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Die Schweizer Softwareschmiede fusioniert mit Lumapps und wird zum Unicorn, so die Darstellung. Die Wahrheit ist weniger heroisch.
Bleiben der Firma erhalten: die Beekeeper-Gründer Daniel Sztutwojner, Cristian Grossmann, Flavio Pfaffhauser und Andreas Slotosch (v.l.).
Joseph Khakshouri für BILANZ, PR / BILANZ-CollageWerbung
Exits sind derzeit schwierig für Start-ups, da liess die Nachricht, die Zürcher Softwarefirma Beekeeper schliesse sich mit der französischen Lumapps zusammen und werde so zum Unicorn, aufhorchen. «Wir haben einen Partner gefunden, der zu uns passt und unsere Vision teilt, 100 Millionen Nutzer zu erreichen», so Andreas Slotosch, Co-Gründer und Chief Growth Officer.
Ein genauerer Blick zeigt jedoch: Das Schweizer Scale-up ist nur der Juniorpartner in der Transaktion. De facto wird Beekeeper von den Franzosen übernommen. Beim Zusammenschluss, so hört man aus Investorenkreisen, wurde Lumapps mit über 850 Millionen bewertet, Beekeper lediglich mit 150 Millionen, so viel wie bei der letzten Finanzierungsrunde, die erst im März stattfand. Damals nahm man 35 Millionen auf.
Offenbar nicht genug: «Die Firma hat eine hohe Burn Rate und war nicht in der Lage, weiteres Geld aufzutreiben. Der Verkauf war notwendig», so ein Investor. Slotosch widerspricht: «Wir hätten es auch aus eigener Kraft geschafft, können so aber sicher einige Dinge beschleunigen.» Und fügt an: «Lumapps ist sicher ein Stück grösser, aber es ist eine Partnerschaft zwischen Gleichberechtigten.»
Die Führungsstruktur widerlegt das: Geleitet wird die Gruppe künftig von den Lumapps-Vertretern Sébastien Ricard (CEO) und Élie Mélois (Chief Product and Technology Officer). Die vier Gründer – sie hielten am Schluss noch einen niedrigen zweistelligen Anteil der Aktien – bleiben Beekeeper in subalternen Positionen erhalten, mit Ex-CEO Cristian Grossmann noch an höchster Stelle: Er wird als Chief Revenue Officer den Go-to-Market-Bereich leiten.
Zufrieden können die Geldgeber sein: Frühe Investoren wie Ariel Lüdi (Hammer Team), Philipp Stauffer (Fyrfly), Btov, Swisscom, Post, Delivery-Hero-Gründer Niklas Östberg oder Skype-Gründer Niklas Zennström haben, so hört man, das Vierfache ihres Einsatzes herausgeholt. Wer später dazugestossen ist, konnte ihn immerhin verdoppeln. Technisch gesehen war Beekeeper seit Jahren kein Schweizer Unternehmen mehr: Auf Druck der amerikanischen Investoren hatte sich die Firma in den USA inkorporiert.
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