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Veronica Weisser, Vorsorge-Expertin der UBS, schaut kritisch auf die BVG-Reform.
VERONICA WEISSER Die Ökonomin setzt sich mit Leidenschaft für ein grösseres Verständnis für Vorsorgethemen in Politik und Gesellschaft ein. Bei der UBS leitet sie seit einem Jahr den Vorsorge-Hub.
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Nur noch teilweise. Das zusätzliche Geld kommt von den aktiv Versicherten, die einen Grossteil ihrer Rendite abgeben. Zudem sind die Risikobeiträge oft um ein Vielfaches höher, als sie sein sollten. Diese werden dazu genutzt, die Rentner zu finanzieren. Das sind Beiträge, die über Jahrzehnte eingezahlt wurden, von denen die Versicherten nie etwas sehen werden.
Leider nicht. Die 2. Säule reflektiert nicht die heutige Lebensweise. Sie ist auf ein klassisches Männerleben ausgerichtet, eine Karriere ohne Pausen oder Teilzeitpensen. Das entspricht weder der Realität von Müttern noch der von Personen, die Projektarbeit machen oder bei mehreren Arbeitgebern geringe Pensen arbeiten.
Der Nationalrat hat den ersten Vorschlag des Bundesrats klar abgelehnt und eine eigene Idee gebracht, welche die Reformziele mehr oder weniger erreicht. Die Umverteilung wird nach einer Übergangszeit von rund 14 Jahren langsam reduziert.
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Der Vorschlag sieht Anpassungen an den heutigen Lebensstil vor, das ist positiv. Er behebt das Problem der Mehrfachversicherten und zum Teil der Personen mit niedrigen Löhnen. Allerdings wären diese teils so stark überversichert, dass sie mehr Rente bekämen, als sie je als Lohn verdient haben.
Ja, das ist nicht wirklich sinnvoll. Für viele Menschen mit tiefen Löhnen würde dieser Vorschlag eine deutliche Reduktion des Nettolohns bedeuten, die Überversicherung muss ja bezahlt werden. Doch als Erwerbstätige muss man oft eine Familie finanzieren, während man als Rentner ja eher weniger Geld benötigt.
Beim Vorsorgeplan sind wir auf dem richtigen Weg. Aber beim Kapitaldeckungsverfahren muss jeder sparen. Ohne bedeutenden Lohn ist das nicht möglich. Viele Mütter können sich einen Beruf wegen der teuren Kinderbetreuung nicht leisten. Das Problem ist umfassender und kann nicht durch die BVG-Reform gelöst werden.
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