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Nvidia-Chef Jensen Huang zementiert mit einer Shoppingtour seine Vormachtsstellung bei den KI-Chips. Was ist da gerade an der Wall Street los?
Jensen Huang: Der Nvidia-Chef ist derzeit auf Einkaufstour.
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«Shopping ist mein Ausdauersport», hat Hollywood-Star Sarah Jessica Parker (60) in «Sex and the City» zu sagen gepflegt. Träfe das auch auf Jensen Huang (62) zu, wäre der Taiwan-Amerikaner ganz schön fit. Denn der Nvidia-CEO hat sich in den letzten Wochen und Monaten auf die grösste Einkaufstour eines Tech-Unternehmens in der Geschichte der Wall Street begeben.
Einerseits standen – für Nvidia-Verhältnisse – kleinere Übernahmen auf dem Einkaufszettel: Gretel, eine Data-Firma aus San Diego (320 Millionen Dollar) oder das zwei Jahre junge chinesische Startup Lepton AI (700 Millionen Dollar). Für die Technologie von Enfabrica liess Huang gleich 900 Millionen Dollar springen – und verpflichtete dafür auch deren CEO Rochan Sankar.
Andererseits gab es aber auch Mega-Investments beim Chiphersteller: Am letzten Donnerstag sicherte sich Nvidia eine 4-Prozent-Beteiligung am Halbleiterproduzent Intel für 5 Milliarden Dollar. Und am gestrigen Montag wurde bekannt, dass Nvidia mit 100 Milliarden Dollar in den Tech-Konzern OpenAI – zu dem unter anderem ChatGPT gehört – investiert. Eine gewaltige Summe!
Nvidias 100-Milliarden-Dollar-Investment bei OpenAI ist in dieser Höhe einzigartig – es handelt sich dabei nicht um eine klassische Übernahme, sondern um eine Beteiligung ohne Stimmrechte. Dafür mit der Zusage, dass OpenAI im Gegenzug massenhaft Nvidia-Chips kauft. Die bislang grössten Tech–Transaktionen stammen von Microsoft mit der 69-Milliarden-Dollar-Übernahme von Activision Blizzard im Jahr 2022 oder von Dell mit dem 67-Milliarden-Dollar-Deal von EMC im Jahr 2015.
Nvidia-Chef Huang übertrifft mit dem OpenAI-Engagement alles, was die Tech-Branche bislang gesehen hat. Er will Nvidia die Vorherrschaft in der boomenden KI-Branche sichern. Sein Unternehmen dominiert zwar schon heute den Markt für die Chips, die moderne KI-Systeme antreiben. Doch Huang setzt aktuell alles daran, dieses Monopol auszubauen – von der Hardware über Cloud-Dienste bis hin zu Software und Anwendungen.
Denn aus dem Reich der Mitte kommt ernstzunehmende Konkurrenz: Vor allem Huawei macht Tempo und hat kürzlich mit einem neuen Supercomputer – medial als «Nvidia-Killer» beschrieben – für Aufregung gesorgt. Das chinesische Unternehmen setzt auf Vernetzung hunderter eigener Prozessoren und schafft damit eine Rechenleistung, die Nvidia ins Schwitzen bringen könnte. Klar ist: Peking will im KI-Rennen gegen die USA nicht verlieren. Und wird wegen Nvidias Shopping-Powerplay zunehmend nervös.
Das zeigte sich letzte Woche: Die Regierung rund um Staatschef Xi Jinping (72) hat heimische Tech-Giganten wie Tiktok-Herausgeberin ByteDance und Alibaba angewiesen, keine KI-Chips von Nvidia mehr zu kaufen. Laufende Bestellungen mussten sofort gestoppt werden.
Trotz dieses Rückschlages: Nvidia überzeugt an der Wall Street die Investoren. Das Unternehmen ist mit einer Marktkapitalisierung von 4,46 Billionen Dollar das wertvollste der Welt. Der Aktienkurs hat sich seit April von 96 auf 184 Dollar fast verdoppelt.
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