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Wie der schwedische Obst-Trader das Geschäft mit europäischen Pfandbriefen entdeckte.
Henrik Stille: Früher verkaufte er Obst, heute Bonds.
Mario Wagner / 2 Agenten für BILANZWerbung
Henrik Stille wuchs auf einer grossen Erdbeerplantage im Süden Schwedens auf. Dem Obst blieb er zunächst treu: Zwei Jahre wirkte er in Honolulu als Trader für Ananas und andere Früchte. Auf den ungewöhnlichen Job bei Dole Fresh Fruit stiess er im damals noch recht beschränkten World Wide Web. Nach dem Gymnasium sah er sich dort nach einer Gelegenheit für einen Auslandsaufenthalt um. Offenbar war er einer von nur wenigen, die sich per E-Mail bewarben, und erhielt schon am nächsten Tag den Zuschlag. Weil Hawaii damals noch ein grosser Ananasproduzent war, lag der Schwerpunkt auf dieser Frucht. «Wir haben Ananas in die ganze Welt verkauft», erinnert sich Stille.
Für das Wirtschaftsstudium kehrte er nach Schweden zurück. Zwischen den Vorlesungen leitete er Öresundsbär, ein Unternehmen, das Beerenfrüchte in ganz Schweden verkaufte. Vor ziemlich genau 20 Jahren trennte er sich von den Früchten und startete beim skandinavischen Assetmanager Nordea als Portfoliomanager für Anleihen.
Täglich pendelt der 49-Jährige seither über die Öresundbrücke ins Nordea-Office in Kopenhagen, um dort fünf Bond-Funds mit aussichtsreichen Anlagen zu bestücken. Gut zehn Milliarden Euro haben Kunden in die Produkte investiert. Der Schwerpunkt liegt auf europäischen Pfandbriefen. Von denen ist Stille überzeugt: «In der über 200-jährigen Geschichte der Pfandbriefe hat es noch nie einen Ausfall gegeben. Trotzdem bieten sie mehr Alpha-Potenzial, als man erwarten würde.»
Drei Fonds haben einen Absolute-Return-Ansatz. Sie versuchen also, Renditen einzuholen, egal wie sich die Zinsen entwickeln. Umgesetzt wird die Strategie von Stille etwa so: Während er spanische Bonds kauft, werden gleichzeitig schwedische leer verkauft. Das Beispiel kommt nicht von ungefähr. «Es ist spannend, wie der Süden den Norden Europas beim Wachstum übertrumpft.» Auch die Ausgaben hätten die Südstaaten besser im Griff. Den Ukraine-Konflikt vor der Haustür wird nun vor allem im Norden in Rüstung investiert. Die Schere geht so in Europa noch weiter auf. Stille: «Binnen zehn Jahren hat sich die Lage komplett gedreht.»
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