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Die drittgrösste US-Fluggesellschaft flüchtet sich in die Insolvenz: American Airlines und deren Muttergesellschaft AMR haben Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Jetzt soll ein neuer Chef das Unternehmen retten.
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Die US-Fluggesellschaft American Airlines versucht mit einem radikalen Schnitt den Neustart. Um hohe Kosten und überbordende Schulden abzuschütteln, flüchtet sich der Mutterkonzern AMR mitsamt Tochtergesellschaften in den Gläubigerschutz nach Kapitel elf. Unter dem Schutz dieses Paragrafen im US-Insolvenzrecht kann American Airlines vorerst wie gewohnt weiterarbeiten, ist aber vor dem Zugriff seiner Geldgeber sicher.
«Das war eine schwierige Entscheidung», sagte der neue Konzernchef Thomas Horton. «Es ist aber notwendig und richtig, dass wir diesen Weg gehen.» Horton hat per sofort den Veteranen Gerard Arpey abgelöst, der in den Ruhestand geht. Der neue Mann an der Spitze versicherte, dass der Flugbetrieb wie geplant weiterlaufe. «Unsere Kunden stehen bei uns an erster Stelle.»
Schon seit längerem gab es Gerüchte über eine bevorstehende Pleite der drittgrössten US-Fluggesellschaft. Sie plagen seit langem hohe Verluste. Allein in den ersten neun Monaten diesen Jahres war ein Minus von unterm Strich 884 Millionen Dollar angefallen. Damit liegt der Verlust mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum.
Überalterte Flotte frisst viel Treibstoff
Viele der mehr als 900 Maschinen von American Airlines und der für Regionalstrecken zuständigen Schwestergesellschaft American Eagle sind alt, sie verbrauchen viel Treibstoff und benötigen eine intensive Wartung. So fliegt American Airlines noch die längst eingestellten Boeing MD-80, die im Schnitt 20 Jahre auf dem Buckel haben und 35 Prozent mehr Sprit als moderne Flieger verbrauchen.
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Allein in diesem Jahr musste American Airlines ein Drittel mehr für Kerosin ausgeben. Der Gesellschaft gelang es nicht, die höheren Kosten komplett auf die Ticketpreise abzuwälzen.
Um Kosten einzusparen, schlossen sich zudem die Konkurrenten die Rivalen United und Continental zur neuen Nummer eins der Branche zusammen. Das hat den Druck auf American Airlines noch verstärkt.
In den USA herrscht ein gnadenloser Preiskampf in der Luft. Es gibt Dutzende Fluggesellschaften, die mit Billigpreisen um die Kundschaft werben. Angesichts der Grösse des Landes und des schlecht ausgebauten Bahnnetzes ist Fliegen an der Tagesordnung. Allein American Airlines bietet täglich mehr als 3300 Flüge an.
460 Flugzeuge bestellt
Noch ist unklar, welche langfristigen Auswirkungen die Insolvenz haben wird. American Airlines ist Teil des Luftfahrtbündnisses Oneworld.
Zudem hatte American Airlines erst vor einigen Monaten einen gigantischen Auftrag für neue Flugzeuge an Airbus und Boeing vergeben. Insgesamt 460 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen vom Typ Boeing 737 und Airbus A320 sollen die Flotte erneuern. Der Listenpreis der Bestellung liegt bei 40 Milliarden Dollar, wobei allerdings satte Rabatte üblich sind.
Zumindest vorerst sollen die Geschäftspartner aber ihr Geld pünktlich bekommen. American Airlines hat dafür 4,1 Milliarden Dollar auf der hohen Kante liegen. Das reiche vermutlich mehr als aus, um durch die Insolvenz zu steuern, teilte das Management mit. Die neuen Flugzeuge werden erst in den kommenden Jahren ausgeliefert.
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(laf/vst/awp/sda)
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