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Zuckerschutz

Wieso der Bund ein gesetzliches Werbeverbot für ungesunde Produkte will

Der Bundesrat will Kinder vor Marketing für Süssigkeiten schützen. Die Industrie fürchtet einschneidende Gesetze.

Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

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Werbung für süsse und salzige Produkte trägt laut Ansicht des Bundes zu einer ungesunden Ernährung von Kindern bei. Strenge Marketing-Richtlinien der WHO sollen die Hersteller und Händler in die Schranken weisen.

Getty Images

Neugierig schütteln Kinder das Überraschungsei aus Schokolade. Ein lächelnder Hase wirbt für Nesquik-Kakao, und rotbackige Comicfiguren sausen für den Energydrink Red Bull durch die Lüfte. Solche Werbespots, so die Weltgesundheitsorganisation WHO, sind für Kinder ungeeignet. Ihre Vertreter fordern daher Einschränkungen beim Marketing für stark zucker- oder fetthaltige Lebensmittel, um Kinder zu schützen. Auch die Schweizer Behörden und der Bundesrat unterstützen diese Forderung. Dies löst in der Lebensmittelindustrie und im Handel Besorgnis aus.

In einem Entwurf im Rahmen der Änderung des Lebensmittelgesetzes, der BILANZ vorliegt, soll der Bundesrat freie Hand bekommen, um das Marketing für als ungesund taxierte Lebensmittel von TV- oder Smartphone-Bildschirmen zu verbannen: «Der Bundesrat kann die Werbung für Lebensmittel für Kinder unter 13 Jahren einschränken, sofern die Lebensmittel spezifische Kriterien namentlich betreffend Fett-, Salz- oder Zuckergehalt auf der Grundlage von international oder national anerkannten Ernährungsempfehlungen nicht erfüllen.» Der Gesetzesentwurf stammt aus einer Befragung von Infras. Das Forschungsinstitut interviewte vor einigen Monaten im Auftrag des Bundes Industrievertreter, Händler, Verbände und Organisationen wie den Konsumentenschutz zu ihren Einschätzungen möglicher Folgen eines solchen Gesetzes.

Solche Verbote würden laut dem Regulierungsvorschlag für Werbung in sämtlichen Medien gelten, und das für eine breite Produktpalette. «Betroffen wären hauptsächlich zuckerhaltige Getränke, Süssigkeiten wie Bonbons oder Kekse, Joghurts, Speiseeis, Frühstückscerealien sowie salzige Snacks», steht in den Erläuterungen zur Umfrage.

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Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

Erich Bürgler

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