Abo
Alex Friedman

Dead Man Walking

Mit einer wirren Informationspolitik hat GAM-CEO Alex Friedman Märkte und Kunden verunsichert. Es dürfte eng für ihn werden.

Erik Nolmans

Alex Friedman

Ärger im Haus: Mit dem Rausschmiss von Fondsmanager Tim Haywood hat CEO Alex Friedman (Bild) den Aktienkurs von GAM auf Talfahrt geschickt.

Bloomberg

Werbung

Immer wieder muss es Alex Friedman erklären: warum er seinen Fondsmanager Tim Haywood entliess und Fonds in Milliardenhöhe schliesst. Haywood habe es versäumt, bei einigen Investitionen eine ausreichende Due Diligence durchzuführen und Dokumente nachzuliefern. Auch habe er seinen persönlichen E-Mail-Account für die Arbeit benutzt. Anderseits liess GAM verlauten, man zweifle nicht an der Ehrlichkeit von Haywood.

Partner-Inhalte

Ja, was denn nun? In der englischen Presse kamen gleich mehrere Analysten zum Schluss, GAM habe überreagiert. Oder steckt doch mehr dahinter?

Unsicherheit ist Gift für den Aktienmarkt – der Kurs ist seit Ende Juli um ein Viertel gefallen. Auch weil die Fondsschliessungen heftige Folgen für die Einnahmen haben werden – rund 45 Millionen fallen weg.

Reihe von Pannen

Das Debakel kommt zu einem Zeitpunkt, da die Kritik an CEO Alex Friedman generell zugenommen hat. So überraschte GAM im Juli mit einer Wertberichtigung von 59 Millionen Franken bei der erst vor zwei Jahren gekauften Tochter Cantab – die Ertragsziele konnten nicht erreicht werden.

Tim Haywood

Tim Haywood: Der Fondsmanager soll gegen interne Vorschriften verstossen haben.

ZVG
Tim Haywood

Tim Haywood: Der Fondsmanager soll gegen interne Vorschriften verstossen haben.

ZVG

Werbung

«Wie viele Fehler in Folge darf sich ein CEO eigentlich erlauben?», fragt Hedge-Fund-Manager Rudolf Bohli, der als GAM-Aktionär vor zwei Jahren Änderungen im Verwaltungsrat durchsetzen wollte. Kritikpunkt war auch das Vergütungssystem. So hatte Friedman seinen Lohn um 20 Prozent auf 6,1 Millionen aufstocken lassen, obwohl die Ergebnisse rückläufig waren. Der Druck an der Generalversammlung führte 2017 dazu, dass GAM das Vergütungskonzept änderte.

Friedmann gilt als angeschossen

Die Frage ist, wie lange die grossen Investoren Friedman weiter die Stange halten. Ein Viertel der Aktien ist im Besitz von drei grossen institutionellen Investoren, wobei die englische Silchester mit 15 Prozent der grösste ist.

Ein GAM-Mitarbeiter im Hauptsitz im Zürcher Prime Tower.

Ein GAM-Mitarbeiter im Hauptsitz im Zürcher Prime Tower.

Keystone
Ein GAM-Mitarbeiter im Hauptsitz im Zürcher Prime Tower.

Ein GAM-Mitarbeiter im Hauptsitz im Zürcher Prime Tower.

Keystone

Silchester gilt als Old-School-Value-Investor, als bedächtiger Aktionär mit langfristigem Horizont. Dem dürfte die friedmansche Hektik kaum passen. «No comment», heisst es auf Anfrage. Wegen des Kurssturzes ist GAM zum Spekulationsobjekt verkommen, steigt doch die Gefahr einer feindlichen Übernahme.

Werbung

In Londoner Finanzkreisen gilt Friedman als arg angeschossen, ja als «Dead Man Walking». Laut GAM haben Gespräche mit den grössten Investoren stattgefunden, zu Ergebnissen wird keine Stellung bezogen. Noch hat sich auch der VR zurückgehalten. Im jüngsten Communiqué beeilte sich Friedman zu betonen, dass sich «der gesamte VR und die Geschäftsleitung einig» bei der Suspendierung Haywoods gewesen seien. Die Frage von BILANZ über seine berufliche Zukunft liess Friedman unbeantwortet.

Über die Autoren
Erik Nolmans

Erik Nolmans

Erik Nolmans

Auch interessant

Werbung