopharma, sagte CEO und Gründer Yann Cotte dem Westschweizer «PME Magazine». «Unsere Prioritäten bleiben das Wachstum und die Erweiterung unserer KI-basierten Lösungen, um die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente zu beschleunigen.»

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Für die Schweizer Niederlassungen internationaler Konzerne hat Statista ebenfalls ein eigenes Innovations-Ranking erstellt. In diesem Jahr führt Microsoft die Spitze der Rangliste an. Im vergangenen Jahr musste sich das Unternehmen noch von Google geschlagen geben. Die beiden US-Konzerne liefern sich jeweils ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Im 2024er-Ranking war Microsoft schon mal an der Spitze.

Jüngst gab der Softwareriese bekannt, 400 Millionen Dollar in den Ausbau seiner Datenzentren in der Schweiz zu investieren. In den Regionen Zürich und Genf betreibt Microsoft insgesamt vier Rechenzentren. Der Konzern gab die Investitionen in Anwesenheit von Bundesrat Guy Parmelin bekannt. Die Kapazitäten im Bereich der künstlichen Intelligenz sollen erweitert werden. Damit will Microsoft die Nachfrage in Bereichen wie Finanzwesen, Gesundheitssektor und öffentlicher Verwaltung abdecken. Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz, sagte im Rahmen des Anlasses im Hotel Bellevue in Bern Anfang Juni: «Unser Engagement und unsere Investitionen in der Schweiz reichen 36 Jahre zurück – die heutige Ankündigung ist ein klares Bekenntnis zu dieser langjährigen Partnerschaft.» Das Investment von Microsoft in der Schweiz relativiert sich mit Blick auf die globalen Ausgaben des Konzerns für Rechenzentren für künstliche Intelligenz: Im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichten sie 80  Milliarden Dollar.

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Über die Autoren
Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

Erich Bürgler

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