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Edelmöbel

Minotti bietet zeitlose Italianità

Tiefe Wurzeln, weiter Horizont, wacher Geist: So lautet das Erfolgsrezept des italienischen Möbelbauers Minotti.

Wilma Fasola von Handelszeitung

Schön, da zeitlos: Das Sitzprogramm Riley von Hannes Peer.

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Roberto und Renato, das klingt nach Italien. Und in diesem konkreten Fall haben wir es auch mit 100 Prozent made in Italy zu tun: Roberto und Renato sind die Brüder Minotti, Inhaber der gleichnamigen italienischen Designmanufaktur. Der eine hat Jahrgang 1955, der andere 1960. Zusammen haben sie das Familienunternehmen in den letzten Jahren komplett neu aufgestellt und die nächste Generation installiert. Geblieben sind bei allen Veränderungen die Preise, die hoch bleiben, und gerüttelt haben sie auch nicht am Wertegerüst, das ihr Vater einst aufgestellt hatte.

Treue, Vertrauen und Zusammenhalt – auf Italienisch kurz «la famiglia» – stehen über allem, auch über einem stolzen Ego. Im Gespräch mit BILANZ antwortet Roberto Minotti sehr gelassen auf die Frage, wie es bei ihnen in Sitzungen zugehe: «Wenn es um das Unternehmen geht, führen wir jede Diskussion mit der richtigen Rationalität, aber auch mit einer gewissen emotionalen Komponente, es handelt sich schliesslich um das Projekt unserer Familie, unseres Vaters.» Er überlegt kurz. «In einigen Fällen gibt es hitzige Gespräche, aber letztlich finden wir immer einen Weg, unsere Ideen in einem gemeinsamen Projekt oder einer gemeinsamen Entscheidung zu vereinen.» Es sind die Werte der Eltern, die beruhigen. Die klare Linie des Vaters, die Empathie der Mutter. «Unser Vater war ein Mann mit soliden Prinzipien, geleitet von einem starken Pflichtgefühl und grossem Pragmatismus», beschreibt es Renato Minotti. «Er war für uns ein wichtiges Beispiel für Hingabe und Konsistenz und hat uns parallel die Freiheit gelassen, Fehler zu machen.» Die Mutter sei immer nahe am Geschehen gewesen, sensibel, diskret und mit ausgeprägtem Sinn für Schönheit.

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<p>Roberto (3. v.l.) und Renato (2. v.r.) Minotti mit der nächsten Generation, den Zwillingen Alessio und Alessandro sowie Robertos Kindern Susanna und Leonardo.</p>

Roberto (3. v.l.) und Renato (2. v.r.) Minotti mit der nächsten Generation, den Zwillingen Alessio und Alessandro sowie Robertos Kindern Susanna und Leonardo.

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<p>Roberto (3. v.l.) und Renato (2. v.r.) Minotti mit der nächsten Generation, den Zwillingen Alessio und Alessandro sowie Robertos Kindern Susanna und Leonardo.</p>

Roberto (3. v.l.) und Renato (2. v.r.) Minotti mit der nächsten Generation, den Zwillingen Alessio und Alessandro sowie Robertos Kindern Susanna und Leonardo.

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Die Geschichte von Minotti begann 1948. Alberto Minotti war gerade mal Anfang 20, als er seine eigene Möbelschreinerei eröffnete. Er trat damit einerseits in die Fussstapfen seines Vaters, und andererseits tat es das auch nicht. Denn während «il capo» Matratzen und Stühle fertigte, hatte der junge Alberto andere Pläne. Er wollte aussergewöhnliche Möbel schaffen für eine Klientel mit Geschmack und Geld. Er startete mit zwei Facharbeitern und der Produktion hochwertiger Polstermöbel. Eine Idee zum richtigen Moment, denn die Wirtschaft brummte, und Minotti florierte. In den 1960er-Jahren baute Alberto seine erste Fabrik in der Nähe von Mailand, in Meda. Seine Söhne stiegen nach Abschluss des Studiums beide ins Geschäft ein. Renato, der Betriebswirt, ganz selbstverständlich, sein Bruder, der Architekt, hatte jedoch erst einmal andere Pläne: Roberto wollte in den USA sein Glück suchen. Was ihn schliesslich in Mailand gehalten hat, war der Bruder und ein simpler Satz: «Wenn du auch einsteigst, könnten wir zusammen etwas ganz Neues aufbauen, neue Ideen und Strategien entwickeln.»

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Klare Vorstellungen 

So verschieden die Brüder sind, so verschieden sie ticken, so bewusst haben sie ihre jeweiligen Einflusssphären bei Minotti klar abgesteckt. «Wir haben eine gemeinsame und globale Vision für das Unternehmen, die Planung, die Produktion, die Kreativität und die kommerziellen und finanziellen Aspekte», so Roberto Minotti. «Doch unter Berücksichtigung unserer persönlichen Hintergründe und unterschiedlichen Ausbildungen sind wir jeweils auf unterschiedliche Themen und Bereiche konzentriert.» Nach dem gleichen Muster wird nun auch die dritte Minotti-Generation ins Unternehmen integriert. «Unsere Kinder sind zu unterschiedlichen Zeiten in das Unternehmen eingetreten, basierend auf ihrer Ausbildung, ihren Interessen und ihren Persönlichkeiten», sagt Renato Minotti. Sein Sohn Alessio kümmert sich als Research & Development Manager um die Koordination des Produktionsprozesses, zudem um das interne Style Office im Minotti Studio und leitet auch noch die Einkaufsabteilung. Zwillingsbruder Alessandro ist General Manager und leitet den Vertrieb, konzentriert auf die Entwicklung internationaler Märkte. Robertos Tochter Susanna ist seit 2013 Head of Interior Decoration und ihr Bruder Leonardo trägt seit 2020 im Unternehmen die Verantwortung im Product Engineering Department.

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Über Geld, Umsatz oder Gewinn reden die eloquenten Co-Chefs jedoch nicht, nicht einmal die Mitarbeiterzahl geben sie bekannt. Müssen sie auch nicht, denn die Firma ist privat. Branchenkenner verorten den Minotti-Umsatz aber im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Bedeutsam ist Minotti in Italien durchaus: 2022 wurde der Möbelbauer in das italienische Sonderregister von historischen Marken von nationalem Interesse aufgenommen. Dieses Register wurde vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung eingerichtet und zeichnet hervorragende italienische Unternehmen aus, die seit mindestens fünfzig Jahren registriert und historisch mit dem Land verbunden sind. Eine Anerkennung, die Minotti fraglos verdient hat – und die Ambitionen weckt. «Wir haben uns verpflichtet, unsere Geschichte und unser Unternehmensvermögen zu würdigen, indem wir uns ständig erneuern, uns der Weiterentwicklung, Technologie und Kreativität öffnen», so Roberto Minotti.

Der Designer Giampiero Tagliaferri bringt mit dem Sessel Libra die 1970er-Jahre zurück an den Tisch.

Der Designer Giampiero Tagliaferri bringt mit dem Sessel Libra die 1970er-Jahre zurück an den Tisch.

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Der Designer Giampiero Tagliaferri bringt mit dem Sessel Libra die 1970er-Jahre zurück an den Tisch.

Der Designer Giampiero Tagliaferri bringt mit dem Sessel Libra die 1970er-Jahre zurück an den Tisch.

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Was in diesem Geist entsteht, ist zeitlos und zeitgeistig zugleich: Die Produktion von Polstermöbeln, die der Vater initiierte, reflektierte den Stil, die Eleganz und die Art und Weise, Sofas in den 1950er-Jahren herzustellen. Renato und Roberto haben seine Ästhetik fortgeführt und in die Modernität geholt. So sagte Roberto einmal in einem Interview mit der Wochenzeitung «Die Zeit»: «Komfort ist das Wichtigste, dann das Gefühl.» Ein Sofa sei etwas Intimes, etwas, das alle Sinne berührt, wenn man Platz genommen hat. Es geht zum einen um die Qualität, «die muss perfekt sein», aber auch ums Fühlen und um den Look.

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Starke Designer für starkes Design 

Die Brüder haben entschlossen daran gearbeitet, eine starke Markenidentität zu schaffen – mit präzisen Strategien und Wachstumsplänen, mit einer klaren Kommunikation des Stils und der Designsprache. Heute kosten ihre Sofas fünfstellig. Teuer? «Das ist alles made in Italy», antwortet Renato. «Von teuer zu sprechen, trifft es nicht, unsere Produkte kosten viel, weil sie im Wortsinn wertvoll sind.»

Ein wichtiges Element ist bei den Minottis auch seit vielen Jahren die Zusammenarbeit mit den besten Designern und Architekten. Unter anderen Rodolfo Dordoni – mit ihm pflegte «la famiglia» jahrzehntelang eine enge Partnerschaft und würde es immer noch tun, wäre er nicht 2023 mit 69 Jahren gestorben. Dordoni gilt als entscheidend für den Erfolg von Minotti. Bis heute lebt sein Erbe in den Kollektionen weiter, unter anderem in den Sitzsystemen Dylan, Goodman und Twiggy. Sie sind geprägt von strenger Geometrie und viel Volumen, Dordonis stilistischer Eigenheit.

Saki: Das Outdoorpolstermöbel ist ein Entwurf von Nendo, dem berühmten Designstudio in Tokio.
Emmi: Das Design dieses ausladenden Ledersessels aus der 2024er-Kollektion stammt vom Südtiroler Architekten Hannes Peer.
Supermoon: Giampiero Tagliaferri hat das Bett für die Kollektion 2024 entworfen. Den Namen hat es vom Kopfteil, das von den Mondphasen inspiriert ist.
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Saki: Das Outdoorpolstermöbel ist ein Entwurf von Nendo, dem berühmten Designstudio in Tokio.

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Vom Erfolg dank Kollaborationen überzeugt, arbeiten die Minottis heute nicht nur mit gestandenen Grössen aus Architektur und Design wie Marcio Kogan, Nendo und GamFratesi zusammen, sondern auch mit jungen Talenten wie dem Designer Giampiero Tagliaferri (Bett Supermoon) und dem Südtiroler Architekten Hannes Peer (Sessel Emmi). Roberto Minotti: «Sie in unser Kreativteam aufzunehmen, war mutig und fordert uns heraus, uns mit neuen Geschmacksarealen zu befassen und charakterstarke Möbel zu entwickeln.» Und damit die nachkommenden Generationen für Minotti zu gewinnen.

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Die Konkurrenz, darunter Poliform, Flexform und B&B Italia, schläft auch nicht und wird beobachtet. Sorgen um den Verlust von Marktanteilen habe man keine, sagt Roberto Minotti, man stehe nicht im Wettbewerb um Trends, Offerten und Laufkundschaft, sondern spiele in einer eigenen Liga – insbesondere auch preislich. Für die Zukunft, so der Patron, bleibt Minotti dem Handwerk, den familiären Werten und dem Bewusstsein um Stil und Qualität treu. «Der Wunsch für die nächsten 10, 20 Jahre besteht darin, unseren Weg fortzusetzen und die Exzellenz unseres Know-hows in die Welt zu tragen.» Leise. Gediegen. Punktuell. Mit Monobrandstores, Minottis Kern für künftiges Wachstum.

Über die Autoren
Wilma Fasola von Handelszeitung

Wilma Fasola

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