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Abflug des Flughafen-Chefs

Stephan Widrig landet in bekanntem Gelände

Flughafen-Chef Stephan Widrig verlässt seinen Arbeitgeber, der neue Job steht schon fest. Die Frage ist: Warum macht er das?

Dirk Ruschmann

Dirk Ruschmann

Flughafen-Chef Stephan Widrig steht in einer Check-In-Reihe am Flughafen.

«GÜNSTIGER ZEITPUNKT» Stephan Widrig wechselt nach 23 Jahren als Flughafenangestellter den Job.

Christian Grund

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Diesen Schritt hatte kaum jemand erwartet. Als Ende Oktober die Flughafen AG den Abgang von CEO Stephan Widrig bekanntgab, rieben sich viele Beobachter die Augen: Widrig wird im kommenden August erst 50 Jahre alt, seine Amtszeit gilt unbestritten als erfolgreich. Sein künftiger Job, CEO des mittelgrossen Immobilienkonzerns Allreal, lockt zudem weder mit mehr Prestige oder Umsatzverantwortung noch nicht einmal mit merklich höherem Salär – sämtliche typischen Beweggründe, um einen CEO-Job aufzugeben oder in einen anderen zu wechseln, treffen bei Stephan Widrig nicht zu.

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Ausserdem: Nicht nur Widrig wandert im Frühjahr weiter, auch der Verwaltungsratspräsident der Flughafen AG, Andreas Schmid, verlässt das Unternehmen nach zwei Jahrzehnten. Ihm folgt Josef Felder, der seit 2017 im Verwaltungsrat sitzt und von 1998 bis 2008 CEO des Flughafens war – Felder kennt sich also bestens aus.

Dennoch: Dass Präsident und CEO gleichzeitig wechseln, ist unter Gesichtspunkten der Corporate Governance alles andere als ideal. Wie es dazu kommen konnte, dazu verraten die offiziellen Statements von Schmid und Widrig zum Abgang des CEO nichts. Widrig spricht lediglich von einem «günstigen Zeitpunkt» nach dem Überstehen der Pandemie und einem klaren «strategischen Fokus».

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Warum er wechselt: kein Wort dazu. Auch auf Nachfrage schweigt Widrig.

250 Mitarbeiter

hat Allreal, statt 1700 wie die Flughafen AG. Auch das Volumen des Geschäfts ist sehr viel geringer: Widrig verkleinert sich freiwillig.

Was Insider allerdings betonen: Weder habe der Verwaltungsrat Widrig loswerden wollen, noch habe dieser selber keine Lust mehr auf den Job – allerdings schon seit Jahren durchblicken lassen, dass er 23 Jahre als Flughafen-Angestellter, davon 15 Jahre in der Geschäftsleitung und acht als CEO, für genug halte.

Widrig habe schon früher aufhören und Platz für eine neue Person machen wollen, um «neue Impulse» für das Unternehmen Flughafen zu ermöglichen, aber die Pandemie habe ihm einen Strich durch seine Abgangspläne gemacht. Die Krise wollte er noch abarbeiten.

Dass er zur wenig glamourösen Allreal geht, passt zu Widrig. Er gilt nicht als salärgetrieben und kommt ursprünglich aus dem Immobiliengeschäft. Zudem, sagt ein Vertrauter, «sieht er bei Allreal die Chance, langfristig etwas aufzubauen». Und um genervte Fluggäste muss er sich dann auch nicht mehr kümmern.

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