Abo

Bulgari-CEO: «Mir war klar, dass wir das Coronavirus sehr ernst nehmen werden»

Covid-19 infiziert das Geschäft – vielschichtig. Eine Schilderung von Bulgari-CEO Jean-Christophe Babin.

Iris Kuhn Spogat

Jean Christophe Babin

Jean-Christophe Babin: Der Bulgari-CEO hat verschiedene Szenarien kalkuliert; der Best Case geht davon aus, dass die Normalität rasch wieder einkehrt, der schlimmste Fall rechnet mit pandemischem Ausmass.

Antoine Doyen/Opale/Leemage/laif

Als er erstmals davon hörte, klingelten bei Jean-Christophe Babin, CEO der Luxusmarke Bulgari, sofort die Alarmglocken. «Unser wichtigster chinesischer Franchisepartner erzählte bei einem Dinner in Mailand von einer seltsamen Infektion, die in Wuhan entdeckt worden sei», erinnert er sich. Das war in der zweiten Januarwoche. Dass die «seltsame Infektion» ihn aufschreckte, lag an «Pandemic», «zufälligerweise habe ich mir diese Netflix-Serie genau zu dieser Zeit angeschaut».

Der Sechsteiler geht der Frage nach, was wäre, wenn ein Virus wie die Spanische Grippe von 1918 wieder auftauchen würde, folgert, dass heute nicht 25 Millionen, sondern Hunderte von Millionen Menschen sterben würden, zeigt menschliche Dramen und Forscher, die an einem Impfstoff arbeiten, und thematisiert den schmalen Grat zwischen Aufklärung und Panikmache. Jedenfalls: «Mir war klar, dass wir das sehr ernst nehmen werden.»

Als Erstes: Gesichtsmasken für Mitarbeiter

Bulgari, seit 2013 unter dem Dach des französischen Luxuskonzerns LVMH, verkauft Luxusuhren, -schmuck, -accessoires und -parfums in 220 eigenen Boutiquen und besitzt zudem zehn Fünfsternehotels in Europa und Asien. Babin ist Chef von rund 4000 Mitarbeitern weltweit. Nach dem Dinner veranlasste er als Erstes, dass «so viele Gesichtsmasken wie möglich von überall» aufgetrieben wurden. Diese hat er den chinesischen Mitarbeitern, die ans ebenfalls Mitte Januar stattfindende Annual Meeting in Mailand angereist waren, dann «kofferweise» mitgegeben. In China hat er die Ladenöffnungszeiten heruntergefahren und einzelne Boutiquen – wie jene in Wuhan – sofort geschlossen.

Mit Mitarbeitern und Partnern in China tauscht er sich seither täglich aus. Auf seinem Smartphone hat er einen 24-Stunden-News-Alert zu Covid-19 aktiviert. «Natürlich mussten wir auch über die Bücher und das Budget neu designen», sagt Babin. Heute hat er statt eines Budgets verschiedene Varianten vorliegen; der Best Case geht davon aus, dass die Normalität rasch wieder einkehrt, der schlimmste Fall rechnet mit pandemischem Ausmass. Alles kalkuliert mit Szenarien zu den – bis dato – beiden grossen Unbekannten: der Zeit, die es braucht, bis das Virus besiegt ist, und der Zeit, die dann verstreicht, bis die Lust auf Luxus neu erwacht. «Noch herrscht eine absolute Unsicherheit in Bezug auf die Entwicklung der Epidemie», sagt Babin.

Über die Autoren
Iris Kuhn Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Werbung