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Pierre Salanitro ist die Nummer 1 in seinem Fach: Edelsteine fassen und setzen. Seine Kunden: die Crème de la Crème der Schweizer Uhrenbranche.
Pierre Salanitro im Saal mit 65 Steinfassern: Fast alle Marken lassen ihre Uhren bei ihm veredeln.
David Wagnières für BILANZAm Anfang arbeitete er an einem umgebauten Ikea-Pult. Für mehr hatte Pierre Salanitro, Jahrgang 1966, schlicht kein Geld. Also fuhr er zum schwedischen Möbelhaus, holte sich so ein Billigteil und bastelte daraus sein eigenes Etabli, wie Uhrmacher und Goldschmiede ihre Werkbank nennen. Das war vor 30 Jahren. Und es war – Salanitro konnte das aber noch nicht ahnen – der erste Schritt zu einer verrückten Tellerwäscher-Karriere.
Heute ist seine Manufaktur die mit Abstand wichtigste Schweizer Adresse, wenn es um das Fassen von wertvollen Steinen auf wertvolle Uhren geht – alle Marken von Rang und Namen lassen Diamanten, Saphire, Rubine oder was auch immer bei ihm auf die Gehäuse, Zifferblätter oder Armbänder setzen.
Typisch für den Mann: Auf seiner Visitenkarte steht schlicht «Administrateur», was auf Deutsch Verwalter heisst. In Tat und Wahrheit ist Pierre Salanitro Chef und Besitzer des vielleicht glamourträchtigsten Unternehmens der Branche. Typisch ist auch das Domizil des Unternehmens, ein schmuckloser Bau aus den 1980er Jahren, irgendwo im Genfer Nirgendwo, gelegen zwischen anonymen grauen Betonbauten, Zollfreilager, Banque Pictet, Autohändlern und ein paar Restaurants. Den bescheidenen Eingang muss man nachgerade suchen. Man hat zwar mit teuersten Preziosen zu tun, aber von zur Schau gestelltem Protz hält man hier gar nichts.
Begonnen hatte alles aus Zufall: Pierre Salanitro, eher lustlos im Banking tätig, hatte mit einem ehemaligen Schulkollegen zum Mittagessen abgemacht. Aus irgendwelchen Gründen mussten die zwei noch rasch beim Vater des Kollegen vorbei, der ein kleines Atelier für Sertissage, also Steinfassung, betrieb. Salanitro sah die Arbeit mit den funkelnden Steinen – und hatte so etwas wie ein Erweckungserlebnis; es traf ihn wie ein Blitz. «Engagieren Sie mich?», fragte er sogleich. «Da müssten Sie zunächst mal ein bisschen üben», antwortete der Mann.
Also übte Salanitro. Zehn Monate lang. Tagsüber arbeitete er bei der Bank, von 5 bis 8 Uhr morgens und von 17 bis 21 Uhr aber sass er im Atelier beim Vater des Kollegen. Bis dieser endlich die erlösenden Worte sprach: «Jetzt kannst du es.» Und ihn engagierte. Es sollte nur eine erste Etappe sein. Denn neben dem Gespür für die Steine hat Salanitro auch unternehmerisches Geschick.
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