Guten Tag,
... sie offenbaren ein Wirtschaftsverständnis, das Naivität, Selbstüberschätzung und eine Portion von Wohlstandsverwahrlosung kombiniert.
Die Tessiner Nationalrätin Greta Gysin und der Waadtländer Nationalrat Raphaël Mahaim.
Regina Vetter für BILANZDie beiden grünen Nationalräte haben Strafanzeige wegen der Trump-Geschenke der Oval-Office-Milliardäre von Fredy Gantner bis Johann Rupert eingereicht – derartige Attacken kann sich vor allem leisten, wer den Schweizer Wohlstand als gottgegeben ansieht.
Da haben sich die Wirtschaftsführer über Wochen für den 15-Prozent-Deal eingesetzt, mit Gantner an der Spitze, und schliesslich mit ihrem geschickten Vorgehen der Schweizer Exportwirtschaft satte Milliardeneinbussen erspart. Und wie danken es die Parlamentarier, im Schulterschluss mit den Juso? Sie lassen eine Strafanzeige in die Briefkästen der Verhandler flattern. Gewiss, die Rolex-Tischuhr oder der personalisierte Goldbarren entsprechen kaum dem heimischen Empfinden von Stil und Angemessenheit. Doch zur minutiösen Vorbereitung des Treffens gehörte eben auch die Erkenntnis, dass ein persönliches Geschenk an den Präsidenten am Beginn des Gesprächs elementar für jede Art von Erfolg ist. Und dass der grosse Weltenlenker es goutieren muss.
Natürlich gibt es noch kein formalisiertes Vertragsabkommen, aber das haben die für Trump deutlich wichtigeren Handelspartner von Grossbritannien über die EU bis Kanada auch nicht. Natürlich kann Trump je nach Laune jeden Deal wieder aufkündigen, was er ständig tut. Und natürlich ist es eine Form der Erpressung, wenn die stärkste Macht der Welt dem Rest die Bedingungen diktiert. Nur: Ausser den Chinesen kuschen alle vor dieser Macht, selbst die EU wirft sich trotz grösserem Binnenmarkt wegen ihrer militärischen Abhängigkeit in den Staub. Wer sich da in einem Kleinstaat moralisch erhaben über die Modalitäten des Deals oder die Eigeninteressen der Oval-Office-Milliardäre aufregt und sie gar strafrechtlich verfolgen will, sammelt billigen Entrüstungszuspruch, handelt aber verantwortungslos. Gantner und Co. verdienen Applaus statt Anzeigen.
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