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Matthias Geissbühler

«Es schaukelt sich immer weiter auf»

Der Chefanleger der Raiffeisen warnt vor einer KI-Blase an der Börse.

Erich Gerbl

<p>Matthias Geissbühler (50) ist Chief Investment ­Officer der Raiffeisen Gruppe. Seit 2018 baut er dort das ­Anlagegeschäft auf.</p>

Matthias Geissbühler (50) ist Chief Investment Officer der Raiffeisen Gruppe. Seit 2018 baut er dort das Anlagegeschäft auf.

Daniel Ammann

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Herr Geissbühler, die KI-Fantasie treibt die Kurse der US-Tech-Werte immer höher. Hat sich bereits eine Blase gebildet?

Ja, wir befinden uns in einer Blase – die Frage ist, ob am Anfang, mittendrin oder schon nahe am Ende. In Tech-Aktien ist sehr viel Zukunftsfantasie eingepreist. Die «Magnificent 7» haben ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 36, der gleichgewichtete Markt liegt bei der Hälfte. Der Technologiebereich macht 46 Prozent des S&P 500 aus. Solche Werte haben wir im Peak der Dotcom-Blase gesehen.

Aber steckt in der KI-Technologie nicht gewaltiges Potenzial?

Doch, schon, aber die Erwartungen sind mittlerweile übertrieben. Nehmen Sie Nvidia: Das Unternehmen ist an der Börse 4200 Milliarden Dollar wert. Der Marktwert aller kotierten Schweizer Aktien ist nicht einmal halb so hoch. Dabei ist klar, dass die Wachstumsraten von Nvidia nach unten kommen müssen: Irgendwann sind alle Rechenzentren gebaut.

Rechnen sich die enormen Investitionen in die KI?

Seit Ende 2022 haben die «Magnificent 7» rund 1000 Milliarden Dollar in die KI-Infrastruktur investiert. OpenAI erwartet 2025 einen Umsatz von knapp 15 Milliarden Dollar und einen Verlust von 9 Milliarden. Der Break-even wurde für die nächsten Jahre nicht in Aussicht gestellt. Also verdient man derzeit mit KI kein Geld. Das ist ein Alarmzeichen. Wie sich die gigantischen Investitionen in nachhaltiges Wachstum ummünzen lassen, ist derzeit nicht bekannt. Es ist eine gigantische Wette auf eine rosige Zukunft.

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Wie bitte? Wieso lassen sich börsenkotierte Konzerne auf solche Wetten ein?

Sicher sieht man in der KI riesiges Potenzial. Aber es ist auch ein Herdentrieb. Investiert der Konkurrent 100 Milliarden in KI, ist es strategisch die einfachste Lösung, hier gleichzuziehen. So schaukelt sich das immer weiter auf. Es ist ein Wettrüsten.

Aber die US-Tech-Riesen können es sich leisten, oder?

Ja, doch die freien Cashflows gehen bereits rapide zurück.

Wie lange geht das Spiel weiter?

Die Aktionäre unterstützen die Strategie. Aber in den nächsten zwei, drei Jahren müssen die Konzerne liefern. Wenn die Investitionen nicht zu signifikanten Umsätzen und Gewinnen führen, werden die Investoren ungeduldig.

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Erich Gerbl

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