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Meinung

Schwarz-gelb gestreift zum Erfolg

Heute ein eher überraschender Vorschlag für Ihren Erfolg im Unternehmen: Benehmen Sie sich wie eine scheue Hornisse.

Kurt. W. Zimmermann

<p>Kurt W. Zimmermann ist Verlagsunternehmer, Kolumnist und Buchautor zu den Themen Medien, Biologie und Outdoor-Sport.</p>

Kurt W. Zimmermann ist Verlagsunternehmer, Kolumnist und Buchautor zu den Themen Medien, Biologie und Outdoor-Sport.

Bilanz

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Ich hatte in Deutschland mal einen Kollegen in der Geschäftsleitung, der sich, obgleich schon etwas älter, für einen Easy Rider hielt. In der warmen Jahreszeit fuhr er gern auf seinem Motorrad zum Büro. Auf dem Motorrad sass er dann im Anzug mit Krawatte und mit Helm auf dem Kopf. Manchmal, wenn das Wetter schön war, fragten wir ihn: «Sind Sie heute Morgen wieder mit dem Motorrad gekommen?» Er sagte dann: «Ja, ich bin mit meiner Honda Hornet hier.» Er nannte es nie «mein Motorrad». Er nannte es stets liebevoll «meine Honda Hornet». Ich habe mich dann erkundigt, was an dieser Honda Hornet so speziell sein soll. Die Hornet ist offenbar einer der grössten Erfolge des japanischen Motorradherstellers, sportlich zwar, aber auch sehr komfortabel zu fahren. Die Geschichte mit der Hornet ist zwanzig Jahre her. Aber sie ist mir diesen Sommer eingefallen, als wir an einem Abend mit Gästen auf der Terrasse unseres Ferienhauses in Italien sassen. Auf einmal schwirrten ein, zwei Dutzend Hornissen um unseren Tisch herum. Die Viecher brummten wie angriffige Drohnen aus der Ukraine. Die Gäste hatten etwas Panik, aber ich war ganz entspannt.

Die Hornisse, englisch Hornet, ist ein hochinteressantes Tier. Es ist meiner Meinung nach ein ideales Muster dafür, wie man als Manager Erfolg hat. Aber darauf kommen wir noch. Hornissen und Hornets haben ein eher furchterregendes Äusseres und einen entsprechenden Ruf. Sieben Hornissen könnten ein Pferd töten, sagt der Volksmund. Das ist Quatsch. Stiche von Hornissen sind harmloser als jene von Bienen. Und vor allem haben Hornissen einen exzellenten Charakter. Es sind sehr intelligente Tiere, die Vertrauen zu Menschen haben, deren Gesicht sie erkennen können und die ihnen zuvor freundlich begegnet sind. Hornissen sind zuvorkommend, tolerant und friedfertig. Es sind sehr scheue Tiere, die schnell die Flucht ergreifen, wenn sie sich unwohl fühlen. Sie würden nie einen Menschen attackieren, wenn der nicht gerade mit einem Hammer auf ihr Nest losgeht. Es gibt unzählige Anwendungen, die sich auf die Hornisse beziehen. Es gibt den US-Kampfjet F/A-18 Hornet, es gibt die britische Hornet-Aktion gegen den Drogenhandel, es gibt den französischen Hornissen-Hubschrauber, und es gab die Messerschmitt Hornisse der deutschen Luftwaffe. Immer stand das äussere, aggressive Erscheinungsbild hinter der Namensgebung und nicht die angenehmen inneren Werte der Insekten.

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«Man wirkt als Manager stets stichbereit, ist aber im Grunde von versöhnlicher Wesensart.»

Ich glaube, die Hornisse, bedrohlich wirkend und prinzipiell sanft, ist ein nachahmenswertes Modell für unternehmerischen Erfolg. Man wirkt als Manager stets stichbereit, ist aber im Grunde von versöhnlicher Wesensart. Steve Jobs, den verstorbenen CEO von Apple, hat man gelegentlich mit einer Hornet verglichen. Er schwirrte stets bedrohlich herum, beeindruckte dadurch seine Umgebung, war aber in Wirklichkeit ein sanfter und versöhnlicher Typus, wenn man ihn denn wirklich kennenlernte. Dasselbe sagt man von Carl Icahn, dem legendären Investor, der sich mit dem Image der schwarz-gelb gestreiften und aggressiven Vespa crabro umgab, wie das Tier in der biologischen Nomenklatur heisst, und sich dadurch gefürchteten Respekt als rücksichtsloser Draufgänger verschaffte. De facto war er ein zurückhaltender, schon fast scheuer Familienmensch. Ich glaube, wenn ich irgendwann mal ein Managementbuch schreiben sollte, würde ich mich an den Hornissen orientieren. Arbeitstitel des Buchs: «The Hornet Principle: How to Impress for Success».

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Kurt. W. Zimmermann

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