Guten Tag,
Während Sonova die Krise gut gemeistert hat, bleibt es für Dufry zappenduster. Orell Füssli sind nur wegen der Dividendenrendite interessant.
Frank Goldfinger
Gut erholt: Arnd Kaldowski (l.) und Präsident Robert Spoerry sind mit Sonova wieder auf Wachstumskurs.
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An der Pressekonferenz im Mai präsentierte Sonova für das Ende März abgeschlossene Geschäftsjahr 2019/20 Rekordresultate. Doch zu jenem Zeitpunkt hatte die Corona-Pandemie den Absatz des weltweit führenden Anbieters von Hörlösungen längst eingebremst. Alleine im April brach die Nachfrage um zwei Drittel ein.
Danach jedoch erholte sich der Markt überraschend schnell. Für das Ende September abgeschlossene erste Semester rechnet CEO Arnd Kaldowski (53) noch mit einem Umsatzrückgang von 21 Prozent in Lokalwährungen, das Ebit dürfte um 30 Prozent tiefer ausfallen. Fürs zweite Halbjahr ist wieder Wachstum angesagt: 4 bis 8 Prozent beim währungsbereinigten Umsatz, 20 bis 30 Prozent beim Ebitda.
Ob Sonova mit einem (tief-) blauen Auge davongekommen ist, muss sich erst weisen. Ein zweiter Lockdown würde alles verändern. Nun hat der Verwaltungsrat unter Präsident Robert Spoerry (65) ein Effizienzprogramm abgesegnet.
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So wird das Netz eigener Verkaufsläden eingedampft und beim Personal im Ausmass von vier bis fünf Prozent abgebaut. Nicht angetastet werden die hohen Entwicklungsausgaben von zuletzt 5,7 Umsatzprozent. Und das ist gut so, denn nur über Innovationen und neue Produkte lässt sich die hervorragende Marktstellung halten, ja ausbauen.
Sonova wird die Corona-bedingten Probleme gut meistern. Bereits 2021/22 dürften die letztjährigen Rekordresultate erreicht oder übertroffen werden. Das Unternehmen ist solide finanziert, der Cashflow hoch. Zudem weist der Hörgerätemarkt aufgrund der alternden Bevölkerung ein kontinuierliches Wachstum auf.
Die Börse zeigt sich denn auch optimistisch, die Aktien verkehren leicht unter dem Rekordhoch vom Februar. Mit einem für 2021/22 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28 sind die Valoren mittelfristig ausgereizt. Dafür eignen sie sich auf lange Sicht für konservativ ausgerichtete Portfolios.
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Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch
Vor dem Hintergrund der fragilen Börsenverfassung sind Aktien mit hoher Dividendenrendite gesucht. Dazu zählen Orell Füssli; mit einer Ausschüttung von 6 Franken rentieren die Papiere 6,4 Prozent. Die diversifizierte Industrie- und Handelsfirma hat den Lockdown gut überstanden.
Der Umsatz ging im ersten Halbjahr um knapp zehn Prozent zurück; zwar litt der Buchverkauf in den Läden, dafür hat der Onlinehandel um 61 Prozent zugelegt. Der Gewinn stieg von 5,4 auf 8 Millionen Franken, primär aus steuerlichen Gründen.
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Mittelfristig jedoch ist der Ausblick etwas verhangen. Das 501 Jahre alte Unternehmen bekommt zunehmend die modernen Zeiten zu spüren. Der Verkaufsrückgang im Buchhandel kann zwar teilweise mit dem Onlinegeschäft wettgemacht werden, doch der mächtige Konkurrent Amazon frisst auch da laufend Marktanteile weg.
Auch dem margenstarken Banknoten und Sicherheitsdruck ging es schon besser. Die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs drückt auf die Nachfrage nach neuen Banknoten, und die neunte Serie für die Schweiz ist letztes Jahr ausgelaufen. Gut ausgelastet ist dafür die auf Sicherheitsnummerierung ausgerichtete Division Zeiser.
Im Minus: Der Aktienkurs von Orell Füssli
cash.chIm Minus: Der Aktienkurs von Orell Füssli
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Die Zürcher Kantonalbank rechnet für 2020 mit einem Gewinn pro Aktie von 6.25 Franken, doch dürfte dieser in den Folgejahren auf jeweils rund 4 Franken sinken. Ich rechne damit, dass das Management – soll die Substanz nicht angebohrt werden – die Ausschüttung kürzen wird.
Nur wirft ein Schnitt auf 5 oder sogar 4 Franken immer noch eine attraktive Rendite von 5,3 respektive 4,3 Prozent ab. Dafür ist nicht mit Kursavancen zu rechnen, obwohl die Aktien seit Februar an Boden verloren haben.
Die Aktien von Dufry zählen zu den grössten Opfern der Corona-Pandemie; seit Anfang Jahr haben die Valoren zwei Drittel ihres Werts verloren. Kein Wunder, denn der von Covid-19 hervorgerufene Einbruch im Fluggeschäft hat auch das Geschäft des Duty-free-Shop-Betreibers getroffen.
Die Zahlen für das erste Halbjahr decken das Debakel auf: Der Umsatz schmolz um 62 Prozent, unter dem Strich verblieb ein Verlust von 903 Millionen Franken. Um die Liquidität aufrechtzuerhalten, wurden die Dividenden gestrichen, eine Wandelanleihe begeben, das Kapital erhöht und Kosten gekappt.
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Anfang Oktober schossen die Valoren – wenn auch nur kurzfristig – um 45 Prozent in die Höhe. Elektrisiert haben die Anleger der Einstieg des chinesischen Onlinehändlers Alibaba, der sich mit 6,1 Prozent beteiligt, sowie der Abschluss eines Joint Venture in China. Die Partnerschaft nimmt viel Druck von Dufry weg.
Nur ist damit das Hauptproblem nicht aus dem Weg geräumt: Eine Erholung des Flugverkehrs – und damit die Rückkehr der Kundenströme in die Shops – ist laut dem Airlineverband IATA nicht vor 2024 zu erwarten. Bis sich das Fluggeschäft belebt, lasse ich die Aktien links liegen.
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Das jüngste Börsenkind ist – zumindest in der Schweiz – ein bekannter Name: V-Zug. Nach dem Spin-off von der Mutterfirma Metall Zug werden die Titel seit dem 25. Juni an der SIX Swiss Exchange gehandelt. Der Start allerdings ist mässig: Die Valoren verloren seither leicht an Wert. Erstaunlich, denn V-Zug ist im Heimmarkt der führende Produzent von Haushaltsgeräten, die in Sachen Qualität und Innovation hohes Ansehen geniessen. Einen erklecklichen Anteil liefert das kontinuierliche Ersatz- und Servicegeschäft.
Hinter der Zurückhaltung der Investoren steckt wohl, dass der Betriebsgewinn trotz der starken Marktstellung bescheiden ist. Mittelfristig soll die Marge verdoppelt werden und den einstigen Spitzenwert von zwölf Prozent erreichen.
Seit dem Börsengang Ende Juni ging der Kurs der Aktien von V-Zug unter CEO Peter Spirig leicht zurück.
ZVGSeit dem Börsengang Ende Juni ging der Kurs der Aktien von V-Zug unter CEO Peter Spirig leicht zurück.
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Das will der im September als Konzernchef angetretene Peter Spirig (47), einstiger Leiter der Türensparte beim Bauzulieferer Arbonia, über eine effizientere Produktion erreichen. Ausserdem wird künftig das Wachstum vermehrt im noch schwachen Auslandsgeschäft gesucht; dort allerdings ist der Markt hart umkämpft.
V-Zug ist ein typischer Nebenwert. Der Markt ist eng, der Grossteil der Titel befindet sich in festen Händen. Ein für 2021 geschätztes KGV von 12 lässt Raum für höhere Kurse. Renditejäger dagegen kommen nicht auf ihre Rechnung: Die nächsten drei Jahre fällt die Dividende flach.
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