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Rekordhohe Preise

Glänzendes Investment – alles, was Sie über Gold wissen müssen

Physisches Gold gilt als «sicherer Hafen» in Krisen­zeiten. Das Edelmetall eignet sich vor allem als langfristige Wertanlage.

Imke Reiher

Imke Reiher

<p>Goldbarren in einer Edelmetallraffinerie in Mendrisio TI.</p>

Goldbarren in einer Edelmetallraffinerie in Mendrisio TI.

Claudio Bader

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Es ist eines der ältesten Bezahlmittel der Welt und fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden: Gold, auf Lateinisch aurum. Das glänzende Edelmetall symbolisiert Macht und Reichtum. Es wird begehrt, gekauft und gestohlen und spielt auch in vielen Märchen, Mythen und Sagen eine zentrale Rolle. 

Die Nachfrage ist weltweit gross, denn Gold ist wertvoll und gilt als Garant für langfristigen Werterhalt. Ein oft zitiertes Beispiel, das diesen untermauert, ist der geschneiderte Massanzug, der sich für eine Feinunze Gold kaufen lässt, was 31,1 Gramm reinem Gold entspricht. Das Besondere: Der Preis war vor über hundert Jahren genauso hoch wie heute. «Gold ist ein verlässlicher Wertspeicher, den man als eine Art Versicherung für den langfristigen Vermögenserhalt verstehen kann», sagt Benjamin Summa, Edelmetallexperte und Leiter der Kommunikation beim Edelmetallhändler Pro Aurum. 

Facettenreicher Krisengewinner

Kein Wunder, dass die Nachfrage gerade in Krisenzeiten und Zeiten hoher Inflation spürbar anzieht, wie sich derzeit zeigt: Der Goldpreis steigt seit Monaten und durchbrach im Frühjahr erstmals die Marke von 3000 Dollar. Zurzeit kostet eine Feinunze Gold rund 3400 Dollar. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es noch rund 2000 Dollar weniger. «Aktuell treiben vor allem geopolitische Spannungen und eine zunehmend instabile Weltlage den Kurs, ebenso die massive Nachfrage der Notenbanken – insbesondere in Asien», sagt Summa. Für nachhaltigen Rückenwind sorgt aber auch der Industriesektor, der das Edelmetall wegen seiner vielen besonderen Eigenschaften schätzt und einsetzt: Gold lässt sich sehr gut dehnen und verarbeiten, es leitet Elektrizität, kann Infrarot gut reflektieren, korrodiert nicht und ist nahezu unzerstörbar. 

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Auch bei Privatinvestoren spielt Gold eine immer wichtigere Rolle, obwohl es keine Zinsen oder Dividenden bringt und der Preis stark schwanken kann. Denn neben dem langfristigen Werterhalt bietet das Edelmetall weitere Vorteile. So eignet es sich gut dazu, Vermögenswerte zu diversifizieren, da sich der Goldpreis unabhängig von anderen Finanzmärkten entwickelt.

Verschiedene Investment-Optionen

Zudem besitzt physisches Gold eine hohe Dichte, dank der sich viel Vermögen auf wenig Raum binden lässt: Ein Kilo passt in eine Zigarettenschachtel. Auch seine Seltenheit macht es als Investment attraktiv. Laut Schätzungen liegt der Anteil von Gold in der Erdkruste nur bei rund vier Gramm pro tausend Tonnen Gestein. Wer in Gold investieren will, hat verschiedene Möglichkeiten. Neben dem Kauf von physischem Gold, etwa in Form von Barren, Münzen, Schmuck und Medaillen, lässt sich auch indirekt über börsengehandelte Produkte wie Aktien, Zertifikate, Optionen, Futures oder Fonds sowie über Sparpläne in das Edelmetall investieren. Allerdings steht dabei nicht zwangsläufig der Goldpreis im Fokus, sondern mitunter auch Unternehmen, die sich am Goldmarkt engagieren, etwa Minenbetreiber und Förderunternehmen.

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<p>Goldenes Kleingeld: Renommierte Goldmünzen sind sehr gefragt.</p>
<p>Frisch gegossen: Goldbarren in der Edelmetallraffinerie Argor-Heraeus in Mendrisio TI.</p>
<p>Fein säuberlich auf­gestellt stehen die Ein-Kilo-Barren zum Weitertransport bereit.</p>
<p>Fast schon Alchemie: Im Elektrolysebad wird das Gold von anderen Metallen getrennt. An der Kathode setzt sich das Feingold ab.</p>
<p>Das Minengold wird bei über tausend Grad geschmolzen.</p>
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Goldenes Kleingeld: Renommierte Goldmünzen sind sehr gefragt.

RDB

Jede Variante hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile. «Doch wenn es um echte Vermögenssicherung geht, ist physisches Gold die erste Wahl, weil es krisensicher und frei von Emittentenrisiken ist», meint Summa. «Papiergold kann als Ergänzung dienen, aber es ersetzt keine solide Grundposition in physischem Gold.»

Der klare Vorteil von physischen Investments: Das Gold ist greifbar und kann unkompliziert weitergegeben werden. Beim Kauf wird allerdings ein sogenanntes Aufgeld auf den reinen Goldpreis fällig. Dieses kann im niedrigen einstelligen Bereich liegen, aber auch um die 20 Prozent betragen – abhängig von der Art, Grösse und Verarbeitung des jeweiligen Goldschatzes. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis haben grosse, einfach verarbeitete Barren. Am teuersten sind sehr kleine Stückelungen (Fractionals) sowie besonders ausgearbeitete Münzen, Medaillen oder Schmuckstücke, weil bei ihnen Zusatzkosten für das Handwerk anfallen.

Feingehalt, Prägung und Flexibilität beachten

Um das persönliche Optimum aus der Goldanlage herauszuholen, sollten Käufer neben dem Preis-Leistungs-Verhältnis mindestens drei weitere Aspekte beachten: den Feingehalt, auch Reinheitsgrad genannt, vorhandene Prägungen und die Stückelung. Zudem sollten sie Flexibilität priorisieren, die in einer unerwarteten Notsituation wichtig sein kann, rät Ugo Leca, Edelmetall- und Münzenexperte beim niederländischen Auktionshaus Catawiki. «Kleine Stückelungen ermöglichen es einem, nur so viel zu verkaufen, wie zu einem bestimmten Zeitpunkt notwendig ist.»

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Der Reinheitsgehalt von Gold wird historisch in Karat (Kt) angegeben und sollte möglichst hoch ausfallen. Das Optimum ist Feingold 999,9 – was einem Wert von 24 Karat entspricht. Diesen weisen in der Regel auch alle Goldbarren aus Schweizer Goldraffinerien auf, die im internationalen Markt einen hohen Stellenwert besitzen, wie Leca weiss: «Die Schweiz beheimatet einige der besten Raffinerien weltweit.»

Wer auf einen späteren Verkauf des Goldes spekuliert, sollte zudem darauf achten, dass die Barren den Prägestempel einer namhaften, anerkannten Prägeanstalt besitzen – wie Heraeus, Perth Mint, Umicore oder Valcambi – und an der London Bullion Market Association (LBMA) zugelassen sind, dem führenden Handelsplatz für Gold. Nur dann sind die Barren auch weltweit konvertierbar. Wichtig zu wissen: Um von der LBMA zugelassen und zertifiziert zu werden, müssen Goldbarren einen Mindestfeingehalt von 995/1000 besitzen. Da der Goldpreis international gehandelt wird, sind die Preise weltweit vergleichbar. Aus diesem Grund ist auch der Kauf im Ausland in der Regel nicht günstiger. «Zwar können Aufschläge auf Barren und Münzen etwas niedriger sein, doch Versandkosten, Zollformalitäten und mögliche Einfuhrabgaben relativieren diesen Vorteil schnell», sagt Summa. 

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Gefragte Bullionmünzen

Neben LBMA-zertifizierten Barren stehen bei Goldkäufern auch international anerkannte Münzen hoch im Kurs, die sich leicht handeln lassen und ein geringes Aufgeld haben. Die besten Karten haben dabei bekannte, klassische Investmentmünzen – sogenannte Bullionmünzen –, die einen hohen Feingehalt aufweisen. Zu den bekanntesten zählen der südafrikanische Krügerrand, der kanadische Maple Leaf, der American Eagle und der Wiener Philharmoniker. Und auch Anlagemünzserien wie der Australian Nugget oder bestimmte, landesspezifische Sammlermünzen sind gefragte Investments. Dazu zählt etwa das 20-Franken-Goldvreneli, das zwischen 1897 und 1949 in einer Gesamtauflage von 58,6 Millionen Stück geprägt wurde. Was für alle Investmentmünzen gilt: Neben ihrem Nenn- und Materialwert bestimmen auch andere Kriterien wie der Erhaltungszustand, das Herkunftsland, die Prägestätte, das Ausgabejahr, die Auflagenzahl und das Motiv ihren tatsächlichen monetären Wert.

Da auch Fälscher den Goldmarkt im Visier haben und mitunter sehr professionell unterwegs sind – Stichworte sind hier etwa ein Wolframkern oder falsche Stempelungen – ist es gerade bei grösseren Käufen ratsam, diese bei seriösen und etablierten Adressen zu tätigen. Hierzu zählen Banken, spezialisierte Edelmetallhändler – wie Degussa, Geiger Edelmetalle und Pro Aurum – sowie bekannte Auktionshäuser und Juweliere. «Die Verifizierung durch anerkannte Experten und Prüfverfahren ist essenziell, denn mittlerweile sind selbst versiegelte Objekte nicht mehr vor Fälschungen sicher», sagt Catawiki-Fachmann Leca. 

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Ausweispflicht und steuerliche Aspekte 

Aus Käufersicht ist es zudem ratsam, das erworbene Gold sicher zu verwahren – etwa im Tresor, in einem Bankschliessfach oder bei einem Edelmetallhändler – jeden Kauf gut zu dokumentieren und die Rechnung aufzubewahren. Damit lässt sich die Provenienz belegen, was auch mit Blick auf einen möglichen späteren Verkauf wichtig ist.

Für alle physischen Goldkäufe von Privatpersonen in der Schweiz gilt: Anlagegold wie Barren und gängige Münzen ist von der Mehrwertsteuer befreit. Allerdings müssen sich die Käufer gegenüber dem Händler ausweisen, und dieser muss die Kontaktdaten notieren, sobald der Einkauf einen Barwert von 15 000 Franken erreicht. Diese Auflage soll Geldwäsche ausbremsen. Zudem muss Goldbesitz in der Steuererklärung als Vermögen deklariert werden. 

Proaktiv und gezielt informieren 

Da der Goldpreis erheblich schwanken kann, ist es ratsam, aktuelle Entwicklungen im Auge zu behalten und sich gezielt zu informieren. «Auf Websites wie Goldprice.org und Investing.com finden sich zuverlässige Informationen zu realen Spotpreisen», sagt Catawiki-Experte Leca. «Persönlich nutze ich zudem auch Kitco.com.»

Weitere gute Orientierungshilfen sind die Website des World Gold Council sowie Finanzmagazine, Fachpublikationen und Marktberichte etablierter Händler und Datenplattformen wie Statista. «Am besten kombiniert man mehrere Quellen, um Preisverwirrungen zu vermeiden und ein Gefühl für den Markt zu entwickeln», rät Summa. 

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Glänzende Aussichten 

Auch wenn der Goldpreis zuletzt stark gestiegen ist und wiederholt neue Rekordwerte erreichte, hat er weiterhin Luft nach oben. Für Rückenwind sorgen diverse geopolitische Krisen, der anziehende Reichtum von Schwellenländern und ein zunehmendes Interesse von Investoren weltweit, Vermögen in Sachwerte zu investieren. «Gold bleibt ein solides Investment, das Schutz vor Marktvolatilität, Inflation und ökonomischer Unsicherheit bietet», sagt Catawiki-Experte Leca. 

Mit Blick auf das Gesamtportfolio empfehlen viele Finanzberater eine Edelmetallbeimischung von 5 bis 10 Prozent. In deutlich geringerem Masse findet sich Gold übrigens auch im menschlichen Körper wieder: Im Schnitt enthält jeder Mensch 0,2 Milligramm Gold im Körper, das über die Nahrung in den Blutkreislauf kommt. Der Kosename Schatz trifft es insofern auf den Punkt.

Dieser Artikel ist im Millionär, einem Magazin der Handelszeitung, erschienen (September 2025).

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