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Exklusive Autos dienen schon lange als stabile Wertanlage. Besonders Ferrari sorgt auf Auktionen für immer neue Rekorde.
Für 26 Millionen Dollar wurde dieser Daytona SP 3 im August 2025 versteigert – Rekord für ein neues Ferrari-Modell.
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Kein Zweifel: Für viele finanzkräftige Automobilliebhaber heisst die Hauptstadt der italienischen Provinz Emilia-Romagna nicht Bologna, sondern Maranello. Die kleine Stadt südlich von Modena ist in erster Linie Ferrari-Gemeinde – mit einem Entwicklungs- und Produktionszentrum, einem Museum und sogar einer hauseigenen Rennstrecke im Nachbardorf Fiorano, wo Ferrari seit 1972 Renn- und Strassenfahrzeuge fahrdynamisch optimiert.
In Zusammenarbeit mit RM Sotheby’s im kalifornischen Monterey hat Ferrari im vergangenen August wieder eine neue One-off-Bestmarke gesetzt. Das massgeschneiderte Unikat Daytona SP 3 erreichte mit 26 Millionen Dollar den höchsten je für ein neues Ferrari-Modell bei einer Auktion erzielten Preis. Auffällig sind die Lackierung in Giallo Modena und das über die gesamte Karosserielänge aufgebrachte Ferrari-Schriftlogo. Der Erlös dieses spektakulären Verkaufs kommt der Ferrari Foundation zugute, einer Organisation, die sich weltweit der Förderung von Bildungsprogrammen und gemeinnützigen Projekten widmet.
Mitte Oktober versteigerte Sotheby’s im Zürcher Hotel Dolder Grand 42 Autos aus der Sammlung der ehemaligen französischen Rennfahrerin Deborah Mayer, Präsidentin der FIA-Kommission Frauen im Motorsport. Rekordpreise erzielten dabei ein Daytona SP 3 2024 (5,35 Millionen Franken), ein La Ferrari Aperta 2017 (5,29 Millionen), ein 1988er 333SP (5,24 Millionen) sowie die drei XX-Modelle FXX-K Evo 2016 (5,24 Millionen), FXX Evo 2008 (4,06 Millionen) und 599XX Evo 2012 (2,76 Millionen). Bei einer weiteren Auktion im Hotel Dolder, organisiert von Broad Arrow Auctions, kamen am 1. November auch verschiedene Sportwagen unter den Hammer, darunter mehrere Ferrari-Modelle. Während der 2023er-Ferrari 812 Competizione A, von dem lediglich 599 Exemplare gebaut wurden, für 1,35 Millionen Franken einen Käufer fand, überschritt der 1966er 275 GTB sogar knapp die 2-Millionen-Grenze.
250 GT Berlinetta, gewann 1961 mit Fahrer Stirling Moss die Goodwood TT.
PR275 GTB, 1964, 3,3-Liter-V12-Motor, designt von Pininfarina.
PR365 GTB/4 Daytona, 1968, 4,4 Liter, V12, 352 PS, gebaut von Scaglietti.
PRTestarossa, 1984, 4,9 Liter, V12, 390 PS, ikonisches Design von Pininfarina.
PR360 Modena, 1999, erste vollständig aus Aluminium gefertigte Karosserie.
PREnzo, 2002, 6 Liter, V12, 660 PS, mit direkter Verbindung zur Formel 1.
PR599 GTO, 2010, 6 Liter, V12, 670 PS, Pininfarina, auf 599 Stück limitiert.
PR458 Speciale, 2013, 605 PS, extrem leistungsstarker V8-Saugmotor.
PRF80, 2024, 3 Liter, V6-Hybridantrieb mit drei Elektromotoren, über 1200 PS, Centro Stile.
PR849 Testarossa, 2025, 4-Liter-Biturbo-V8, drei E-Motoren, 1050 PS, Centro Stile.
PRSolche Auktionen zeugen von der Magie der Marke Ferrari und von der unbeschreiblichen Attraktivität dieser Autos – und auch von einer offenbar grenzenlosen Finanzkraft der einschlägigen Kundschaft. Rationale wirtschaftliche Überlegungen und rauschähnliche Begeisterung scheinen sich bei derart hochkarätigen Auktionen irgendwie zu vereinen, denn allein die Freude an der extremen Fahrdynamik dieser Fahrzeuge rechtfertigt solche Investitionen kaum, und um als sichere Wertanlage zu dienen, scheinen die Anschaffungspreise allzu hoch. «Leidenschaft ist stets der wichtigste Treiber. Einen Ferrari zu besitzen, bedeutet nicht, einfach nur ein Auto zu haben. Es ist die Erfüllung eines Traumes», erklärt Ronnie Kessel, der Ferrari-Händler mit Sitz in Lugano und Niederlassung in Zug.
Ganz besonders wichtig für Investoren ist die Exklusivität, denn Autos mit der geringsten Produktionszahl erreichen meistens die höchsten Preise. Beim Handel ist stets auf maximale Diskretion zu achten, schliesslich wollen sowohl die Käufer als auch die Verkäufer anonym bleiben – obwohl ihre Identitäten gegenüber Händlern und Auktionshäusern selbstverständlich transparent sein müssen.
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Das Label Ferrari ist schon deshalb einzigartig, weil sich der Hersteller seine Kundschaft aussuchen kann. Und stets soll die Nachfrage grösser sein als das Angebot. So hätten wohl auch im vergangenen Jahr deutlich mehr Autos abgesetzt werden können als die knapp 14’000 gefertigten Einheiten. Erst 2019 überschritt die Fertigungszahl in Maranello erstmals die 10’000er-Grenze. Wie der grosse Ferrari-Händler Niki Hasler festhält, entstanden im Ferrari-Werk seit der Gründung im Jahr 1947 rund 330’000 Fahrzeuge – vom strassentauglichen Gran Turismo über den Supersportwagen bis hin zum Formel-1-Auto –, und schätzungsweise 90 Prozent davon sollen immer noch vorhanden sein. So gesehen ist ein Ferrari auch ein sehr nachhaltiges Auto.
Der studierte Physiker forschte zu Beginn seiner Karriere in Genf am Cern und ist seit 2021 Chief Executive Officer von Ferrari. Unter seiner Führung erzielte die italienische Kultmarke ein Rekordergebnis nach dem anderen. 2024 verbuchte Ferrari einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro, ein Plus von 11,8 Prozent zum Vorjahr. Das Ebitda betrug 2,55 Milliarden Euro (plus 12,1 Prozent) – eine Ebitda-Marge von sagenhaften 38,3 Prozent. Insgesamt wurden 13 752 Fahrzeuge ausgeliefert.


Um ein Neufahrzeug aus Maranello-Fertigung zu erwerben – besonders wenn es in stark limitierter Auflage gefertigt wird –, hat der Kunde in der Regel den Beweis zu erbringen, dass schon mehrere Ferrari-Modelle in seiner Garage stehen. Wie Niki Hasler berichtet, gehört nun sogar auch der SUV-ähnliche Purosangue in diese Kategorie, seien doch schon kurz nach der Lancierung extrem viele Bestellungen eingetroffen. So werden nun ausschliesslich bereits bestehende Kunden mit dem ersten viertürigen und viersitzigen Ferrari-Modell beliefert. «Der Purosangue mit dem weiter verbesserten Allradantrieb bietet herausragende Fahreigenschaften», bestätigt auch Ronnie Kessel. Und: «Hinsichtlich Fahrfreude ist derzeit jedoch der Ferrari 296 eines der begehrtesten Modelle.»
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«Ein Ferrari kann ein Kunstwerk oder ein Investitionsgut sein», betont Hasler und erwähnt die grosse Breite der Kundschaft, weshalb auch alle derzeit gefertigten Modelle gleichermassen nachgefragt würden. Typisch und heute fast einzigartig für Ferrari sei die extreme Fertigungstiefe, denn vom Antrieb über das Fahrwerk bis zur Karosserie handle es sich um hundertprozentige Maranello-Eigenentwicklungen. Als überraschendes aktuelles Beispiel kann hier die bereits präsentierte technische Basis des neuen Ferrari Elettrica erwähnt werden. Erstaunlich ist nicht nur die komplette Transformation zum Elektroantrieb, sondern auch die Tatsache, dass sowohl die vier Elektromaschinen und das Fahrwerk als auch die Traktionsbatterie inhouse entwickelt wurden. Das komplette Fahrzeug soll im kommenden Frühjahr lanciert werden.

Die Fabrik in Maranello ist das Zentrum der legendären italienischen Sportwagenmarke.
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Die Fabrik in Maranello ist das Zentrum der legendären italienischen Sportwagenmarke.
PRRennsporterfolge dagegen sind heute für den Neuwagenmarkt weniger wichtig als in früheren Jahren, als Enzo Ferrari Verkaufserfolge von Strassenfahrzeugen nach der Devise «Win on Sunday, sell on monday» mit Siegen auf der Rennstrecke erzielte. Allerdings bringen historische Rennwagen auf Auktionen noch immer rekordhohe Preise. Spitzenreiter in dieser Gilde ist wohl der 250 GTO mit Jahrgang 1962, der schon für mehr als 50 Millionen Dollar gehandelt wurde. Wesentlich für den Wert eines klassischen Fahrzeugs aus Maranello ist das Echtheitszertifikat, das grundsätzlich nur in Maranello erhältlich ist. Dank der engen Zusammenarbeit mit Ferrari Classiche erstellt jedoch auch der in Basel angesiedelte Schweiz-Importeur Hasler ein offizielles Zertifikat, das Originalbauteile aus Ferrari-Fertigung bestätigt. Dabei sind nicht nur Antriebs- und Fahrwerkskomponenten, sondern auch die Karosserie und die Ausstattung eingeschlossen.
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Zur Reihe der Supersportwagen aus Maranello zählen der 288 GTO (1984), der F40 (1987), der F50 (1995), der Enzo (2002), der La Ferrari (2013), der SF 90 (2019) und der F80 (2024). Sie liefern als jeweils leistungsstärkste Modelle der Epoche Maximalleistungen zwischen 400 und 1200 PS.
Im XX-Programm bietet Ferrari einer ausgewählten Kundengruppe mit Rennstreckenerfahrung die Gelegenheit, ihr spezielles Auto auf der Piste bis in den Grenzbereich zu bewegen. Die frühen XX-Modelle waren gar nicht für den Strassenverkehr homologiert. Den Modellen FXX (2005) und FXX 599XX (2010) folgten der FXX-K (2014) und – als erste Strassenversionen – die Zwillinge SF 90 XX Stradale und SF 90 XX Spider (2023). One-Off-Modelle baut Ferrari seit 2008. Das erste Fahrzeug, der P540 Superfast Aperta, ging 2009 an einen amerikanischen Kunden. Zur One-Off-Klientel zählt eine extrem exklusive Schar von Markenfans wie beispielsweise der Blues-Rock-Gitarrist Eric Clapton, der sein persönliches Unikat SP 12 EC, antriebstechnisch basierend auf einem 458 Italia, 2012 in Maranello in Empfang nehmen konnte.

Ein Ferrari SF 90XX Stradale auf der Ferrari-Rennstrecke in Fiorano.
Lorenzo Marcinno
Ein Ferrari SF 90XX Stradale auf der Ferrari-Rennstrecke in Fiorano.
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Neuestes Modell aus dem Special-Projects-Programm ist der auf dem 296 GTB basierende SC 40. Um die lukrativen Personalisierungsangebote weiter auszubauen, plant Ferrari neue Tailor-made-Zentren in Tokio und Los Angeles.
Eine eigene Ferrari-Gruppe bilden auch die Dino-Modelle. Die nach dem Enzo-Ferrari-Sohn Dino bezeichneten Autos wurden in zwei Generationen als Serienmodelle produziert sowie in mehreren Ausführungen als Rennwagen hergestellt – stets mit V6-Mittelmotoren ausgestattet.
Die aktuelle Modellpalette bei Ferrari ist so breit gestreut wie nie zuvor. Und es darf angenommen werden, dass jedes Modell grundsätzlich eine gute Wertanlage ist. Zu den V12-Frontmotor-Modellen 12 Cilindri (610 kW, 830 PS) und Purosangue (533 kW, 725 PS) gesellen sich die V8-Modelle Roma Spider (450 kW, 612 PS) und 849 Testarossa (Mittelmotor, Hybrid, 772 kW, 1050 PS) sowie die beiden Mittelmotor-V6-Modelle 296 GTB (Hybrid, 610 kW, 830 PS) und F80 (Hybrid, 889 kW, 1200 PS). Die Cabrioletversionen von 12 Cilindri und 849 Testarossa heissen Spider, jene vom 296er GTS.
Anlässlich der Messe Auto Zürich präsentierte Ronnie Kessel das neue V8-Coupé Amalfi (471 kW, 640 PS). Auch wenn die Wahl auf ein «normales» aktuelles Serienmodell aus Maranello fällt, müssen für den Erwerb mindestens knapp eine Drittelmillion Franken locker gemacht werden – und dann vergehen rund 20 bis 24 Monate, bevor das Modell an den Käufer ausgeliefert werden kann.
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Der neuste Ferrari Amalfi, mit V8-Frontmittelmotor; Preis: ab 224’000 Franken.
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Der neuste Ferrari Amalfi, mit V8-Frontmittelmotor; Preis: ab 224’000 Franken.
PRGemäss dem kürzlich präsentierten strategischen Plan will Ferrari bis 2030 vier neue Modelle pro Jahr auf den Markt bringen – darunter den schon erwähnten Ferrari Elettrica. Daneben sollen aber auch weiterhin V6-, V8- und V12-Benzinmotoren angeboten werden. Der Antriebsmix soll 2030 aus 40 Prozent reinen Benzinern, 40 Prozent Hybriden und 20 Prozent Elektroversionen bestehen.
Dieser Artikel ist im Millionär, einem Magazin der Handelszeitung, erschienen (Dezember 2025).
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