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Swissmem-Präsident

«Es wird weltweit nicht investiert»

Martin Hirzel bleibt trotz der konjunkturellen Krise optimistisch.

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<p>Martin Hirzel ist seit Januar 2021 Präsident von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und ­Metallindustrie, und seit über 25  Jahren in der Schweizer Industrie tätig.</p>

Martin Hirzel ist seit Januar 2021 Präsident von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, und seit über 25  Jahren in der Schweizer Industrie tätig.

KEYSTONE/Gaetan Bally

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Wie schlimm steht es um die Schweizer Industrie?

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Wir haben nun acht Quartale mit rückläufigem Umsatz in Folge. Das ist eine der längsten Industrierezessionen in der Schweiz, die ich kenne.

Und das bereits vor dem berüchtigten «Liberation Day».

Das war vor allem der Flaute in unserem wichtigsten Absatzmarkt, Deutschland, geschuldet. Hinzu kam die Abkühlung in China. Seit dem 9. April herrscht zudem eine hohe Unsicherheit, was im zweiten Quartal zum totalen Stillstand im Investitionsgütermarkt führte.

Seit April erheben die USA einen Basistarif von zehn Prozent auf Schweizer Exportgüter, weniger als befürchtet.

Das ist ein Zusatzzoll zu existierenden Abgaben. Wir haben ja kein Freihandelsabkommen mit den USA. Daher haben wir jetzt 12 bis 16 Prozent Zölle auf unseren Produkten.

Was bewirken diese Abgaben?

Nachfrageschwäche, Projekte sind auf Eis gelegt oder verzögern sich – in diesem Umfeld wird nicht investiert. Weder in den USA noch im Rest der Welt.

Nach Ablauf der Frist von 90 Tagen drohen sogar noch höhere Zölle. Was hätte das für Folgen?

Eine Umfrage bei unseren Mitgliedern hat ergeben, dass über 60  Prozent der Firmen Exportgeschäfte mit den USA haben. Drei Viertel der Firmen hätten bei Zöllen von mehr als 30  Prozent starke Auswirkungen oder würden sogar das Geschäft mit den USA abbrechen.

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Wie bitte?

Zölle in dieser Höhe können die Unternehmen nicht auf ihre Produkte aufschlagen, und die Marge würde es nicht erlauben, diese Kosten selbst zu tragen. Es würde sich schlicht nicht mehr lohnen, dieses Geschäft zu betreiben. Das ist dramatisch.

Auf welche anderen Märkte werden sich die Firmen fokussieren?

Wir hoffen, dass Deutschland mit dem Investitionsprogramm der Regierung Merz wieder in die Gänge kommt. Das würde der Schweiz sehr helfen. Auch Indien ist ein sehr dynamischer Markt. Deswegen sind wir froh über das Freihandelsabkommen.

Gibt es für Sie auch einen Grund für Optimismus?

Die Schweizer Industrie hat kein strukturelles Problem, sondern ein konjunkturelles. Die Nachfrage, die jetzt fehlt, ist aufgeschoben. Sobald sich die konjunkturelle Situation beruhigt, geht die Post ab bei der Schweizer Industrie. 

Dieser Artikel erschien in der BILANZ 07/2025.

 

Bilanz-Cover 7/25
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Anne-Barbara Luft

Anne-Barbara Luft

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