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Streit um den Mietflieger Air Baltic, die neuen Finanzziele und den Piloten-GAV: Wie es bei der Swiss nun weitergeht.
WIEDER IM HÖHENFLUG Die Swiss um CEO Dieter Vranckx hat im ersten Halbjahr Gewinne erzielt, eine Ausnahme im Airlinegeschäft.
KeystoneDie Lage ist ernst. Zwei Entwürfe für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Swiss-Piloten lagen bereits vor: Den ersten lehnte das Management der Airline im Februar ab, den zweiten im Juli das Pilotenkorps, nachdem deren Gewerkschaft Aeropers das Verhandlungsergebnis mit «unter ungebührend hohem Druck abgepressten Zugeständnissen» erfolglos hatte nachbessern wollen. Seit April arbeiten die Piloten ohne gültigen Vertrag, nach den bisherigen Konditionen.
Am 5. August übergab Aeropers einen «Letter to the CEO» an Swiss-Chef Dieter Vranckx – auf ihn setzen die Piloten ihre Hoffnung. Er gilt ihnen als lösungsorientiert und offen für ihre Anliegen, wenn sie ihn persönlich ansprechen. Vranckx sitzt jedoch nicht in der Verhandlungsdelegation – Weggefährten des CEO vermuten, dass er sich bewusst zurückhalte und sich gar nicht erst in GAV-Details vertiefe. Ihre direkten Gesprächspartner verorten die Piloten dagegen eher in der Hardliner-Fraktion, über direkte Drähte mit den Topmanagern der Konzernmutter Lufthansa verbunden. Dort haben sich der Chef der Tochterfluglinien, Harry Hohmeister, und Oberboss Carsten Spohr zu Lieblings feinden der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hochgearbeitet, deren ziemlich schusssicheren Kranich-GAV sie mit günstigeren Tochterairlines auszuhöhlen trachten.
Immerhin: So schlecht wie in Frankfurt, wo der Tarifstreit bisweilen ins Gehässige abdriftet und Piloten ihre Fluggäste mit «Warnstreiks» belästigen, ist die Stimmung in Kloten nicht. Im Brief an Vranckx, von 955 der 1150 Piloten unterzeichnet, der BILANZ im Wortlaut vorliegt, heisst es unter Hinweis auf «über zwei Jahre belastender Unsicherheit» zwar: Es könne «nicht weiter angehen, dass unter dem Deckmantel von Krisen die Perspektiven des Pilotenkorps übertriebenen Profitvorstellungen zum Opfer fallen». Doch deshalb den Flugbetrieb lahmlegen? Pilot und Aeropers-Vorstand Thomas Steffen droht zwar, die Swiss müsse «endlich die Zeichen der Zeit erkennen», ansonsten müssten die Piloten eben «der Geschäftsleitung noch deutlicher zeigen, wie unzufrieden sie sind». Aber «wir wollen nicht, dass die Passagiere von dem internen Konflikt beeinträchtigt werden», beteuert Steffen: «Wir wollen nicht streiken.»
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