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Hörgeräteproduzent Sonova ist wachstumsstark wie nie; Dätwyler haussieren dank dem Corona-Hype; der Kryptoboom lässt Swissquote auf einer Erfolgswelle reiten.
Frank Goldfinger
DYNAMISCH UNTERWEGS: Dynamisch unterwegs: CEO Arnd Kaldowski (l.) und Präsident Robert Spoerry befinden sich mit Sonova auf strammem Wachstumskurs.
Daniel SutterWerbung
Noch im Frühjahr 2020 sah es danach aus, als ob Sonova heftig von der Pandemie getroffen würde. Doch bereits im Sommer registrierte der Marktleader für Hörgeräte und Innenohr-Implantate wieder eine steigende Nachfrage. Und so konnte CEO Arnd Kaldowski (54) für das im März abgeschlossene Geschäftsjahr 2020/21 gute Ertragszahlen melden. Die Aktien, die lange Zeit nicht vom Fleck kamen, setzten zu einem veritablen Höhenflug an und gewannen in sechs Monaten 60 Prozent.
Treiber der Hausse sind die Wachstumsprognosen des Managements für 2021/22: Umsatz 24 bis 28 Prozent, Ebitda 34 bis 42 Prozent. Der Optimismus ist berechtigt. Der Konzern ist technologischer Marktführer und lanciert laufend neue Produkte. Daneben wird mit AudioNova ein grosses Netz von Verkaufs- und Servicestellen betrieben. Pluspunkte sind die starken Margen, ebenso wie gesunde Finanzen sowie ein hoher Cashflow.
Ein cleverer Schritt war der von VR-Präsident Robert Spoerry (66) abgenickte Einkauf der Konsumelektroniksparte des Audiospezialisten Sennheiser, eine spannende Ergänzung der Wertschöpfungskette. Zu wünschen übrig lassen dagegen die Cochlea-Implantate.
Nach dem Kurssprung sind die Aktien kein Schnäppchen mehr. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis für dieses und nächstes Jahr stellt sich auf 32 respektive 28. Im Vergleich zu anderen Medtech-Aktien sind Sonova jedoch nicht überbezahlt, zumal das Unternehmen viel Wachstumspotenzial bietet. Mir gefallen die Valoren ausnehmend gut.
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«Wie wäre es, wenn Sie (wieder) mal über das frühere Duo Rieter/Autoneum schreiben würden? Ist wohl die Luft schon draussen, oder dürfen wir uns auf mehr freuen?», schrieb mir J.E. aus Luzern. Über Rieter habe ich bereits in der Juni-BILANZ berichtet. Bei Autoneum dagegen läuft es nicht ganz so rund wie bei Rieter, die Aktien des führenden Anbieters in den Bereichen Akustik- und Wärmeschutzkomponenten für Motorfahrzeuge stehen seit einigen Monaten unter Druck. Enttäuscht hat das erste Halbjahr: Der Umsatz lag unter jenem des zweiten Semesters 2020.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Das sollte sich rasch ändern. Die Nachfrage aus dem Automobilsektor ist sehr gut. Doch bei Autoneum stockt die Produktion etwas. Das ist auf die weltweite Knappheit an Chips zurückzuführen, welche die Winterthurer Firma vor allem im US-Geschäft zu spüren bekommt. Dennoch ist dort der Turnaround auf gutem Weg.
Auch auf Konzernebene hellen sich die Aussichten auf: Umsatz, Cashflow sowie Erträge ziehen an. Dies lässt sich am geschätzten KGV von 22 für dieses und 13 für nächstes Jahr ablesen. Die tiefe Bewertung reizt zum Einstieg. Zumal für 2021 die Dividendenzahlung wiederaufgenommen werden könnte. Allerdings bedingt der Einstieg eine gewisse Risikobereitschaft.
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IM HOCH: Swissquote-CEO Marc Bürki verzeichnet bei Kunden und Neugeld ein massives Wachstum.
David BiedertIM HOCH: Swissquote-CEO Marc Bürki verzeichnet bei Kunden und Neugeld ein massives Wachstum.
David BiedertEnde Mai, an einem Samstag, haben zwanzig Manager von Dätwyler inklusive Konzernleitung auf dem Urnerboden die Alpweiden von Lawinenschutt gesäubert. Die Arbeit dürfte den Führungskräften leicht von der Hand gegangen sein, hat doch ihr Brötchengeber die Pandemiefolgen endgültig überwunden. Im ersten Halbjahr 2021 stieg der Umsatz um 21 Prozent, das Kostenmanagement liess Ebit und Gewinn sogar um 53 respektive 71 Prozent in die Höhe schiessen. Worauf CEO Dirk Lambrecht (61) die Prognosen für dieses Jahr erhöhte.
Die Aktien streben bereits seit März 2020 in die Höhe und glänzen bislang mit einem Kursplus von 150 Prozent. Nicht so sehr die Erholung des Geschäfts, sondern vielmehr Covid gilt als Initialzünder der Hausse. Das Altdorfer Unternehmen produziert Kunststoffteile, sogenannte Elastomere. Hauptabnehmer sind die Auto- sowie die Pharmaindustrie. Diese Teilchen dichten unter anderem Nespresso-Kapseln, aber auch Fläschchen mit Impfstoffen ab. Und Letzteres beflügelt die Fantasie der Investoren.
Dätwyler ist fraglos eine rosige Zukunft zu bescheinigen. Allerdings hat der Impfstoff-Hype die Aktien in etwas gar luftige Sphären geschossen. Das geschätzte KGV für dieses Jahr stellt sich auf saftige 41, für 2022 sieht es mit 39 nicht viel besser aus. So positiv ich für Dätwyler gestimmt bin – für einen Industriewert sind mir die Aktien zu teuer.
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Von Bitcoin und Co. als Anlagemedium halte ich schlicht nichts. Marc Bürki (60) dürfte mir da wohl heftig widersprechen. Denn der von ihm geleitete Finanzdienstleister Swissquote, der ihn und Mitgründer Paolo Buzzi (60) zu Multimillionären machte, profitiert in höchstem Masse vom Boom im Kryptogeschäft; der Kundenzustrom wie auch der Neugeldzufluss nahmen massiv zu. Für das erste Halbjahr hat der schweizweit grösste Onlinebroker denn auch beeindruckende Zahlen geliefert: Der Gesamtertrag stieg um 64 Prozent, der Gewinn hat sich mehr als verdoppelt.
Die Resultate haben den Aktien Schub verliehen: Innert zehn Monaten legten sie um 130 Prozent an Wert zu. Mit einem für dieses Jahr geschätzten KGV von 12 – Finanzwerte weisen tiefere Kennzahlen auf als der Gesamtmarkt – sind sie nicht zu hoch bewertet. Über die nächsten Monate sind weitere Kursgewinne zu erwarten. Allerdings glaube ich nicht, dass der Kryptoboom nachhaltig ist. Für 2022, spätestens 2023 erwarte ich eine Verflachung. Das dürfte dann den Anstieg der Swissquote-Papiere einbremsen.
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