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Tamedia-Präsident Pietro Supino bündelt mit der Neuorganisation des Medienkonzerns die Macht in seinen Händen. Das ist sein Machtnetz.
Verwaltungsratspräsident Pietro Supino: Übernimmt ab Juni 2020 auch die Gruppenleitung von Tamedia.
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De facto gab Pietro Supino (53) bei Tamedia schon bisher die Richtung vor, die Stärken von CEO Christoph Tonini lagen vor allem in der Umsetzung. Nun macht sich der Spross der Verlegerfamilie gänzlich zum Alleinherrscher: Per Juni 2020 tritt Tonini ab, Verwaltungsratspräsident und Verleger Supino übernimmt auf dieses Datum hin auch die Gruppenleitung.
Der Medienkonzern wird in vier eigenständige Einheiten mit je eigener Geschäftsleitung, eigenem Verwaltungsrat und eigener Erfolgsrechnung aufgeteilt. Supino wird als eine Art Holdingchef über den vier Einheiten schweben. Die Bezahlmedien – der Verlag fusst historisch auf bekannten Printprodukten wie dem «Tages-Anzeiger» – werden nur noch einen der vier Bereiche bilden.
Gross Geld verdient wird aber in den anderen Bereichen, vor allem mit den digitalen Marktplätzen wie etwa dem Stellenportal Jobs.ch. Kein Wunder, kamen in der Belegschaft Befürchtungen auf, die Neuorganisation sei ein erster Schritt hin zu einer möglichen Ablösung der unter Renditedruck stehenden Publizistik.
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Dem widerspricht das Unternehmen allerdings vehement: «Die Publizistik als Ursprung der Gruppe bleibt das zentrale verlegerische Anliegen.» Ziel sei es vielmehr, unternehmerische Flexibilität zu schaffen.
Das sind die Freunde von Tamedia-Präsident Pietro Supino:
Bertrand ReyOnkel Hans Heinrich Coninx (Bild), Präsident von 1987 bis 2007, beschloss schon zwei Jahre vor seinem Abgang, Supino zum Nachfolger zu machen. Eng verbunden ist Supino auch mit dem Berner Onkologen Severin Coninx, Halbbruder seiner Mutter Rena Coninx.
KeystoneGeprägt hat ihn der inzwischen verstorbene Berner Verleger Charles von Graffenried (Bild aus dem Jahr 2007), der für die Coninx-Familie den neuen Familienvertrag ausarbeitete und auf dessen Empfehlung hin Supino 1991 in den Verwaltungsrat einzog.
KeystoneMit dem VR-Kollegen und Verleger Pierre Lamunière verbindet ihn eine Leidenschaft: Sie sammeln lateinamerikanische Musik.
ZVGMit Ex-CEO Martin Kall (r., Bild aus dem jahr 2009 mit Supino), seit 2013 im VR, sowie …
Keystone… Christoph Tonini, CEO nach 2013, formte Supino die heutige Tamedia, kaufte die Pendlerzeitung «20 Minuten» und expandierte in digitale Plattformen. Heute ist Tamedia hochprofitabel.
KeystoneMit Beat Curti, lange Grossaktionär des von Tamedia übernommenen TV-Werbevermarkters Goldbach, trifft er sich auch privat.
KeystoneMit der Ex-Lombard-Odier-Partnerin Anne-Marie de Weck und …
Keystone… dem Berner Unternehmer Jobst Wagner ist er im Vorstand des FBN, eines Netzwerks von Familienaktionären.
Markus SennMit Ex-«Tagi»-Chefredaktor Res Strehle hat er ein Handbuch über Qualität im Journalismus verfasst.
KeystoneMittags geht er mitunter mit einem Grüppchen «Tagi»-Journalisten joggen. Oft dabei: Daniel Foppa, der jetzt zum SRF wechselt, und Iwan Städler (Bild).
ZVGDas sind die Gegenspieler von Pietro Supino:
Die Klingen gekreuzt hat Supino mit Ringier-CEO Marc Walder. So 2015 wegen Admeira, einer Werbevermarktungsfirma von Ringier und den staatsnahen Unternehmen Swisscom und SRG. Supino hielt das Konstrukt für ordnungspolitisch problematisch und befürchtete Benachteiligung. Oder 2017, als Tamedia überraschend den Kauf des Vermarkters Goldbach bekannt gab, während noch ein Einstieg bei Admeira evaluiert wurde, was Walder gar nicht goutierte. Geschäftlich harmonieren die beiden aber gut: Gemeinsam betreiben sie JobCloud, für Ringier wie Tamedia der wichtigste Gewinnbringer.
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Ex-Bundesrätin Doris Leuthard warf er im Zusammenhang mit Admeira Wettbewerbsverzerrung vor, …
Keystone… Ex-SRG-Generaldirektor Roger de Weck verfassungswidrige Expansion übers TV hinaus.
KeystoneUnter Redaktoren Feinde geschaffen hat sich Supino mit seinem Sparkurs und der Zusammenlegung von Redaktionen in Zürich. SP-Nationalrat Matthias Aebischer kritisierte das «reine Profitdenken».
KeystoneUnbeliebt ist Supino in der Romandie: weil er «Le Matin» geschlossen und Zeitungen zusammengelegt hat und weil Tamedia Vermittlungsgespräche mit der Waadtländer Regierung einfach verlassen hat – sehr zum Ärger von Finanzdirektor Pascal Broulis (FDP).
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