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Das Fondsvermögen, das Frauen verwalten, ist stark gestiegen. Nicht so die Zahl der Fondsmanagerinnen. Wie passt das zusammen?
Fonds-Managerinnen verwalten mehr Geld – aber das heisst noch lange nicht, dass auch mehr Frauen im Fonds-Management tätig sind.
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In ihrem neuesten – sehr lesenswerten – Roman «Dream Count» erzählt Chimamanda Ngozi Adichie von einer nigerianischen Bankerin, die sich die fragwürdigen Gepflogenheiten der dortigen Finanzwelt zunutze macht. Sie verschleiert Korruption, entwickelt komplexe Offshore-Konstrukte und wird dank Insidergeschäften Millionärin.
Der jüngste «Alpha Female Report» des Finanzverlags Citywire liefert sehr viel seriösere und dazu noch erfreuliche Nachrichten aus der Realität: Das von Fondsmanagerinnen verwaltete Vermögen hat sich in den vergangenen zehn Jahren von 1,5 auf 4,6 Billionen Euro mehr als verdreifacht. Ein beeindruckender Erfolg, der bei genauerer Betrachtung allerdings einen bitteren Beigeschmack offenbart. Denn der Anteil der Frauen im Portfoliomanagement dümpelt weiterhin bei mageren 12,9 Prozent weltweit – 2016 waren es 10,3 Prozent. Das deutliche Wachstum des verwalteten Vermögens erklärt sich hauptsächlich durch den Boom gemischtgeschlechtlicher Teams. Heute wird fast ein Sechstel aller Fonds gemeinsam von Frauen und Männern verwaltet. Das ist eine Entwicklung, die positiv zu bewerten ist.
Die Finanzbranche erkennt langsam den Wert von Vielfalt bei Investitionsentscheidungen. Das wurde auch Zeit. Studien belegen seit Jahrzehnten, dass gemischte Teams bessere Anlageresultate erzielen. Warum reine Männerdomänen in der Schweizer Finanzbranche trotzdem hartnäckig Bestand haben, muss man nicht verstehen. Hierzulande ist der Anteil gemischter Teams 2024 von sechs auf acht Prozent gestiegen. Der Anteil der vollständig von Frauen geführten Fonds ist von fünf auf vier Prozent gesunken. Nur zwei Prozent der in der Schweiz verwalteten Vermögen entfallen auf Fonds unter weiblicher Leitung. Es ist noch ein langer Weg!
Die Bankerin in Adichies Roman handelt trotz ihrer zwielichtigen Geschäfte aus Idealismus. Denn mit einem Teil ihrer «Beute» fördert sie Frauen in finanziellen Notlagen. Lassen Sie sich von dieser Robin-Hood-Geschichte aber nicht dazu verleiten, Geld an fabulöse Banker in Nigeria zu überweisen – aber das wissen Sie sicher bereits.
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