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UBS-Studie

Reichtum der Milliardäre erreicht neuen Rekord

Der Club der Milliardäre wird grösser und weiblicher, wie eine UBS-Studie zeigt. Und die Reichen sind so mobil wie nie.

Holger Alich

<p>Der Club der Milliardäre wächst auf einen neuen Rekordstand.</p>

Der Club der Milliardäre wächst auf einen neuen Rekordstand.

Giancarlo Cattaneo

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Schon mal von Ben Lamm gehört, dem Co-Gründer des Biotech-Unternehmens Colossal? Oder von Marilyn Simons, der Witwe des Hedgefondsmanagers Jim Simons? Lamm und Simons sind in diesem Jahr in den wohl weltweit exklusivsten Club eingetreten: den Club der Dollar-Milliardäre.

Dieser informelle Club hat in diesem Jahr kräftigen Zuwachs erfahren. Laut dem «Billionaire Ambitions Report 2025» der UBS besitzen allein in diesem Jahr 287 Menschen neu ein Vermögen von mehr als einer Milliarde Dollar. «Die Zahl der Neumilliardäre hat 2025 einen neuen Höchststand erreicht», sagt Benjamin Cavalli, der in der UBS-Vermögensverwaltung für strategische Kundenbeziehungen zuständig ist. Gemäss der UBS-Studie kommen die Neumilliardäre insgesamt auf Vermögenswerte von 684 Milliarden Dollar.

Von den Neumilliardären haben 196 Menschen den Status aus eigener Kraft geschafft, vor allem dank der Gründung eines erfolgreichen Unternehmens – so etwa Ben Lamm. Das ist der zweitgrösste je gemessene Zuwachs, nur 2021 waren es mehr. 91 Menschen haben laut der Studie in diesem Jahr ein Milliardenvermögen geerbt.

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Bei den Neumilliardären gibt es die meisten Selfmade-Reichen in den USA mit 92 neuen Dollar-Milliardären. In Europa wohnen dagegen die meisten Milliardärs-Erben, 48 an der Zahl.

Fast 3000 Milliardäre gibt es auf dem Planeten

Insgesamt gibt es damit nun 2919 Menschen in der Welt, die ein Vermögen von mehr als 1 Milliarde Dollar ihr Eigen nennen. Ihre Zahl wuchs um 8,8 Prozent. In der Schweiz wohnen 84 von ihnen – zu den bekanntesten gehören die Reeder-Familie Aponte, Besitzerin der Containergesellschaft MSC und der gleichnamigen Kreuzfahrtgesellschaft, sowie der Hoffmann/Oeri-Clan, die den Pharmariesen Roche mehrheitlich besitzt. Laut der UBS-Studie hat ein Milliardär in diesem Jahr die Schweiz verlassen. Laut dem US-Magazin Forbes soll es sich dabei um den Investor Sebastian Kulczyk handeln, der von der Schweiz zurück in seine polnische Heimat gezogen ist. 

Bei der Geschlechterverteilung des Reichtums ist noch reichlich Luft nach oben: Den Daten zufolge gibt es weltweit 374 Milliardärinnen (Vorjahr: 344). Dagegen zählt der Reichen-Club 2545 Männer in seinen Reihen (Vorjahr: 2338).

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Noch kommen Frauen zudem primär über eine Erbschaft an ein Milliardenvermögen. Von den 43 Frauen, die in diesem Jahr die Schwelle eines 1000-Millionen-Dollar-Vermögens überschritten haben, kamen laut UBS 27 über eine Erbschaft zu ihrem Geld, 16 haben es aus eigener Kraft geschafft. Doch ihre Zahl wächst: «Es gibt immer mehr Frauen, die aus eigener Kraft mit ihrem Unternehmen zu Milliardärinnen werden», sagt Cavalli.

Und sie haben beim Verwalten des Geldes offenbar eine sehr kundige Hand: «Es fällt auf, dass Milliardärinnen das vierte Jahr in Folge ihr Vermögen schneller mehren als die Milliardäre», so UBS-Experte Cavalli. Grund dafür sei unter anderem, dass Frauen mit den Unternehmen, die sie erben, neue Märkte erschliessen und neue Produkte entwickeln, die eine breitere Käuferschicht ansprechen.

Erbschaftsberatung als strategisches Feld

Schon längst achten Banken wie die UBS darauf, dass in der Vermögensverwaltung nicht nur der Mann, sondern auch die Ehefrau miteinbezogen wird. Denn Studien zeigen, dass nach dem Ableben des Mannes die meisten Frauen die Bank wechseln – offenbar, weil sie sich nie richtig eingebunden gefühlt haben, wenn es um die Verwaltung des Familienvermögens ging.

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Nun rollt eine riesige Erbschaftswelle an. Allein der exklusive Club der Milliardäre wird laut der UBS-Studie bis 2040 ein Gesamtvermögen von 6,9 Billionen Dollar vererben. Der allergrösste Teil bleibt dabei innerhalb der Familie und geht oft zunächst an die Witwe.

Den Reichen-Experten der UBS ist noch etwas anderes aufgefallen: Milliardärinnen und Milliardäre sind so mobil wie nie. «Seit Covid stellen wir eine erhöhte Mobilität bei Milliardären fest», sagt Cavalli. Laut der Studie haben 36 Prozent der befragten Milliardärinnen und Milliardäre, die zur UBS-Kundschaft gehören, bereits einmal das Land gewechselt. Knapp 10 Prozent überlegen sich diesen Schritt.

Das liegt auch daran, dass viele Superreiche schon siebzig oder älter sind. Ihre Kinder sind längst aus dem Haus und wohnen und leben in anderen Ländern. Die reichen Eltern suchen sich daher gern eine schöne neue Bleibe für den Lebensabend. «Die Kriterien der Standortwahl sind primär ein gutes Gesundheitswesen, ein gutes Bildungssystem und eine tiefe Staatsverschuldung und Steuerlast», so Cavalli.

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Alles Punkte, bei denen die Schweiz brilliert. Doch bis zum 30. November schwebte das Damoklesschwert der Erbschaftssteuer-Initiative über dem Land – und hielt auch Wohlhabende von einem Umzug ab, wie Berater berichten. Dabei verzeichnete gerade Grossbritannien einen Reichen-Exodus, weil die Regierung die Steuerprivilegien für Auslandsvermögen abschaffte. 

«Mit der Ablehnung der Erbschaftssteuer-Initiative hat die Schweiz einen grossen Unsicherheitsfaktor beseitigt, der vor allem hier lebenden Milliardären Sorgen bereitete – dies sollte das Risiko von Wegzügen senken», sagt Maximilian Kunkel, der bei der UBS Chief Investment Officer für sehr wohlhabende Kunden ist.

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Holger Alich

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