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Revolution in der Küche oder teures Gadget?

Mit dem Wired Cooker, einem smarten Kochtopf, lassen sich Gerichte gradgenau kochen. Das klappt mal besser und mal schlechter.

Marc Kowalsky

Ein Schweizer Start-up wagt sich in die Welt der smarten Küchengeräte: Wie macht sich der Kochtopf als Küchengehilfe?
Ein Schweizer Start-up wagt sich in die Welt der smarten Küchengeräte: Wie macht sich der Kochtopf als Küchengehilfe? kornel.ch für BILANZ

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Die Gadgets, die ich auf dieser Seite teste, stammen in der Regel von Firmen aus China oder den USA, manchmal aus Korea oder Frankreich, selten aus Deutschland oder Japan. An ein Gerät eines Schweizer Start-ups mag ich mich in den fast exakt 15 Jahren nicht erinnern. Gross also mein Interesse, als mir die Zürcher Firma Wired Cooking ihren App-gesteuerten Kochtopf zum Test anbot.

Der Wired Cooker ist mit drei Temperaturfühlern ausgestattet: am Boden, oben und in der Innenwand. Sie kontrollieren die Kochtemperatur, die sich per App gradgenau auf bis zu 200 Grad einstellen lässt. Man kann damit alles machen, von Schokoladeschmelzen über Blanchieren oder Sous-vide bis zu Frittieren. Wobei sich das Gerät explizit nicht als Kochautomat versteht für Menschen, die nicht kochen können, sondern einfach eine bessere Kontrolle über das Gargut bieten soll. Dabei kann es ziemlich lang dauern, bis die Zieltemperatur erreicht ist – auch weil sich das Heizelement zur Schonung zwischenzeitlich immer wieder ausstellt und dann bis zu 15 Grad verloren gehen.

Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.

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Mit 2,5 Litern Inhalt ist der Topf eher klein – Gäste damit zu bekochen, ist eine ziemliche Herausforderung. Nerviges Detail: Das Stromkabel ist lächerlich kurz. Immerhin darf der Topf nach Gebrauch in den Geschirrspüler. Ein wichtiges Feature ist das Kochbuch in der App. Es umfasst (inklusive Doubletten) ganze 56 Rezepte und ist von der Benutzerführung her sehr verbesserungsfähig. Was cool ist: Damit kann auch gleich die Kochtopfsteuerung programmiert werden. Aber jeder Benutzer kann an Rezepten heraufladen, was er will, eine Qualitätskontrolle gibt es nicht. Schade, aus der Idee könnte man sehr viel mehr machen.

Meine Erfahrungen waren gemischt: Das Onsen-Ei (59 Minuten bei 64, dann eine halbe Minute bei 85 Grad) war die leichteste Übung, es gelang perfekt. Die gebrannte Crème eher weniger: «Was ist das denn für eine Suppe?», fragte meine Frau entsetzt, als ich das Dessert aus dem Kühlschrank holte, und sie hatte recht: Geschmack okay, Konsistenz mangelhaft. Das Zitronenrisotto mit Kabeljaufilet misslang völlig, weil der Autor des Rezepts den Timer bei Erreichen der Zieltemperatur (155 Grad) nicht so programmiert hatte, dass der Topf automatisch die nächste Garphase einleitet. Als ich dann irgendwann per Hand weiterschaltete, war es natürlich viel zu spät und der Reis grauenhaft verkocht. Dass anschliessend das Garen des Fischs klappte, war kein wirklicher Trost.

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Mit 550 Franken ist der Topf nicht billig, sinnvolles Zubehör wie Dämpfeinsatz, Frittierkorb, Abgiesshilfe oder Gargutfühler kostet extra. Was schmerzlich fehlt, ist ein Rührwerk: Die gebrannten Mandeln etwa musste ich die ganze Zeit per Hand umwälzen, damit die Zuckermasse nicht anklebt. Thermomix für Arme.

Fazit: Der Topf ist mir zu klein, die Möglichkeiten zu beschränkt. Dennoch kann der Wired Cooker für klar definierte Aufgaben eine wertvolle Küchenhilfe sein.

Wired Cooker

Preis: 550 Franken

Bewertung: ★★★

Wired Cooker
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★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend

Über die Autoren
Marc Kowalsky

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