Guten Tag,
Chefanleger Thomas Heller sieht ein zentrales Risiko an den Märkten, ist für die kommenden Monate aber optimistisch.
Thomas Heller ist CIO der Frankfurter Bankgesellschaft Gruppe, der Privatbank der deutschen Sparkassen.
Samuel Trümpy für BILANZWerbung
Wir sehen Risk-on und Risk-off gleichzeitig. Das ist eine sehr spezielle Situation. Beide Märkte befinden sich in einer eigenen Welt, die sich von der realwirtschaftlichen Entwicklung losgelöst hat. Der Goldpreis spiegelt die Flucht aus dem Dollar wider, die Technologiehausse den Glauben an das enorme Potenzial der künstlichen Intelligenz.
Ja, aber davon bekommen wir an den Märkten wenig mit. Der Markt ist insgesamt erstaunlich gelassen.
Ein zentrales Risiko ist alles, was die Konjunktur kippen lässt. Zölle sind hier ein gutes Beispiel, weil sie direkte Implikationen für die Realwirtschaft haben. Der US-Arbeitsmarkt hat sich zwar abgeschwächt, ist aber immer noch stark. Sollten wir in den USA in eine Stagnation oder gar eine Rezession abgleiten, dann hätte das Folgen für die ganze Welt und könnte definitiv eine Korrektur an den Märkten auslösen.
Ich zögere, das Wort «Blase» zu verwenden, aber wir sind in einer Phase der Euphorie. Die entscheidende Frage ist, ob sich all die massiven Investitionen, die getätigt werden, irgendwann auch auszahlen.
Es ist unmöglich, einen bestimmten Schwellenwert zu nennen. Solange es weiterhin Wachstum und Gewinne gibt, sehe ich keinen Grund für eine grössere Korrektur. Ein Rücksetzer wird irgendwann kommen, aber die Prognose für die nächsten Monate ist derzeit eher positiv.
Es spricht nichts gegen einen positiven Jahresabschluss. Allerdings würde ich den Begriff «Rally» nicht überstrapazieren. Die Leute verbinden damit oft ein Plus von fünf oder mehr Prozent. Da könnten wir darunter liegen.
Im Vergleich mit Europa bin ich positiver für die USA eingestellt, was Wachstum und Unternehmensgewinne betrifft. Der Schweizer Markt eignet sich für europäische Investoren zur Diversifikation. Die defensive Sektorstruktur ist attraktiv, auch wenn sie stark von wenigen Unternehmen abhängt. Bei einer potenziellen Erholung der europäischen Konjunktur könnten Zykliker wie ABB oder Sika profitieren.
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