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Wie bitte, Frau Weisser?

UBS-Vorsorge-Expertin: «Die 2. Säule ist nicht mehr zeitgemäss»

Veronica Weisser, Vorsorge-Expertin der UBS, schaut kritisch auf die BVG-Reform.

sdf

Portrait von UBS-Vorsorge-Expertin Veronica Weisser

VERONICA WEISSER Die Ökonomin setzt sich mit Leidenschaft für ein grösseres Verständnis für Vorsorgethemen in Politik und Gesellschaft ein. Bei der UBS leitet sie seit einem Jahr den Vorsorge-Hub.

Andreas Zimmermann

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Rentner erhalten aus der 2. Säule mehr Kapital, als sie eingezahlt haben. Kann man überhaupt noch von einem Kapitaldeckungsverfahren sprechen?

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Nur noch teilweise. Das zusätzliche Geld kommt von den aktiv Versicherten, die einen Grossteil ihrer Rendite abgeben. Zudem sind die Risikobeiträge oft um ein Vielfaches höher, als sie sein sollten. Diese werden dazu genutzt, die Rentner zu finanzieren. Das sind Beiträge, die über Jahrzehnte eingezahlt wurden, von denen die Versicherten nie etwas sehen werden.

Ist die gigantische Umverteilung das einzige Problem der BVG?

Leider nicht. Die 2.  Säule reflektiert nicht die heutige Lebensweise. Sie ist auf ein klassisches Männerleben ausgerichtet, eine Karriere ohne Pausen oder Teilzeitpensen. Das entspricht weder der Realität von Müttern noch der von Personen, die Projektarbeit machen oder bei mehreren Arbeitgebern geringe Pensen arbeiten.

Wie gut sind die aktuellen Reformvorschläge?

Der Nationalrat hat den ersten Vorschlag des Bundesrats klar abgelehnt und eine eigene Idee gebracht, welche die Reformziele mehr oder weniger erreicht. Die Umverteilung wird nach einer Übergangszeit von rund 14 Jahren langsam reduziert.

Nun entscheidet der Ständerat über ein alternatives Konzept.

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Der Vorschlag sieht Anpassungen an den heutigen Lebensstil vor, das ist positiv. Er behebt das Problem der Mehrfachversicherten und zum Teil der Personen mit niedrigen Löhnen. Allerdings wären diese teils so stark überversichert, dass sie mehr Rente bekämen, als sie je als Lohn verdient haben.

Wie bitte?

Ja, das ist nicht wirklich sinnvoll. Für viele Menschen mit tiefen Löhnen würde dieser Vorschlag eine deutliche Reduktion des Nettolohns bedeuten, die Überversicherung muss ja bezahlt werden. Doch als Erwerbstätige muss man oft eine Familie finanzieren, während man als Rentner ja eher weniger Geld benötigt.

Schliesst die Reform die Rentenlücken bei Frauen?

Beim Vorsorgeplan sind wir auf dem richtigen Weg. Aber beim Kapitaldeckungsverfahren muss jeder sparen. Ohne bedeutenden Lohn ist das nicht möglich. Viele Mütter können sich einen Beruf wegen der teuren Kinderbetreuung nicht leisten. Das Problem ist umfassender und kann nicht durch die BVG-Reform gelöst werden.

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sdf

Anne-Barbara Luft

Anne-Barbara Luft

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