Abo
Pioniere

Fotosynthese als Vorbild

Farbstoff, der Sonnenlicht aufnimmt und in Energie verwandelt: Die «Grätzel-Zelle» ist findet als Stromspender breite Anwendung.

Erik Nolmans

Michael Grätzel

Der Chemieprofessor Michael Grätzel im SwissTech Convention Center in Lausanne, dessen Farbstoffzellen Strom fürs Gebäude liefern.

Valeriano Di Domenico für BILANZ

Werbung

Person: Michael Grätzel

Partner-Inhalte

Der Schweizer Chemiker deutscher Abstammung ist einer der Stars der Gilde: Regelmässig taucht sein Name unter den Kandidaten für den Chemie-Nobelpreis auf. Geboren 1944 in Dorfchemnitz in Sachsen, floh er mit seiner Familie kurz vor dem Mauerbau nach West-Berlin. Dort promovierte er in Chemie, dann zog es ihn ins Ausland. 1977 wurde er an die ETH Lausanne berufen. Dort forscht und doziert der inzwischen 75-Jährige weiter als ordentlicher Professor, allerdings ohne Gehalt, auf das er freiwillig verzichtet. Mit dem von diesem Geld angestellten neuen Kollegen arbeitet er eng zusammen. Seine Gattin Carole ist ebenfalls Wissenschaftlerin. Er hat drei erwachsene Kinder und wohnt in Saint-Sulpice bei Lausanne.

Produkt: Grätzel-Zelle

Michael Grätzel ist der geistige Vater eines neuen Typs von Solarzellen, der sogenannten «Grätzel-Zelle». Diese ahmt die Fotosynthese nach, jenen Prozess, mit dem Pflanzen Sonnenlicht in Energie umwandeln. Als Grundlage für die Aufnahme des Lichts dient Farbstoff, wobei schon der Saft einer Himbeere genügt, um den Effekt zu demonstrieren. Der Farbstoff wird mit weiteren Träger- und Leitmaterialien zwischen Glas gepresst. Die Farbstoffzellen sind einfach herzustellen und deutlich günstiger als herkömmliche, auf Silizium basierende Solarzellen. Die «Grätzel-Zellen» zeigen ihre Stärke vor allem unter widrigen Lichtbedingungen, wo sie einen deutlich höheren Wirkungsgrad als Siliziumzellen erreichen.

Werbung

Potenzial: Breites Einsatzgebiet

Fotovoltaik liegt im Trend – weltweit steigt das Bedürfnis nach sauberer und erneuerbarer Energie. Farbstoffzellen bedienen Märkte, die von den üblichen Siliziumzellen nicht oder nicht hinreichend abgedeckt werden können. Denn die «Grätzel-Zellen» können sehr breit eingesetzt werden, da sie selbst in diffusem Tageslicht effizient Energie produzieren. Weil sie unter anderem auch Energie von der Rückseite einfangen, können sie etwa in die Glasfassade von Hochhäusern integriert werden. Und dienen dann zusätzlich zur Wärmedämmung.

Serie: Die Schweizer Wissenschaft ist Weltspitze – doch die Macher sind kaum bekannt. BILANZ präsentiert regelmässig Personen, die mit ihren Innovationen die Welt verändert.

Über die Autoren
Erik Nolmans

Erik Nolmans

Erik Nolmans

Auch interessant

Werbung