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Der Goldpreis bricht alle Rekorde – und immer mehr Experten warnen vor einer Blase. Was steckt dahinter?
Erstmals hat der Goldpreis die 4000-Dollar-Marke überschritten.
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Der Goldpreis schreibt Geschichte: Heute Mittwochmorgen wurde erstmals die magische Marke von 4000 US-Dollar pro Unze (31,1 g) durchbrochen. Damit setzt sich eine sagenhafte Rally fort: Seit Ende 2024 hat sich das Edelmetall um rund 54 Prozent verteuert – das ist der höchste Anstieg seit 1979. darstellt.
Viele Anleger interpretieren Gold als klassischer Krisen-Hafen. Und Krisenherde gibts auf der Welt aktuell viele. Getrieben wird der jetzige Höhenflug vor allem durch wachsende Unsicherheiten in den USA. Der «Shutdown» lähmt viele staatliche Institutionen, wichtige Konjunkturdaten können kaum veröffentlicht werden – das verstärkt die Nervosität auf den Finanzmärkten zusätzlich.
Auf den ersten Blick überrascht die Goldpreis-Rally. Denn normalerweise steigt der Goldpreis, wenn die Aktienmärkte sinken. Doch an der Wall Street jagt gerade ein Rekord den nächsten. Egal ob der Tech-Index Nasdaq, der breit angelegte S&P 500 oder der Leitindex Dow Jones; überall stehen die Zahlen im Oktober auf Grün – und sind so hoch wie nie. Trotz Donald Trumps (79) Strafzöllen. Trotz US-Shutdown. Trotz geopolitischen Spannungen in Nahost und Europa.
Der Nasdaq hat seit Anfang Jahr beispielsweise über 18 Prozent zugelegt. In der Schweiz und in Europa sind die Börsenindizes ebenfalls sehr stark – und nur knapp von den Allzeithochs entfernt. Und trotzdem ist der Goldpreis in der aktuellen Marktlage ebenfalls auf Rekordhoch. Wie kann das sein – und was bedeutet das?
Auch die Experten sind sich hier nicht einig. Rebecca Teltscher vom Vermögensverwalter New Haven Asset Management nannte die aktuelle Lage in einem Kommentar ein «verwirrendes, fast widersprüchliches Marktumfeld». «Das ergibt eigentlich keinen Sinn. Ich mag das Wort Blase nicht – aber es fühlt sich an wie Blasenterrain.»
Teltscher warnt: Die Bewertungen an der Wall Street seien «auf fast allen Kennzahlen extrem teuer». Ob Kurs-Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite oder Kurs-Buchwert – überall signalisierten die Daten Überhitzung. Gleichzeitig kaufen Zentralbanken weltweit verstärkt Gold, um sich gegen geopolitische Spannungen abzusichern. Wäre Bitcoin nicht ebenfalls zu einer alternativen Krisenwährung avanciert, läge der Goldpreis laut Teltscher wohl aktuell noch höher.
Rohstoffstratege Amit Goel vom indischen Vermögensverwalter PACE 360 sprach Anfang Woche beim US-Sender CNBC von einer «Blase gigantischen Ausmasses», die sich an den Edelmetallmärkten gebildet habe. Gold hätte sich so stark verteuert, dass psychologische Grenzmarken wie 4000 Dollar die letzte Etappe einer Übertreibung markieren könnten. Goel verweist dabei auf historische Parallelen: Schon in den Jahren 2007 bis 2008 und 2011 sei Gold nach spektakulären Anstiegen um bis zu 45 Prozent eingebrochen – das könne sich nun wiederholen.
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Anders sieht das Roman Przibylla (40), Anlageexperte bei Maverix Securities. «Rekorde sind kein Argument für das Ende von Kursanstiegen», sagte er letzten Freitag im Gespräch mit Blick. Entscheidend seien viel mehr die Erträge, Zinsen und die Liquidität am Markt. Allen Befürchtungen wegen Trumps Strafzöllen zum Trotz stimme es auf der Ertragsseite der Unternehmen weiterhin. Das macht Przibylla zuversichtlich. «Eine harte Gewinnrezession, also stark fallende Firmengewinne, sehe ich aktuell nicht.» Und weiter: «Historisch werden neue Hochs häufiger von weiteren Hochs als von Crashes gefolgt.»
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