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Wie Langlebigkeits-Kliniken massentauglich werden

Das Geschäft mit der Langlebigkeit wird vom Luxus zum Mainstream. Anbieter wollen mit neuen Therapiezentren vom Boom profitieren.

Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

«Noch vor drei Jahren wäre wohl kaum ­jemand in ein Longevity-Zentrum in ­Zürich gekommen», sagt Marc Bernegger, der Gründer des ­Inkubators Maximon. Nun komme das Thema aus der ­nerdigen Ecke heraus und werde massentauglich.

«Noch vor drei Jahren wäre wohl kaum jemand in ein Longevity-Zentrum in Zürich gekommen», sagt Marc Bernegger, der Gründer des Inkubators Maximon. Nun komme das Thema aus der nerdigen Ecke heraus und werde massentauglich.

PD

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Was kommt auf den Teller, wenn auf der Agenda einer Konferenz über Langlebigkeit ein «Longevity Dinner» steht? Die Vorfreude auf Genuss war wohl bei manchen Teilnehmenden gedämpft. Gedünstete Linsen mit Süsskartoffeln und Brokkoli konnte man vielleicht erwarten. Doch weit gefehlt: Simmentaler Rindsfilet mit Kartoffelstock und Törtchen mit Crème Diplomat und Pistazienglace zum Dessert standen auf dem Menü. Auch reichlich Rotwein durfte an der Longevity Conference in Gstaad, die diesen Herbst stattfand, nicht fehlen. Schliesslich richtete sich der Anlass an finanzkräftige Investoren, und die wollen offenbar nicht nur vielversprechende Jungunternehmen, sondern auch schmackhaftes Essen vorgesetzt bekommen.

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Der Appetit auf das Geschäft mit dem langen Leben ist gross. Gerade hat sich die Longevity-Szene aus aller Welt in Riad getroffen. Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat den Kampf gegen das Altern ausgerufen und dafür die Hevolution Foundation gegründet. Eine Milliarde Dollar jährlich fliessen von dort in Longevity-Projekte rund um den Globus. Am Global Healthspan Summit in der saudischen Hauptstadt von Ende November brachten sich viele Unternehmen, Forschungsinstitute und andere Organisationen für den Geldsegen in Stellung – über 2000 Gäste waren dabei, darunter auch Akteure aus der Schweiz.

Hierzulande haben sich verschiedene Longevity-Kliniken, die sich an eine betuchte Kundschaft richten, schon länger einen Namen gemacht. Je nach Institut kostet ein Rundumservice mit Behandlung und edler Residenz um die 100 000 Franken pro Woche. Doch neue Anbieter nehmen nun das Massengeschäft ins Visier. In den kommenden Monaten werden gleich mehrere Unternehmen in Zürich und anderen Schweizer Städten Longevity-Zentren eröffnen. Behandlungen, die ein längeres gesundes Leben versprechen, sollen nicht mehr nur den Superreichen vorbehalten sein.

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standorte inZürich und GenfDer Banker Boris ­Collardi hat gross in die italienische The Longevity Suite investiert. Nach Lugano will das Unternehmen in Zürich und Genf bald weitere Anti-Aging-Zentren eröffnen. Die Schweiz verfüge in dem Bereich über ein «riesiges Marktpotenzial», ist Collardi überzeugt.

Der Banker Boris Collardi hat gross in die italienische The Longevity Suite investiert. Nach Lugano will das Unternehmen in Zürich und Genf bald weitere Anti-Aging-Zentren eröffnen. Die Schweiz verfüge in dem Bereich über ein «riesiges Marktpotenzial», ist Collardi überzeugt.

ZVG
standorte inZürich und GenfDer Banker Boris ­Collardi hat gross in die italienische The Longevity Suite investiert. Nach Lugano will das Unternehmen in Zürich und Genf bald weitere Anti-Aging-Zentren eröffnen. Die Schweiz verfüge in dem Bereich über ein «riesiges Marktpotenzial», ist Collardi überzeugt.

Der Banker Boris Collardi hat gross in die italienische The Longevity Suite investiert. Nach Lugano will das Unternehmen in Zürich und Genf bald weitere Anti-Aging-Zentren eröffnen. Die Schweiz verfüge in dem Bereich über ein «riesiges Marktpotenzial», ist Collardi überzeugt.

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Zürich wird zum Longevity-Hub

In den Startlöchern steht der Anbieter Longevity Center. Das Unternehmen hat schon Zentren in Deutschland und Polen eröffnet und ist in der Schweiz bereits im Bereich Sport- und Präventivmedizin aktiv. Im Frühling werde in Zürich ein Zentrum für verschiedene Longevity-Therapien gestartet, sagt die Ärztin Anna Erat. Sie ist Expertin im Bereich Prävention und Langlebigkeit für Longevity Center. «Unser Unternehmen fokussiert sich nicht auf eine reiche Klientel. Das Angebot soll einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich sein.» Je nach Service variieren die Preise. «Ein kleines Paket inklusive Coaching, verschiedener Tests sowie individuell abgestimmter Therapien und Nahrungsmittelzusätze wird pro Jahr zwischen 3000 und 5000 Franken kosten.» Mitgründer und Vorstandsmitglied von Longevity Center ist Prinz Michael von und zu Liechtenstein. Erat, die zuvor als Chefärztin im Check-up-Zentrum der Klinik Hirslanden tätig war, erklärt, dass man mit einem Netzwerk von Spezialisten zusammenarbeite. Darunter sind Fachgebiete wie Endokrinologie und Kardiologie.

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            Anna Erat, Ärztin und Beraterin beim Anbieter Longevity Center.

Anna Erat, Ärztin und Beraterin beim Anbieter Longevity Center.

PD
            Anna Erat, Ärztin und Beraterin beim Anbieter Longevity Center.

Anna Erat, Ärztin und Beraterin beim Anbieter Longevity Center.

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Typische Angebote solcher Longevity-Zentren sind Kältekammern und Sauerstofftherapien. Die Hyperbare Sauerstofftherapie kam ursprünglich zur Behandlung der Dekompressionskrankheit von Tauchern zum Einsatz. Später entdeckte der Spitzensport die Behandlung, weil sie die Regenerationsphase verkürzt und Heilungsprozesse, etwa bei Muskelüberdehnungen, beschleunigt. Nebenbei soll die Therapie auch die Alterung verlangsamen. Kältekammern wiederum sollen bei minus 110 Grad Celsius das Immunsystem unterstützen und die Fettverbrennung ankurbeln. Das funktioniert auch beim Eintauchen in eiskaltes Wasser. Allerdings ist die trockene Kälte in den speziellen Kryokammern leichter auszuhalten.

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Foto: Marek Misiurewcz

Die Schweizer Firma Ayun wird mit solchen Angeboten schon bald auf ein breites Kundensegment zielen. Für Mai ist die Eröffnung eines Standorts in Zürich geplant. «Wir möchten einer breiten Masse den Zugang zu Longevity-Behandlungen ermöglichen», sagt Marc Bernegger, Mitgründer des Longevity-Inkubators Maximon, zu dem Ayun gehört. Neben Kälte- und Sauerstofftherapie dürften Infusionen, Blut- und Gentests auf den 600 m2 in der Zürcher Innenstadt ins Angebot kommen. Über die Preise für die Therapien hält man sich noch bedeckt. Derzeit tasten die verschiedenen Anbieter ab, wie viel die Kundschaft zu zahlen bereit ist. Vorgesehen sind Abo-Modelle wie bei Fitnesszentren, nur teurer. Die Untergrenze dürfte bei rund 2000 Franken im Jahr liegen.

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«Ein Einsteigerpaket inklusive Coaching, verschiedener Tests sowie individuell abgestimmter Therapien und Nahrungsmittelzusätze werde pro Jahr zwischen 3000 und 5000 Franken kosten, sagt Anna Erat, Ärztin und Beraterin beim Anbieter Longevity Center. »

Mäuse leben bereits länger

Zu den Investoren im Longevity-Business gehört Top-Banker Boris Collardi. Er hält rund zehn Prozent am italienischen Unternehmen The Longevity Suite. «Menschen wollen gesünder und länger leben. Das ist ein Megatrend», sagt Collardi. Deshalb habe er einen interessanten Investment Case im Bereich Longevity gesucht. The Longevity Suite betreibt schon Dutzende Zentren in ganz Italien und einen Standort in Lugano. Bald folgen laut Collardi weitere Zweigstellen in der Schweiz. «Wir werden bald einen Standort in Zürich eröffnen. Danach sollte Genf an der Reihe sein.» Die Schweiz verfüge über ein «riesiges Marktpotenzial» in Sachen Longevity, so Collardi.

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Schätzungen darüber, wie gross der Markt weltweit heute schon ist, sind in diesem noch jungen Geschäft schwierig. Das Beratungsunternehmens Grand View Research kommt allein für den weltweiten Markt für Nahrungsergänzungsmittel auf derzeit rund 170 Milliarden Dollar. Einig sind sich Marktbeobachter in einem: Das Potenzial im Geschäft mit Longevity ist enorm. Bei Investoren wachse die Überzeugung, dass der Markt rund um Langlebigkeit den bestehenden Gesundheitsmarkt langfristig überholen könnte, schreibt das Beratungsunternehmen Deloitte in einem Bericht. Der Trend gehe weg von «sick care» zu Wellness und Wohlbefinden.

Doch was alles umfasst Longevity? Die Abgrenzung sei schwierig, sagt Michael Sidler, Gründungspartner der Zürcher Risikokapitalgesellschaft Redalpine. Wellness und Fitness seien heute schon ein riesiger Markt. «Alles, was man unternimmt, um gesund zu bleiben, ist Longevity: Ernährung, Schlaf, Bewegung. Sogar Zähneputzen gehört dazu», sagt der promovierte Molekularbiologe. Derweil stecke die Forschung zu Longevity in einem sehr frühen Stadium auf einem wenig bekannten Territorium. «Wenn im Labor Mäuse länger leben, beweist das in Bezug auf die Wirkung auf Menschen noch herzlich wenig», sagt Sidler. Anders als bei Krankheiten müsse man die Kundschaft zudem von der Einnahme von Tabletten erst überzeugen. «Gesunde Menschen haben keinen Leidensdruck. Man soll Medikamente schlucken und Therapien machen, obwohl man nicht krank ist. Damit das funktioniert, ist viel Marketing nötig.» Trotz dieser Hürden sieht Sidler für das Geschäft mit der Langlebigkeit eine grosse Zukunft. «Irgendwann wird das der grösste Markt werden, den die Menschheit je gesehen hat.»

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««Wir fokussieren uns nicht auf eine reiche Klientel. Das Angebotsoll einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich sein.»»

Anna Erat

In der Forschung zum Thema aktiv ist das ETH-Spin-off Epiterna. Das Unternehmen erforscht, wie der Alterungsprozess mit Medikamenten und Wirkstoffen verlangsamt werden kann. Entsprechende Therapien testet Epiterna derzeit an Mäusen. Im kommenden Jahr sollen klinische Versuche an grösseren Tieren wie Hunden starten. An das Projekt glaubt Spotify-Gründer Daniel Ek. Er hat jüngst über seine Investmentfirma Prima Materia zehn Millionen in das Start-up investiert.

Schweizer Hochschulen sind auf dem Gebiet ebenfalls aktiv. Die Universität Zürich hat im Juli 2022 das Healthy Longevity Center gegründet. Die Universität Genf betreibt ein «Cognitive Aging Lab». Gross investiert sind Akteure aus dem Silicon Valley. 2022 steckte eine Gruppe von Unternehmern, darunter Amazon-Gründer Jeff Bezos, drei Milliarden Dollar in die Firma Altos Labs. Ihr Ziel ist es, den Alterungsprozess umzukehren. Altos tüftelt an der Zell-Umprogrammierung. Man will Körperzellen verjüngen, damit sie in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren. CEO und Gründer von Altos ist Hal Barron. Er war einst Forschungschef des Basler Pharmakonzerns Roche.

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Vom Potenzial von Longevity überzeugt ist auch der Multi Nestlé, der stark ins Geschäft mit Nahrungsmittelzusätzen investiert und in dem Bereich fleissig Firmen kauft. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Vitamine. Gesundes Altern ist ein wichtiger Teil der schnell wachsenden Sparte Health Science. Zum Nestlé-Portfolio gehören unter anderem Pillen mit Nährstoffen, die dabei helfen sollen, die Ursachen des Zellabbaus zu bekämpfen. So will Nestlé laut Werbetext «die Regeln der Zellalterung umschreiben».

Pillen gegen «Zombie-Zellen»

Dem Multi stellen sich kleine Anbieter entgegen. Das Schweizer Unternehmen Avea, ebenfalls Teil des Maximon-Portfolios, verkauft seit Anfang 2022 Nahrungsergänzungsmittel. Auch dort spielen Körperzellen eine wichtige Rolle. Mittel, die «auf Zellebene gegen verschiedene Alterserscheinungen wirken» oder schädliche «Zombie-Zellen» beseitigen. Avea wächst laut Marc Bernegger monatlich mit über 20 Prozent. Die Produktion der Kapseln und Pillen verlagert Avea gerade von Grossbritannien in die Schweiz. Mit dem Swiss-made-Label hofft Avea auch in Asien auf eine rasche Expansion. Schon heute erzielt das Unternehmen in der Region 15 Prozent des Umsatzes.

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Die Wachstumsraten im Geschäft mit solchen Mitteln sind hoch. Die Prognosen von Grand View Research sagen bis 2027 einen Umsatz von über 230 Milliarden Dollar voraus. Im Vergleich mit 2022 entspricht das einem Wachstum von fast 50 Prozent.

Viele im Bereich Langlebigkeit aktiven Firmen betonen ihren evidenzbasierten Ansatz. In der Longevity-Szene bewegen sich derweil auch Akteure mit abenteuerlichen Versprechen oder Thesen. «Es gibt verschiedene seriöse Anbieter, die auf wissenschaftlicher Basis arbeiten. Aber natürlich gibt es rund um das Thema Longevity auch vieles, was eher an Sciencefiction erinnert», räumt Maximon-Gründer Marc Bernegger ein.

So besteht die schon seit Jahrzehnten existierende Idee, nach dem Tod Körper oder Teile davon einzufrieren, um sie in Zukunft wieder zum Leben zu erwecken, immer noch. Das deutsche Unternehmen Tomorrow Bio offeriert seiner Kundschaft das Kryokonservierung genannte Verfahren für den ganzen Körper oder nur das Gehirn.

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Der Brite Aubrey de Grey wiederum darf an keiner Konferenz zum Thema Longevity fehlen. Mit seinem langen Bart fällt er nicht nur optisch, sondern noch mehr mit seinen Aussagen auf. Er ist der Meinung, dass der erste Mensch, der tausend Jahre alt werde, bereits geboren worden sei. Solche Prognosen stossen bei Eric Verdin auf wenig Begeisterung. Der Arzt ist Leiter des Buck Institute for Research on Aging, einer der weltweit grössten Forschungseinrichtungen im Bereich Langlebigkeit. Es hat von der saudischen Stiftung Hevolution Foundation am Anlass in Riad über 20 Millionen Dollar erhalten. «Was mich beunruhigt, sind die unnötig hohen Erwartungen, die man mit solchen Aussagen schürt», sagt Verdin. Das helfe der Sache nicht. «Wissenschaftler und Unternehmer, die im Bereich Longevity aktiv sind, wollen ernst genommen werden. Das Gerede vom ewigen Leben sorgt für das Gegenteil.» Es gehe bei Longevity ohnehin nicht in erster Linie darum, möglichst alt zu werden, sondern gesünder zu altern. Mit einem entsprechenden Lifestyle und den heutigen Methoden und Erkenntnissen sei es möglich, 15 bis 17 gesunde Lebensjahre hinzuzugewinnen.

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Eric Verdin blickt dabei kritisch auf gewisse Anwendungen, die viele Longevity-Einrichtungen anbieten. Die epigenetische Uhr etwa soll durch eine DNA-Analyse das biologische Alter anzeigen. Ein Indikator dafür, in welchem Zustand Körper und Geist im Vergleich mit dem tatsächlichen Alter sind. Der 66-jährige Verdin hat in einem Selbstversuch Tests bei sechs verschiedenen Anbietern gemacht. Resultat: Jeder Test zeigte ein anderes biologisches Alter. Es schwankte zwischen 25 und 66. Alles Unfug also? «Ich sehe diese Tests als Forschungswerkzeug. Sie messen etwas. Das Problem dabei: Wir wissen nicht, was», sagt Verdin. Deshalb versuche man nun die verschiedenen Variablen dieser Uhren besser zu verstehen. Trotz seiner Kritik hält Verdin Longevity-Zentren und -Kliniken für sinnvoll: «Meiner Meinung nach sind solche Einrichtungen sehr wichtig.» Sie zeigten den Weg in Richtung einer neuen Medizin auf, die auf Prävention basiere. «In der Medizin wartet man darauf, dass jemand krank wird, dann folgt eine Behandlung. Unternehmen im Bereich Longevity wollen früher ansetzen und wenden dazu neue Methoden an.»

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Schon lange im ­Geschäft mit der Langlebigkeit ist La Prairie. CEO Simone Gibertoni expandiert vom Stammhaus in ­Montreux nach ­Saudi-Arabien und China. Dort eröffnet das Unternehmen bald Langlebigkeits-­Resorts, die sich an eine wohlhabende Klientel richten. ­Zusammen mit ­lokalen Partnern ­investiert das Unternehmen rund 500 Millionen Franken.

Schon lange im Geschäft mit der Langlebigkeit ist La Prairie. 

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Schon lange im ­Geschäft mit der Langlebigkeit ist La Prairie. CEO Simone Gibertoni expandiert vom Stammhaus in ­Montreux nach ­Saudi-Arabien und China. Dort eröffnet das Unternehmen bald Langlebigkeits-­Resorts, die sich an eine wohlhabende Klientel richten. ­Zusammen mit ­lokalen Partnern ­investiert das Unternehmen rund 500 Millionen Franken.

Schon lange im Geschäft mit der Langlebigkeit ist La Prairie. 

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Alles andere als neu im Geschäft ist die Klinik La Prairie, die es seit 1931 gibt. Einst sollen in Montreux Charles de Gaulle, Mitglieder des britischen Königshauses und Prominenz wie Marilyn Monroe und Pablo Picasso zu Gast gewesen sein. Schon seinerzeit achteten die Betreiber darauf, das Wohlbefinden gesunder Menschen zu steigern, sagt CEO Simone Gibertoni. Heute setzt das Unternehmen auf Expansion. Mit der exklusiven Klinik am Genfersee erzielt es rund 100 Millionen Franken Jahresumsatz und behandelt dort jährlich maximal 2000 Patienten. Die bezahlen zwischen 15 000 und 150 000 Franken pro Woche. Das Wachstum sucht La Prairie im Ausland. An der Nordwestküste Saudi-Arabiens entsteht gerade ein über 36 000 m2 grosses Longevity-Resort mit 52 Zimmern und 13 Villen. Parallel dazu baut das Unternehmen eine Anlage in ähnlichem Umfang in China, 180 Kilometer entfernt von Shanghai. Das Investitionsvolumen für beide Projekte: 500 Millionen Franken. Bereits eröffnet sind kleinere Longevity-Hubs in Bangkok, Doha und Madrid. Diese Angebote sind niederschwelliger, liegen aber immer noch im oberen Preissegment.

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CEO von La Prairie: Simone Gibertoni expandiert vom Stammhaus in ­Montreux nach ­Saudi-Arabien und China. Dort eröffnet das Unternehmen bald Langlebigkeits-­Resorts, die sich an eine wohlhabende Klientel richten. ­Zusammen mit ­lokalen Partnern ­investiert das Unternehmen rund 500 Millionen Franken.

CEO von La Prairie: Simone Gibertoni expandiert vom Stammhaus in Montreux nach Saudi-Arabien und China. Dort eröffnet das Unternehmen bald Langlebigkeits-Resorts, die sich an eine wohlhabende Klientel richten. Zusammen mit lokalen Partnern investiert das Unternehmen rund 500 Millionen Franken.

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CEO von La Prairie: Simone Gibertoni expandiert vom Stammhaus in ­Montreux nach ­Saudi-Arabien und China. Dort eröffnet das Unternehmen bald Langlebigkeits-­Resorts, die sich an eine wohlhabende Klientel richten. ­Zusammen mit ­lokalen Partnern ­investiert das Unternehmen rund 500 Millionen Franken.

CEO von La Prairie: Simone Gibertoni expandiert vom Stammhaus in Montreux nach Saudi-Arabien und China. Dort eröffnet das Unternehmen bald Langlebigkeits-Resorts, die sich an eine wohlhabende Klientel richten. Zusammen mit lokalen Partnern investiert das Unternehmen rund 500 Millionen Franken.

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Der 101-Millionen-Wettbewerb

Warum expandiert La Prairie nicht in der Schweiz, zum Beispiel in Zürich? «Zürich hat für uns momentan keine Priorität. Eher London oder New York», sagt CEO Gibertoni. «Die Frage ist doch, in welcher Stadt wir genügend Kundschaft finden, die an einem umfassenden Longevity-Angebot interessiert ist.» Und was sagt er zu den zahlreichen neuen Anbietern, die in den Schweizer Markt drängen? «Derzeit entsteht gerade ein Hype in Sachen Longevity-Zentren. Der seriöse Betrieb solcher Einrichtungen ist teuer. Es wird sich zeigen, wie gross der Markt dafür in einer mittelgrossen Stadt wie Zürich ist.»

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Marc Bernegger von Maximon ist diesbezüglich zuversichtlich. «Noch vor drei Jahren wäre wohl kaum jemand in ein Longevity-Zentrum in Zürich gekommen. Heute spüren wir ein grosses Interesse. Das Thema kommt aus der nerdigen Ecke und wird massentauglich.» Ein Gamechanger für die Branche wäre, wenn die Krankenkassen einen Teil der Longevity-Behandlungen übernähmen. «Den Besuch im Fitnesscenter bezahlen viele Kassen ja heute schon. Gut möglich, dass bald auch die Kosten von präventiven Bluttests oder gewisse Therapien übernommen werden», sagt Bernegger. Andernorts setzen die Gesundheitsbehörden schon stärker auf Prävention und Longevity-Behandlungen. Statt der Bekämpfung der Symptome des Alterns sollen die Ursachen angegangen werden. Vorreiter sind Singapur und Saudi-Arabien.

««Natürlich gibt es rund um das ThemaLongevity vieles, was an Sciencefiction erinnert.»»

Marc Bernegger

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Für einen Schub bei Longevity-Investitionen dürfte schon jetzt die Stiftung XPrize sorgen. An der Konferenz in Riad gab sie eine Ausschreibung mit einem Preisgeld von 101 Millionen Dollar bekannt. Der sieben Jahre dauernde Wettbewerb zielt darauf ab, Innovationen für eine längere Gesundheitsspanne durch Behandlungen voranzutreiben. Den «Healthspan XPrize» erhält dasjenige Team, das den altersbedingten Abbau in den drei Bereichen Kognition, Immunsystem und Muskelfunktion bei ansonsten gesunden Erwachsenen zwischen 65 und 80 Jahren messbar um mindestens zehn Jahre rückgängig machen kann. XPrize hat zuvor schon Wettbewerbe ausgeschrieben. Unter anderem zur Förderung der privaten Raumfahrt und zur Reduktion von CO2 in der Erdatmosphäre.

««Keine Pille wird besser wirken als 20 Minuten Bewegung und 20 Minuten Meditation jeden Tag.»»

Simone Gilbertoni

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Auch Schweizer Firmen bringen sich für den jüngsten XPrize in Stellung. «Wir überlegen uns, mit Maximon am Wettbewerb mitzumachen», sagt Marc Bernegger. Auch wenn die anspruchsvollen Ziele des Wettbewerbs womöglich verfehlt werden, dürften die Anstrengungen für zahlreiche neue Erkenntnisse in Sachen Longevity sorgen. Denn der Ehrgeiz von Forschungseinrichtungen und Unternehmen rund um den Globus ist geweckt, und auch finanzkräftige Investoren horchen auf. In der Branche munkelt man ohnehin, dass grosse Pharmakonzerne sich ernsthaft mit dem Thema Longevity beschäftigen. Eine Exit-Strategie für Start-ups durch eine Übernahme eines Grosskonzerns gewinnt damit auf mittlere Sicht an Wahrscheinlichkeit.

Auch wenn die Longevity-Forschung angesichts stark steigender Investitionen rasche Fortschritte machen sollte: Ohne gesunden Lebensstil wird das mit dem längeren Leben schwierig. Simone Gibertoni von La Prairie bringt es folgendermassen auf den Punkt: «Keine Pille wird besser wirken als 20 Minuten Bewegung und 20 Minuten Meditation jeden Tag. Aber man muss die Menschen dazu motivieren.»

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Über die Autoren
Erich Bürgler, Redaktor BILANZ - fotografiert im September von Paul Seewer für BILANZ

Erich Bürgler

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