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Gemeinderanking 2025

Die besten Gemeinden der Schweiz

Wo die Schweiz am schönsten ist. Rund 1000 Gemeinden im grossen BILANZ-Check. Freienbach SZ vor Altendorf SZ und Maienfeld GR. Warum genau diese Orte überzeugen.

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Gemeinderanking der Bilanz – Die besten Gemeinden 2025
Tessy Ruppert / RMS Visuals / Midjourney. Diese Illustration wurde von einem KI-Modell generiert und von einem Menschen überprüft und finalisiert.

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Was macht eine Gemeinde begehrenswert? Tiefe Steuern, gute Schulen, kurze Wege – und vor allem ein überzeugendes Zusammenspiel aus Lebensqualität und Perspektiven. Genau das zeigt das BILANZ-Gemeinde-Ranking: wer im Wettbewerb um die attraktivsten Standorte die Nase vorn hat. 

Ganz oben steht Freienbach SZ. «Bei uns stimmt das Gesamtpaket», sagt Gemeindepräsident Guido Cavelti (59), im 50-Prozent-Pensum aktiv neben einem Job als Berater. «Unsere Gemeinde vereint dörflichen Charme mit urbaner Nähe.» Trotz vieler Zuzüger sei das Miteinander intakt. Man kenne und grüsse sich, Vereine seien aktiv und prägten das Gemeindeleben, so Cavelti. Mit rund 17’000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Freienbach die grösste Gemeinde im Kanton Schwyz. Die Stärken liegen auf der Hand: ein rekordtiefer Steuerfuss (Gesamtsteuersatz von 7,9 Prozent für eine ledige Person, 4,8 Prozent für Verheiratete), die Nähe zu Zürich, Wohnlagen direkt am Wasser. Dazu kommt eine beachtliche Dichte an Unternehmen aus dem Finanz- und Handelssektor, die für Arbeitsplätze sorgen. Dass Freienbach längst auch die Aufmerksamkeit von Multimillionären auf sich gezogen hat, zeigt ein Blick auf Namen wie Unternehmer Stephan Schmidheiny, Investor Martin Ebner oder Palantir-CEO Alex Karp (der bis vor kurzem hier wohnte). Sie alle haben die Vorzüge der Seegemeinde früh erkannt. Wohlhabende sind oft die Ersten, die Orte mit Charme und Zukunft entdecken – und damit Trends setzen.

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Doch attraktiv bedeutet nicht automatisch unbezahlbar. Zwar ist Wohnraum in Freienbach knapp, die Leerstandsquote liegt bei 0,39 Prozent. Entsprechend wechseln Immobilien oder Mietobjekte meist rasch den Besitzer – oft unter der Hand. Gemeindepräsident Guido Cavelti entwarnt: «Ein Eigenheim ist nach wie vor möglich.» Es sei immer auch eine Frage des Anspruchs. Während manche Einheimische ins Zürcher Oberland oder ins Glarnerland ausweichen, haben steigende Baulandpreise vielen Eigentümern zusätzliche Vermögenswerte beschert.

Über 50’000 Daten wurden analysiert

Für das Ranking wurden rund 1000 Gemeinden analysiert. Es ist die umfassendste Untersuchung dieser Art in der Schweiz – erstellt von der Zürcher Beratungsfirma IAZI AG, die alle Schweizer Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern unter die Lupe genommen hat. Das Ziel: ein möglichst genaues Bild davon zu zeichnen, welche Orte heute besonders attraktiv sind – und welche sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt haben. «Die Studie zeigt, wo Lebensqualität mehr als ein Schlagwort ist», sagt Studienleiter Donato Scognamiglio, Mitgründer und Verwaltungsrat der IAZI AG. «Das Gesamtpaket muss stimmen, damit sich Familien niederlassen, Unternehmen investieren und Gemeinden Spielraum für Zukunftsprojekte haben.»

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Für das Ranking wurde jede Gemeinde anhand von 56 Kriterien geprüft – insgesamt flossen damit über 50’000 Daten in die Analyse. Diese wurden in acht Themenbereiche gegliedert: Steuern, Wohnen, Bildung, Sicherheit, Versorgung, Erreichbarkeit, Wirtschaftskraft und Lebensqualität. Jede Gemeinde erhielt in jedem Bereich eine Bewertung; aus dem Durchschnitt aller Werte entstand der Gesamtrang (Rang 1 = beste Gemeinde, Rang  960 = schlechteste Gemeinde). Neben der aktuellen Situation fliessen auch die Entwicklungen der letzten paar Jahre ein – ein entscheidender Faktor für Standortdynamik und Perspektiven für die Zukunft.

Ein Blick nach Altendorf, nur wenige Kilometer südlich von Freienbach, macht deutlich, wie sich Lebensqualität jenseits von Zahlen und Statistiken anfühlt. Die Gemeinde am Ufer des oberen Zürichsees hat sich in den vergangenen Jahren leise, aber konsequent zu einem der gefragtesten Wohnorte entwickelt. «In Altendorf kann man schnell in eine andere Welt eintauchen», sagt Gemeindepräsident Beat Keller (59). Morgens sieht man Kinder auf dem Weg zur Schule am See entlanglaufen, Spaziergänger die ersten Sonnenstrahlen geniessen oder Nachbarn in einem der kleinen Cafés plaudern. Die umliegenden Wander- und Bikewege führen vorbei an traditionellen Bergbeizen, und dennoch ist die Stadt Zürich nur eine kurze Fahrt entfernt. Mit seinen gut 7000 Einwohnerinnen und Einwohnern bietet das Dorf eine seltene Kombination aus Nähe zum Zentrum und ländlicher Gelassenheit, dazu den weiten Blick über den See bis hin zu den Glarner Alpen.

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Gebot der Schnelligkeit

Dieser Mix macht sich auch am Immobilienmarkt bemerkbar: Die Preise für Eigentumswohnungen haben sich in den letzten drei Jahren um knapp 19 Prozent auf 1,4 Millionen erhöht, ein Reiheneinfamilienhaus kostet heute im Schnitt gut 2,1 Millionen Franken. Altendorf reiht sich damit in die Gruppe jener Gemeinden ein, die zwar keine extremen Luxuspreise verlangen, aber dennoch klar im oberen Segment angekommen sind. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch – wer kaufen oder mieten will, muss schnell sein. «Wenn etwas auf den Markt kommt, geht es sofort weg», sagt Gemeindepräsident Keller. Dass er nebenbei einen Milchviehbetrieb führt, verleiht ihm einen geerdeten Blick auf die Entwicklungen im Dorf. Den Sommer verbringt er mit seinen Tieren auf der Alp und melkt selbst. Die Routinearbeit bringe Ruhe – und oft neue Impulse für die Gemeindepolitik.

Altendorf zeigt beispielhaft, wie sich Lebensqualität im Alltag anfühlt – und das BILANZ-Ranking bestätigt: Unter den zehn bestplatzierten Gemeinden dominieren kleinere Orte in Schwyz, Graubünden, im Thurgau, in Luzern, Zug und Nidwalden. Sie verbinden ländliche Ruhe mit solider Infrastruktur, attraktiven Schulen und wirtschaftlichen Perspektiven – Faktoren, die sowohl Familien als auch Unternehmen anziehen. Im Vergleich dazu schneiden die grossen Städte deutlich bescheidener ab. Zürich rangiert auf Platz 135, Basel auf Platz 248, Bern auf Platz 437 und Genf auf Platz 763. Ausschlaggebend sind vor allem hohe Miet- und Immobilienpreise, höhere Steuerlasten sowie Sicherheitsaspekte. Themen wie Verkehrssicherheit, Einbruchdiebstähle und Lärmbelastung wiegen in städtischen Zentren schwerer. Am unteren Ende des Rankings steht Mümliswil-Ramiswil im Kanton Solothurn. Die Gemeinde liegt im Juragebiet, geprägt von einer kleinteiligen lokalen Wirtschaft und einem hohen Steuerfuss von 123 Prozent. Dies zeigt eindrücklich, wie stark strukturelle Faktoren – wie beispielsweise geografische Lage, Wirtschaftsstruktur und Steuerpolitik – die Attraktivität eines Standorts beeinflussen können und warum manche Gemeinden trotz Potenzial weniger gefragt sind.

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Auf Platz  3 schaffte es eine Bündner Gemeinde: Maienfeld. Wer Maienfeld hört, denkt an Weinberge, historische Gassen und natürlich an Heidi. Doch die Bündner Stadt ist mehr als ein Postkartenmotiv. Mit gut 3000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist Maienfeld überschaubar geblieben – und genau das macht seinen Charakter aus. In Maienfeld zeigt sich, wie Geschichte und Gegenwart ineinandergreifen. Die Altstadt bleibt belebt, statt museal zu wirken. Der Weinbau wird mit modernen Methoden weitergeführt, «unsere Weinberge sind kein Dekor, sondern das Ergebnis harter Arbeit von Generationen», betont Stadtpräsident Heinz Dürler (59), seit neun Jahren im 80-Prozent-Amt. «Maienfeld ist ein Ort, an dem man sich kennt und einander begegnet.»

Dieses Miteinander zeigt sich im regen Vereinsleben, in kulturellen Projekten und im Engagement der Bevölkerung. Ob Sportverein, Musikgesellschaft oder Weinbauverband – viele packen mit an, statt nur zu reden. Die guten Verkehrsverbindungen machen den Ort zusätzlich attraktiv: Maienfeld liegt direkt an der A13 und ist mit der Bahn an Chur und Zürich angebunden. Viele Bewohnerinnen und Bewohner pendeln ins benachbarte Liechtenstein, etwa zu Hilti oder den dort ansässigen Banken. Andere kombinieren unterschiedliche Arbeitsorte – ein Partner fährt nach Zürich, der andere nach Arosa. Maienfeld zieht aber nicht nur Berufstätige an, sondern auch ältere Menschen. Zwei Pflegeheime machen den Ort für Pensionierte attraktiv. Einzig der touristische Verkehr kann den Alltag manchmal stören: Busse aus aller Welt, die auf der Suche nach Heidi den Ort passieren, bringen Leben in die Gassen – und testen gelegentlich die Geduld von Einheimischen und Autofahrern.

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Charme und Lebensqualität

Nicht nur in Graubünden zeigen sich überraschende Gewinner: Auch auf Kantonsebene finden sich Gemeinden, die mit Charme, Lebensqualität und guter Infrastruktur punkten. Im Aargau schaffte es die kleine Gemeinde Oberlunkhofen aufs Podest. 15 Kilometer südwestlich von Zürich gelegen, bietet die 2200-Einwohner-Gemeinde – ehemals durch Rebbau und Landwirtschaft geprägt – noch immer bezahlbaren Wohnraum in Stadtnähe. Eine Eigentumswohnung kostet rund eine Million, ein Einfamilienhaus etwa 1,5 Millionen Franken. Im Kanton Bern setzte sich Saanen an die Spitze. Die idyllisch gelegene Alpengemeinde ist zwar weniger gut an Bahn und Strasse angebunden, punktet aber mit einer guten Versorgung – von zahlreichen Läden über Sport- und Kulturangebote bis hin zu Freizeitmöglichkeiten – sowie stabilen Immobilienwerten, auch wenn die Preise bereits beachtlich sind.

Im Baselbiet wiederum liegt Pfeffingen vorn: Nur 14  Kilometer südlich von Basel ist der Ort ein klassischer Pendlerstandort – familienfreundlich, naturnah und steuerlich attraktiv. Auch am Bodensee überraschen kleine Gemeinden mit hoher Lebensqualität. Horn im Thurgau ist so ein Ort: Auf gerade einmal einem Quadratkilometer erstreckt sich das Dorf mit seinen gepflegten Quartieren, dem direkten Seeanstoss und dem milden Bodenseeklima. Schon beim Spaziergang entlang des Ufers spürt man, warum Horn beliebt ist – ruhig, sonnig und doch voller Leben. Familien ziehen hierher, ältere Eigentümer geben ihre Häuser aus den 70er- und 80er-Jahren weiter, und Neubauten entstehen am Seeufer im Westen. Der niedrige Steuerfuss und solide Finanzen sorgen dafür, dass das Geld bei den Bürgern bleibt.

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Doch Horn ist mehr als nur schöne Aussicht: «Trotz Wachstum bewahrt das Dorf seinen dörflichen Charme», sagt Thierry Kurtzemann, Gemeindepräsident. Er ist zugleich Rektor einer Weiterbildungsinstitution und kennt viele Bewohner persönlich: von Vereinen, sozialen Institutionen oder von Dorfanlässen. Horn schafft es, die Balance zwischen Alt und Neu zu halten und dabei ein «Gallisches-Dorf-Gefühl» zu bewahren – eigenständig und konservativ zugleich. Für Zürich mag der Ort keine klassische Luxusadresse sein, in der Region gilt er jedoch als begehrter Wohnort. «Ja, es gibt Penthouses für 3,5 Millionen», sagt Thierry Kurtzemann. «Aber Horn ist nicht Monaco am Bodensee – auch wenn es in der Presse manchmal so dargestellt wird.»

Geheimtipp im Luzernischen 

Damit wird klar, worauf es bei einem begehrten Wohnort wirklich ankommt. «Bei der Wahl eines neuen Wohnorts spielen insbesondere drei Faktoren eine Rolle: die Nähe zu einem Zentrum, die Lage am See und ein attraktiver Steuerfuss», erklärt Studienautor Donato Scognamiglio. Speziell gefragt seien Gemeinden, die über ihre Grösse hinaus eine gut ausgebaute und gepflegte Infrastruktur bieten – von guten Schulen und funktionierenden Verkehrsverbindungen über Sozial- und Gesundheitseinrichtungen bis hin zu moderner Energie- und Kommunikationsversorgung und vielfältigen Freizeitmöglichkeiten. All diese Faktoren prägen die Attraktivität eines Standorts und spiegeln sich letztlich auch in den Immobilienpreisen wider. Für die Lokalpolitik heisst das: Sie muss klare Strategien entwickeln. Welche Faktoren machen eine Gemeinde lebenswert? Wie lässt sich diese Attraktivität gezielt steigern? Und welche Massnahmen sind nötig, um unerwünschte Entwicklungen zu bremsen? Ein Rückgang der Einwohnerzahl gilt dabei als erstes Warnsignal. So verzeichneten etwa die Ferienorte Pontresina in Graubünden und Ascona im Tessin in den letzten Jahren einen spürbaren Einwohnerschwund – minus 4,6 beziehungsweise minus 3,1 Prozent. Das deutet darauf hin, dass zentrale Standortvorteile an Wirkung verlieren. Am anderen Ende der Skala stehen Gemeinden mit starkem Wachstum: Bellevue am rechten Genferseeufer legte um 18,4 Prozent zu, die Zürcher Gemeinde Uitikon, Spitzenreiterin im Kanton Zürich, um 14,6 Prozent.

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Oberkirch im Kanton Luzern wirkt auf den ersten Blick unspektakulär – gerade das macht seinen Charme aus. «Von der Wiege bis zur Bahre hat Oberkirch für jeden etwas zu bieten», scherzt Gemeindepräsident Raphael Kottmann (45), der seit fast 45   Jahren in Oberkirch lebt und im Rechtsdienst eines Unternehmens tätig ist. «Viele ziehen hierher, da man alles in der Nähe hat.» Tatsächlich verbindet Oberkirch kurze Wege mit einem überraschend vielseitigen Alltag: Schulen, Vereine, lokale Läden und Cafés bieten Treffpunkte, die das soziale Leben sichtbar machen. Gleichzeitig sorgen Unternehmen wie Ramseier, Landi und zahlreiche KMUs für Arbeitsplätze direkt vor Ort – Pendeln wird oft überflüssig. Oberkirch ist kein Ort für spektakuläre Schlagzeilen, sondern für Beständigkeit. Eine Schweizer Tugend eben.

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Über die Autoren
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Carmen Schirm-Gasser

Carmen Schirm-Gasser

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