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Belair

Warum alle mit Niki Lauda kooperieren

Laudamotion, Ryanair, Eurowings: Sie können sich nicht riechen, kooperieren aber trotzdem. Mit der Belair soll eine Schweizer Traditionsarline wiederauferstehen.

Dirk Ruschmann

Dirk Ruschmann

Niki Lauda und seine Airline

Cleverer Verkäufer: Air-Berlin-Reste gekauft, neu getauft und teurer an Ryanair weiterverkauft: Niki Lauda weiss, wie man Geld macht. Schon Lauda Air und Niki hatte er versilbert.

Keystone

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Das Aus von Air Berlin hat einen klaren Gewinner hervorgebracht: Niki Lauda. Er kaufte für 47 Millionen Euro ein Paket an Resten von Air Berlin, das er nun unter dem Namen Laudamotion betreibt, und konnte schon jetzt 75 Prozent dieser Laudamotion für 50 Millionen an den irischen Billigflieger Ryanair weiterreichen.

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Und Ryanair-Chef Michael O’Leary hat zugesagt, weitere 50 Millionen in den laufenden Betrieb zu investieren. Zugleich konnte Lauda einen Abschluss mit dem Lufthansa-Billigflieger Eurowings erzielen; bereits seit dem vergangenen Sonntag fliegen acht Airbusse, die Lauda betreibt, für Eurowings. 

Das führt zu der kuriosen Situation, dass die Lufthansa mittelbar mit Erzfeind Ryanair ins Boot steigt, und auch Niki Lauda dürfte kaum ein Wunschpartner der Deutschen sein: Lauda hegt seit langem eine Lufthansa-Phobie, weil die Deutschen, nachdem sie die Austrian Airlines übernommen hatten, seine an Austrian verkaufte Lauda Air als Marke beerdigten.

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Niedrigsaläre und Leiharbeitsverträge

Auch im Verlauf der Übernahmeverhandlungen um die Air-Berlin-Assets machte Lauda lautstark Stimmung gegen die Lufthansa und unterstellte ihr Absprachen mit der deutschen Regierung. Letztlich gilt Lauda auch als rotes Tuch für Mitarbeiter und Luftfahrt-Gewerkschaften, weil er mit Niedrigsalären operiert und gern Leiharbeitsverträge nutzt. 

Aber «Eurowings muss massiv wachsen, um ihr Programm abzufliegen», sagt der Schweizer Luftfahrtberater Thomas Jaeger. Denn flöge Eurowings nicht, würde sie die wertvollen Start- und Landerechte, die Slots, verlieren. Da der Markt für Kauf oder Miete von Mittelstreckenflugzeugen wie dem Airbus A320 derzeit leergefegt ist, blieb Eurowings-Chef Thorsten Dirks kaum anderes übrig, als Lauda zu beauftragen, der seinerseits damit seine Kosten an Eurowings weiterreichen kann. Ob die Kooperation diesen Sommer überlebt, gilt als unklar.

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Daneben beteiligt sich Laudamotion an einem zweiten Block, der sich in Zürich breitmacht: einem Verbund mit dem deutschen Ferienflieger Condor, der «ab Deutschland und der Schweiz sämtliche Kapazitäten der Laudamotion abgekauft hat», sagt Thomas Jaeger. 

Flugbetrieb ab Sommer

Branchengeflüster zufolge wird auch die derzeit komatöse Belair zu diesem Verbund stossen. Deren Chef Michael Hoevel wiegelt zwar ab; er dürfe nicht über den Auftraggeber sprechen, «das muss er selber tun». Er bestätigt aber erstmals, Belair wolle «im Sommer den Flugbetrieb wieder aufnehmen», «wir haben vier Airbus A320 für dieses Jahr gesichert, und wir haben genügend Besatzungen, die sich aus ehemaligen Belair-Mitarbeitern rekrutieren» – eine klare Absage an die ebenfalls kursierenden Gerüchte, Belair finde weder Flugzeuge noch Crews am Markt und stehe vor dem endgültigen Aus.

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Einen «eigenen Ticketvertrieb planen wir nicht», ergänzt Hoevel, Belair soll im «Wet Lease» Flieger und Crews für einen Auftraggeber betreiben. Auch das alles würde zu Condor und Laudamotion passen: Nur in Österreich verkauft Lauda direkt an Endkunden, die Schweizer Tickets werden via Condor-Website vermarktet. Der aktuelle Belair-Eigner, die deutsche Beteiligungsgesellschaft SBC, plane jedenfalls langfristig mit Belair, sagt Hoevel.

Für den Markt Zürich dürfte die neue Blockbildung Gutes bedeuten: Mehr Wettbewerb auf Ferienrouten, vor allem Richtung Mittelmeer, und damit auch: sinkende Ticketpreise. 

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