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Jean-Frédéric Dufour, der CEO der Nummer 1 im Uhrenmarkt, hält die Marke mit der Krone stilsicher auf ihrem Thron.
MR. ROLEX: Seit 2015 ist Jean-Frédéric Dufour des Uhrenkonzerns. Der Genfer hat Erfolg: Die Wartelisten für eine Rolex werden länger und länger
Formula 1 via Getty ImagesWerbung
Jean-Frédéric Dufour (54) wirkt auf Fotos richtig schüchtern, ist er offenbar in echt aber nicht, im Gegenteil. Dufour zählt zu der Sorte Mensch, die einen Raum füllt, wenn sie ihn betritt. Und als einer mit enorm viel Ehrgeiz. Der hat aus ihm einen Supersegler, -golfer und -skifahrer gemacht – und einen Rechtshänder: Dufour war Linkshänder und hat sich umtrainiert, vom Schreiben bis zum Putten. Seit 2015 ist der Genfer Rolex-Chef – der sechste seit der Firmengründung durch Hans Wilsdorf im Jahr 1905. Damit sind wir schon beim Kern von Rolex: Hier dreht sich alles um Kontinuität. Die Uhren sind hochpräzis, keine «art pour l’art», neue Modelle basieren auf bestehenden, und das Neue sticht meist nicht ins Auge, Gleiches gilt fürs Storytelling. Rolex ist so zur bekanntesten, erfolgreichsten und grössten Uhrenmarke der Welt geworden und galoppiert mit Dufour von Rekord zu Rekord. Offizielle Zahlen zum Geschäft gibt es nicht, und Dufour äussert sich nie zu nichts öffentlich. Der Output 2021 wird auf eine Million Uhren geschätzt – und Entwicklungen ausserhalb Dufours Machthabe deuten darauf hin, dass der Markt viel mehr Rolex vertragen könnte: Es gibt Modelle, auf die warten Kunden jahrelang. Oder aber sie kaufen sie überteuer secondhand, nicht nur wegen Präzision und Prestige, sondern als Geldanlage.
Der Rolex-Chef ist verheiratet mit Anne-Carole (47), Homöopathin und Ernährungsberaterin. Die beiden haben zwei Söhne und eine Tochter im Alter zwischen 16 und 20. Die Familie lebt am Ufer des Genfersees in Collonge-Bellerive, in direkter Nachbarschaft von Dufours Elternhaus – und nah bei Golfclub und Société Nautique de Genève (SNG): Dufour ist ehrgeiziger Golfer und leidenschaftlicher Segler. Seine beiden jüngeren Kinder nehmen für die SNG national und international erfolgreich an Regatten teil. Dem ehrwürdigen Club gehören zahlreiche honorige Mitglieder der Genfer Society an wie Philippe Stern, langjähriger Patron von Patek Philippe, und Alinghi-Gründer Ernesto Bertarelli. In Crans-Montana besitzen die Berg- und Schneesportfans Dufour ein Chalet.
Rolex besitzt eine einzige Boutique in Genf selbst. Verkauf und Wartung der Zeitmesser erfolgt in einem feinmaschigen weltumspannenden Netzwerk von rund 2200 Point of Sales von autorisierten Fachhändlern. Der grösste Rolex-Verkäufer der Welt ist Bucherer. Der international aufgestellte Uhren- und Schmuckhändler aus Luzern ist im Besitz von Jörg G. Bucherer, operativ geführt wird er von CEO Guido Zumbühl und COO Patrick Graf. Dufour nennt Jean-Claude Biver seinen Mentor, Biver Dufour «einen meiner besten drei Freunde». Gut versteht sich Dufour auch mit François-Henry Bennahmias, Lenker von Audemars Piguet. Intern spielt für den Rolex-Chef Arnaud Boetsch, einstiger französischer Tennisprofi, als Head Communication & Image seit 2019 eine Schlüsselrolle, Imagepflege ist bei der Marke mit der Krone, abgesehen von der hohen Qualität der Zeitmesser, das A und O. Experten schätzen, dass 200 bis 250 Millionen Franken jährlich in über 100 Sport-, Kultur- und Kunstanlässe und in die Tasche von rund 140 Markenbotschaftern wie Roger Federer und Alexander Zverev, Bergsteiger Jean Troillet und Meeresbiologin Sylvia Earle fliessen. Die Rolex-Tochter Tudor wird offiziell von Eric Pirson geführt, deren aktueller Drive aber Dufour zugeschrieben wird, der seit 2021 auch Präsident der neu errichteten Manufacture Tudor in Le Locle ist und offenbar sowohl bei der Produktentwicklung wie beim Marketing die Richtung vorgibt.
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Guido Zumbühl, Roger Federer, Eric Pirson (v.l.).
Getty ImagesGuido Zumbühl, Roger Federer, Eric Pirson (v.l.).
Getty ImagesHans Wilsdorf, Gründer von Rolex, führte das Unternehmen schon zu Lebzeiten in eine gemeinnützige Stiftung mit seinem Namen über. Dort entscheidet ein achtköpfiger Stiftungsrat unter Vorsitz des Genfer Anwalts Costin van Berchem und mit Vertretern notabler Genfer Familien wie Nicolas Brunschwig, Guillaume Fatio und Christian de Saussure, was mit dem Rolex-Gewinn, der 2021 konservativ geschätzt 1,5 Milliarden Franken betragen dürfte, zu geschehen hat. Verteilt wird das Geld entsprechend dem Stiftungszweck im Kanton Genf in Soziales, Bildung, Sport und Kultur. So ist etwa die Kunstschule HEAD dank 100 Rolex-Millionen zu einem Campus mitten in der Stadt gekommen, die Stadt zur spektakulären Brücke über die Arve.
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Rolex ist mit dem von Morgan Stanley und LuxeConsult auf acht Milliarden Franken geschätzten Umsatz die grösste Luxusuhrenmarke der Welt – und uneinholbar. Die aktuelle Nummer zwei auf dieser Liste ist die Richemont-Tochter Cartier unter der Führung von CEO Cyrille Vigneron mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden. Raynald Aeschlimann, CEO von Omega, liefert grossartige Uhren – ohne Wartefristen. Gleiches gilt für Christoph Grainger-Herr, CEO von IWC. Gross im Kommen ist Breitling unter der Führung von CEO Georges Kern. Einiges Kopfzerbrechen dürfte dem Rolex-Chef das boomende Certified-Pre-Owned-Geschäft bereiten. Grosse Mitspieler wie Philipp Man, CEO von Chronext,und Arjen van de Vall, CEO der Richemont-Tochter Watchfinder, schlagen auf ihren Plattformen Rolex-Uhren aus zweiter Hand mit teils exorbitanten Aufschlägen zum Listenpreis los. Ungut hat 2020 die langjährige Partnerschaft mit der Uhrenmesse Baselworld und deren CEO Michel Loris-Melikoff geendet. 2022 nimmt Rolex erstmals an der «Watches & Wonders» in Genf teil, Wiederholung ungewiss: Die Verhandlungen mit der Veranstalterin der Fondation de la Haute Horlogerie unter Führung von Richemont-Manager Emmanuel Perrin seien höchst zäh gewesen, heisst es.
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Philipp Man, Raynald Aeschlimann, Georges Kern (v.l.).
PD, Imago Images, Miguel BuenoPhilipp Man, Raynald Aeschlimann, Georges Kern (v.l.).
PD, Imago Images, Miguel BuenoDufour wuchs in Genf auf und studierte an der HEC Wirtschaft. Mit Ausnahme eines Kurzeinsatzes bei Pictet in Hongkong verbrachte er sein Berufsleben in der Uhrenbranche. Gestartet ist er 1993 bei Chopard. Christine Scheufele, mit der er studiert hatte und die inzwischen mit Karl-Friedrich Scheufele, Co-Präsident von Chopard, verheiratet war, war Türöffnerin. Von Chopard holte ihn Rolf Schnyder zu Ulysse Nardin, dann Jean-Claude Biver zu Blancpain, und schliesslich lockten ihn die Scheufeles zurück zu Chopard. 2009 holte ihn Biver, inzwischen Taktgeber der Uhrensparte beim französischen Luxuskonzern LVMH, zu sich zurück als CEO der trudelnden Zenith. Dufour belebte die Traditionsmarke neu. Sie wird heute von Julien Tornare geführt, wie Dufour ein Biver-Mentee. Track Record plus Genfer Wurzeln führten ihn schliesslich zu Rolex-Präsident Bertrand Gros, der ihn als Nachfolger von Gian Riccardo Marini als CEO installierte. Für den damals 47-jährigen Dufour ein gigantischer Karrieresprung – von 300 auf 10 000 Mitarbeitende, von 200 Millionen auf dannzumal etwa vier Milliarden Franken Umsatz. Gros gilt als mächtigster Mann bei Rolex. Wohl nicht mehr lange: Er wurde eben 72, und es heisst, er mache seinem Vize, dem Bongénie-Grieder-Erben Nicolas Brunschwig (62), Platz.
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Karl-Friedrich Scheufele, Jean-Claude Biver, Gian Riccardo Marini (v.l.).
Guraud / Tamedia AG, Fred Merz / Lundi 13Karl-Friedrich Scheufele, Jean-Claude Biver, Gian Riccardo Marini (v.l.).
Guraud / Tamedia AG, Fred Merz / Lundi 13Werbung