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Unscheinbare Traumfabrik

Sportec: Wo alte Porsche restauriert und modifiziert werden

In einer Werkstatt in Höri entstehen wahre Traumautos. Hier werden Rennwagen einsatzfertig gemacht, hier tritt der Chef persönlich als Racer an.

Dirk Ruschmann

Dirk Ruschmann

Der Sub1000 fasziniert mit seinem Purismus, von aussen wie von innen. Jede Lackierung gibt es nur ein einziges Mal: jeder ein Unikat.

Der Sub1000 fasziniert mit seinem Purismus, von aussen wie von innen. Jede Lackierung gibt es nur ein einziges Mal: jeder ein Unikat.

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Die Träume entstehen in einem unscheinbaren Hinterhof – und der liegt in einem unscheinbaren Gewerbegebiet der auch nicht übermässig spektakulären Gemeinde Höri im Zürcher Unterland.

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Doch was dort aus dem Rolltor gleitet, hat das Zeug für die ganz grossen Auftritte. Und treibt einem gehörig die Tränen in die Augen, wenn man neben Gregor Burkard auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, das Pedal Richtung Bodenblech zeigt und die Äcker des Zürcher Unterlands vorbeirauschen. Der SUB1000 heisst so, weil er unter 1000 Kilogramm wiegt, er sieht auf den ersten Blick von vorne aus wie ein sogenannter Ur-Elfer, also jene filigranen Porsche 911, die ab 1963 gebaut wurden. Doch schnell erkennt man: Da stimmt etwas nicht. Dieser hier steht satter, bulliger auf der Strasse. Und das Interieur mit seinen minimalistischen Materialien, lederverkleideten Carbonsitzen, stark reduzierten Verkleidungen und Dämmungen erinnert nur noch entfernt an den Grossvater. Wer an die Scheibe klopft, fühlt auch hier die Gewichtsersparnis im Fingerknöchel. Viele Teile der Karosserie sind nicht mehr aus Metall, sondern aus superleichtem Kevlar-Carbon-Verbund gefertigt.

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Minimalismus ist Trumpf im SUB1000. Hier steht nur eins im Mittelpunkt: der Fahrspass. Und der wächst bekanntlich mit jedem gesparten Kilogramm Gewicht.

Minimalismus ist Trumpf im SUB1000. Hier steht nur eins im Mittelpunkt: der Fahrspass. Und der wächst bekanntlich mit jedem gesparten Kilogramm Gewicht.

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Minimalismus ist Trumpf im SUB1000. Hier steht nur eins im Mittelpunkt: der Fahrspass. Und der wächst bekanntlich mit jedem gesparten Kilogramm Gewicht.

Minimalismus ist Trumpf im SUB1000. Hier steht nur eins im Mittelpunkt: der Fahrspass. Und der wächst bekanntlich mit jedem gesparten Kilogramm Gewicht.

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Plastik verboten

Tatsächlich steckt ein sogenanntes G-Modell unter dieser Hülle, der Nachfolger des Ur-Elfers und in vielen Augen der heute klassische 911, bis 1989 wurde er so gebaut. «Re-Enforcing» von Porsche-Modellen nennt Sportec das, Gregor Burkards Firma – der auf den asphaltierten Nebenstrassen um Höri zeigt, dass Gewichtsverlust nicht nur für Männerbäuche zentral ist, sondern eben auch für Autos. Etwas mehr Hubraum als im Serienmotor, 3,4 statt 3,2 Liter, und viele andere Modifikationen lassen zwischen 315 und 340 Pferde von der Leine, die für ordentlich Adrenalin sorgen. Das Fahrwerk ist straff, aber nicht übermässig hart abgestimmt; das Auto soll ja nicht springen, wenn es auf Bodenwellen im Asphalt trifft.

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Bei der Abstimmung hilft einer der besten Schweizer Rennfahrer aller Zeiten: Marcel Fässler, dreimaliger Sieger der 24 Stunden von Le Mans. Ihn trifft man bei Rundgängen durch die Sportec-Hallen immer wieder. Aber auch Gregor Burkard weiss, wie Angasen funktioniert: Seit 2020 fährt er im Porsche Sports Cup Suisse, einer Kundensport-Rennserie, aus der immer wieder junge Talente als spätere Profis hervorgehen – schon wer hier im oberen Mittelfeld landet, muss sich mit seinen Fähigkeiten nirgendwo verstecken. Burkard jedoch fährt ganz vorne mit, war mehrfach Dritter der Gesamtwertung; umso beeindruckender, wenn man weiss, dass er erst 2016 zum ersten Mal die Chance hatte, einen Rennwagen zu bewegen.

Alles kommt raus, bevor wieder etwas reinkommt: Das Auto wird komplett neu aufgebaut. In der Mitte Chef Gregor Burkard.

Alles kommt raus, bevor wieder etwas reinkommt: Das Auto wird komplett neu aufgebaut. In der Mitte Chef Gregor Burkard.

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Alles kommt raus, bevor wieder etwas reinkommt: Das Auto wird komplett neu aufgebaut. In der Mitte Chef Gregor Burkard.

Alles kommt raus, bevor wieder etwas reinkommt: Das Auto wird komplett neu aufgebaut. In der Mitte Chef Gregor Burkard.

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Das Interieur des SUB1000 folgt ganz Burkards Motto «Ich hasse Plastik». So sind etwa, anstelle von digitalen Zeitmessern, vorne massive Hanhart-Stoppuhren angeschraubt, Schweissnähte gut sichtbar, gibt es jede Menge Leder, Eisen, Aluminium, etwa den aus dem Vollen gefrästen Schaltstock mit Sportec-Emblem (Kunden können sich aber auch das Porsche-Wappen oder anderes wünschen), dazu knackige Kippschalter statt Knöpfe. Alles hier ruft «Handarbeit». Die Reifen sind, klar, aufgezogen auf die klassischen Fuchs-Felgen in 16-Zoll-Grösse.

Das Fahrwerk ist direkt vom Motorsport abgeleitet und lässt sich, sagt Burkard, «mit dem eines modernen Rennwagens der GT3-Klasse vergleichen». Dank separat für verschiedene Geschwindigkeitsbereiche einstellbaren Dämpfern ist die Wankneigung des Fahrzeugs auf ein Minimum reduziert.

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«Restomod» nennt sich diese Kunstform der Mobilitätsindustrie – Restaurieren und Modifizieren. Im Wesentlichen werden ältere Autos restauriert, aber mit moderner Technik versehen und nicht komplett im früheren Stil in allen Details wiederhergestellt; man darf und soll die innere Verjüngungskur auch von aussen sehen. Dafür wird jedes einzelne Teil in die Hand genommen, komplett restauriert oder auch ganz neu gefertigt, das Auto von Grund auf neu aufgebaut.

Unschwer zu erkennen, dass es hier um alte Porsche geht: In der Werkstatt von Sportec ist ihre Bevölkerungsdichte unerreicht.

Unschwer zu erkennen, dass es hier um alte Porsche geht: In der Werkstatt von Sportec ist ihre Bevölkerungsdichte unerreicht.

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Unschwer zu erkennen, dass es hier um alte Porsche geht: In der Werkstatt von Sportec ist ihre Bevölkerungsdichte unerreicht.

Unschwer zu erkennen, dass es hier um alte Porsche geht: In der Werkstatt von Sportec ist ihre Bevölkerungsdichte unerreicht.

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Mehr Spass muss sein

Natürlich bleiben auch die Motoren nicht unangetastet. Im Gegenteil, hier spielt sich womöglich noch mehr Handarbeit ab. «Solange der Motorblock intakt ist und die wichtigsten Teile in Ordnung sind, kann man alles andere verstärken, restaurieren oder ersetzen», sagt Gregor Burkard. Vortrieb, Drehmoment, Gasannahme und andere Spassfaktoren profitieren beträchtlich. Den Ansatz von Sportec nennt Burkard schlicht «Performance-orientiert». Ein eigener Prüfstand erlaubt, umfangreiche Leistungsdiagnostiken zu erstellen, Rennwagen einzufahren oder Langstreckenbelastungen zu simulieren.

80 bis 85 Prozent aller Arbeiten, die man sich ausdenken kann als Kunde oder Auto-Enthusiast, erledigen seine Leute inhouse, die erfahrenen alten Hasen geben Wissen und Kniffe an die nachwachsende Generation in der Werkstatt weiter, der es sichtbar Freude macht, an solchen Sportwagen zu schrauben. Sportec kann auch selbst Carbon bearbeiten oder einen Allrad zum Hecktriebler umbauen – und damit, etwa bei der Anfang der neunziger Jahre aktuellen 911-Generation 964, rund 70  Kilogramm Gewicht einsparen, zudem galt der Allrad jener Modelle als Agilitätsverhinderer; wer kein absoluter Insider ist, stösst bei Gesprächen in der Sportec-Motorenabteilung schnell an seine Wissensgrenzen.

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Die Produktpalette an Restomods umfasst längst mehr als den SUB1000. Gleich eine ganze Reihe von Varianten namens «Ferdinand», basierend auf dem 964, erinnern optisch wiederum an die ersten Elfer, die gern auch als F-Modell bezeichnet werden: Der erste Ferdinand, 2022 an der Messe «Auto Zürich» vorgestellt, bekommt ein Hubraumwachstum von 3,6 auf 3,8 Liter spendiert und liefert 325  PS ab, eine zweite Ausbaustufe könnte mit vier Litern Hubraum 350 Pferde oder etwas mehr mobilisieren, und das Projekt Ferdinand RS soll dann über 400  PS unter der Haube haben. Ein wenig Kleingeld sollten Interessenten, angesichts des Arbeitsaufwands, durchaus in der Schublade haben, beim SUB1000 dauert der Umbau 12 bis 14 Monate, beim Ferdinand noch einmal zwei Monate länger. Die Preise für einen SUB1000 starten bei rund 375'000, beim Ferdinand bei rund 430'000 Franken. Hinzu kommt die Basis, das sogenannte Spenderfahrzeug, wofür weitere etwa 90'000 Franken anfallen – allerdings verzeichnet aufgrund der weltweit wachsenden Begeisterung für Restomods gerade die Porsche-Baureihe 964 derzeit hohe Preissteigerungen, sodass es auch zwei, drei Taler mehr werden könnten.

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Der Ferdinand, hier in Ausführung 2, hat wie jeder alte Elfer mehrere Schokoladenseiten. Doch die Heckansicht verfügt über Superstar-Qualitäten: eine Jennifer Lopez der Strasse.

Der Ferdinand, hier in Ausführung 2, hat wie jeder alte Elfer mehrere Schokoladenseiten. Doch die Heckansicht verfügt über Superstar-Qualitäten: eine Jennifer Lopez der Strasse.

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Der Ferdinand, hier in Ausführung 2, hat wie jeder alte Elfer mehrere Schokoladenseiten. Doch die Heckansicht verfügt über Superstar-Qualitäten: eine Jennifer Lopez der Strasse.

Der Ferdinand, hier in Ausführung 2, hat wie jeder alte Elfer mehrere Schokoladenseiten. Doch die Heckansicht verfügt über Superstar-Qualitäten: eine Jennifer Lopez der Strasse.

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Das Beschaffen eines Spenderautos können Kunden zwar selbst übernehmen, aber Burkard empfiehlt, auch dies Sportec zu überlassen: Erstens sei natürlich seine Verantwortlichkeit höher, wenn er selber das Fahrzeug gekauft habe, und zweitens dürfte Sportec in den meisten Fällen bessere Kontakte in die Märkte haben – und damit schneller zum Erfolg kommen.

Burkard denkt schon daran, die Kapazitäten zu erhöhen, denn «die Interessentenliste ist lang, und wir wollen die Leute nicht zu lange warten lassen». Zwei Jahre – mehr sollten es nicht werden von Bestellung bis Ablieferung.

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Man kann sich womöglich an die Farben gewöhnen, aber auch einfach andere bestellen: der blaue Ferdinand von innen.

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Man kann sich womöglich an die Farben gewöhnen, aber auch einfach andere bestellen: der blaue Ferdinand von innen.

Man kann sich womöglich an die Farben gewöhnen, aber auch einfach andere bestellen: der blaue Ferdinand von innen.

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Etwa eine halbe Fahrminute von Sportec entfernt, vor einer ebenfalls unscheinbaren Halle, steht ein «Office Trailer». Er enthält eine Garderobe und den Leitstand für Renneinsätze: Hier schlägt das Herz der Racing-Abteilung, und hier trifft man wieder Marcel Fässler, der auch als «Head of Motorsport» amtet. Er hatte bei seinem allerersten Einsatz in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM), einer der bestbesetzen Serien der Welt, direkt den zweiten Platz belegt, hinter dem Rekordsieger Bernd Schneider, über die gesamte Saison erzielte er mehrere Podestplätze und wurde Vierter, hinter Legenden wie Schneider, Manuel Reuter und Klaus Ludwig. Der schwarze Mercedes CLK DTM, den Fässler damals pilotierte, steht in dieser Halle. Daneben parkieren der orange lackierte Porsche 911, Modellreihe 992 Cup, den Gregor Burkard im Sports Cup Suisse gern einmal auf Podestränge fährt, und weitere Rennwagen und «Projektfahrzeuge», die auf Einsätze warten.

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Fässlers und Burkards Fahrkünste lassen sich auch an den sogenannten Track Days von Sportec erfahren, wo Kunden auf Rennstrecken Schritt für Schritt Fahrtechniken lernen, die mehr Sicherheit auf der Strasse schaffen und zugleich die schnellere Fortbewegung auf Racetracks erlauben – die schnellste Linie ist nun mal auch die sicherste. In der «Sportec Trackday Academy» wird es über mehreren Stufen anspruchsvoller, bis am Ende, sofern die Fortschritte stimmen und Fässler genügend Vertrauen gefasst hat, eine Fahrt in einem echten professionellen Rennwagen lockt. Und weil Marcel Fässler einer der ganz wenigen Profi-Instruktoren ist, die es wagen, auch direkt vom Beifahrersitz aus ihre Schüler zu coachen, sind die Lerneffekte mit ihm an der Seite besonders ausgeprägt.

Von der Felge zur Firma

Gregor Burkard hatte schon 2011 erstmals zu Sportec Kontakt. Damals legte er sich für seinen Kompaktsportler Audi RS3 die seinerzeit legendären Mono-10-Felgen von Sportec zu, im Jahr danach folgte das erste Motorentuning, später setzte er sich hier zum ersten Mal in einen Rennwagen. Gemeinsam mit seinem Bruder schrieb er einen Businessplan und suchte Sponsoren, sodass beide nach dem Absolvieren der Track Days eine nebenberufliche Racer-Karriere starteten; Sportec betreute sie während der Rennwochenenden.

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Gregor Burkard ist auch selbst ein erfolgreicher Racer.  Er fährt beim Porsche Sports Cup Suisse mit. Und zwar ganz vorne. Hier 2024 in Imola.

Gregor Burkard ist auch selbst ein erfolgreicher Racer. Er fährt beim Porsche Sports Cup Suisse mit. Und zwar ganz vorne. Hier 2024 in Imola.

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Gregor Burkard ist auch selbst ein erfolgreicher Racer.  Er fährt beim Porsche Sports Cup Suisse mit. Und zwar ganz vorne. Hier 2024 in Imola.

Gregor Burkard ist auch selbst ein erfolgreicher Racer. Er fährt beim Porsche Sports Cup Suisse mit. Und zwar ganz vorne. Hier 2024 in Imola.

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2019 dann trug es sich zu, dass sowohl die Sportec-Gründer als auch Gregor Burkard, damals beim Ferrari-Händler Foitek in Urdorf angestellt, eine Veränderung wollten. «Mithilfe der Familie konnte ich die Mehrheit von Sportec übernehmen», sagt Burkard, die Gründer blieben zudem mit kleineren Anteilen an Bord.

Seitdem baut er die Firma nach und nach um, das früher dominierende Tuning-Geschäft verliert an Bedeutung, dafür werden Racing und vor allem Klassik, also die Restomod-Umbauten, immer stärker; beide stehen aktuell für rund 40 Prozent der Umsätze (die Burkard nicht beziffern möchte), der Rest wird aus Service, Restauration und Reparaturen, auch Optimierungen für die Porsche-911-Baureihe erwirtschaftet. 25  Mitarbeiter hat Burkard unter Vertrag. Beim Marketing hat er längst neue Höhen erreicht: Wer auf den Instagram-Auftritt von Sportec klickt, findet zahlreiche ikonische Fotos der Classic-Modelle, Racing-Einsätze und Rennwagen auf Europas Circuits. Bilder können eben Träume wecken.

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