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Beim Wohnen könnte es einen zusätzlichen Preisschub geben. Den prophezeit die UBS für den Fall einer Abschaffung des Eigenmietwerts.
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Die UBS ist nicht gerade für linke Positionen bekannt. Beim Thema Eigenmietwert aber verbreitet die Grossbank Einschätzungen, die der SP sehr sympathisch sein dürften: In ihrem Bericht «Real Estate Focus» geht das grösste Schweizer Geldhaus von steigenden Immobilienpreisen aus, sollte der Eigenmietwert abgeschafft werden. Doch der Reihe nach.
Wer im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung lebt, musste bislang den sogenannten Eigenmietwert als Einkommen versteuern. Denn anders als Mieterinnen und Mieter sind Wohnungs- und Hausbesitzer nicht von steigenden Mietpreisen betroffen. Am 28. September stimmt die Schweiz darüber ab, ob die nicht nur bei Eigentümern verpönte Vorschrift abgeschafft werden soll.
Diese Frage ist seit Jahren ein politischer Dauerbrenner. Für die Streichung des Eigenmietwerts plädieren FDP, SVP, die Mitte sowie Hauseigentümer- und Gewerbeverband. Die Bürgerlichen sprechen allerdings nicht mit einer Stimme: Der einflussreiche Walliser Mitte-Ständerat Beat Rieder (62) ist gegen die Abschaffung, ebenso der Urner FDP-Regierungsrat Urs Janett (49) und die Bündner Mitte-Regierungsrätin Carmelia Maissen (48). Auch SP, Grüne und der Mieterverband weibeln gegen die Abschaffung. Die GLP hat Stimmfreigabe beschlossen.
Nun sorgt ein Papier der UBS für Aufsehen – die Grossbank prognostiziert höhere Immobilienpreise, wenn der Eigenmietwert abgeschafft wird: «Die Annahme dieses Systemwechsels würde einen nicht unbedeutenden Preisanstieg mit sich bringen – insbesondere in einem Tiefzinsumfeld», schreibt die UBS in ihrem Immobilienbericht. «Bei einem durchschnittlichen Hypothekarzins von 1,3 Prozent dürften die laufenden Nutzungskosten (Hypothekarzinsen, Unterhalt, Opportunitätskosten) eines durchschnittlichen Eigenheims um fast 5 Prozent sinken. Somit könnten Käufer bei gleichbleibenden Nutzungskosten rund 13 Prozent höhere Eigenheimpreise zahlen.» Weil eine Streichung der Eigenmietwert-Besteuerung im aktuellen Niedrigzinsumfeld die Finanzierungskosten für Immobilien senken würde, dürften die Preise dafür steigen. Denn wenn Kaufinteressenten weniger für die Finanzierung ausgeben müssen, nimmt die Nachfrage zu – was wiederum höhere Preise nach sich zieht.
Der Präsident des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands, SP-Ständerat Carlo Sommaruga (66), erklärt dazu gegenüber Blick: «Diese Analyse zeigt glasklar: Die Mieten steigen weiter, der Traum vom Eigenheim wird noch unerreichbarer. Gewinner ist hauptsächlich die renditegetriebene Immobilienlobby, die unser Zuhause zur Gewinnmaximierung missbraucht.»
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Und was sagt der Hauseigentümerverband (HEV)? SVP-Nationalrat Gregor Rutz (52), Präsident des HEV Zürich, sagt zu Blick: «Die Theorien, welche die UBS hier aufstellt, sind ziemlich absurd und realitätsfremd. Die Liegenschaftenpreise hängen, wie die Preise anderer Produkte und Dienstleistungen auch, primär von Angebot und Nachfrage ab. Liegenschaftenpreise passen sich nicht einfach der Steuerbelastung an – das ist eine rein theoretische Vorstellung, die mit den tatsächlichen Marktrealitäten nichts zu tun hat.» Nach der UBS-Logik müssten «in einem Kanton, der die Steuern um fünf Prozent senkt, danach die Produkte um fünf Prozent teurer werden. So einfach funktioniert die Welt natürlich nicht.»
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick.
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