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Der VR-Präsident der Mobiliar steht neu dem SVV vor – sein gigantisches Branchennetzwerk wird ihm die Arbeit erleichtern.
VR-Präsident der Mobiliar und Präsident der SVV: Stefan Mäder.
Dominic SteinmannWerbung
Auf die Versicherungsbranche kommt einiges zu: Es drohen Naturgefahren durch die Klimaveränderung, Risiken mit enormem Schadenpotenzial müssen neu beurteilt werden, die Gesundheitskosten steigen, die Altersvorsorge muss finanziell stabilisiert werden – um nur einige Probleme zu nennen. Dafür, dass die Branche wettbewerbsfähig bleibt, setzt sich der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) ein. Seit Ende Juni mit einem neuen Frontmann: Stefan Mäder (60) wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt.
Er übernimmt das Amt von Rolf Dörig, VR-Präsident der Swiss Life, der dem Branchenverband sechs Jahre vorstand. Nach den ersten Wochen als SVV-Präsident sagt Mäder: «Unsere Branche gehört zu den tragenden Säulen der Schweizer Wirtschaft. Keine andere ist seit der Jahrtausendwende so stark gewachsen wie die Assekuranz. Diese Tatsache wollen wir in Zukunft verstärkt in der öffentlichen Wahrnehmung verankern.»
In der Schweiz arbeiten mehr als 48 000 Personen bei einem der über 200 Privatversicherer. Der Grossteil dieser Unternehmen ist Mitglied im SVV. Einen wichtigen Player hat der Verband vor drei Jahren nach einigen Meinungsverschiedenheiten verloren: Axa Schweiz geht seit 2020 politisch eigene Wege. Eine weitere Baustelle für den Neu-Präsidenten Mäder.
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«Von wem ich sehr viel gelernt habe und wer mir Orientierung gab, ist meine früh verstorbene Mutter», sagt Mäder. Die Schneiderin kam aus einer einfachen Arbeiterfamilie und engagierte sich als CVP-Gemeinderätin. «Sie stand immer zu ihrer Meinung und hat unsere Familie mit einem schmalen Budget geführt», erinnert sich Mäder. Sie habe ihm beigebracht, zu seinen Wurzeln zu stehen. Mäder ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen, beide ETH-Absolventen. Am Familientisch wird intensiv über ganz verschiedene Themen diskutiert: von Blockchain über künstliche Intelligenz bis hin zur Frage, ob der von Napoleon gestohlene Berner Goldschatz zurückzuerstatten sei.
Für den Austausch und wertvolle Denkanstösse fand Mäder bei allen seinen beruflichen Stationen Sparringspartner. So etwa seine Vorgesetzte Annette Court, die von 2007 bis 2010 CEO Europe General Insurance der Zurich war, oder Dieter Wemmer, damals Chief Financial Officer. Während seiner Zeit beim Börsenbetreiber SIX war Niklaus Santschi ein wichtiger Ansprechpartner. Santschi, der wie Mäder an der Universität Zürich studiert hatte, führte damals die Bezahlsparte beim Finanzdienstleister. Auch der damalige SIX-Verwaltungsrat Philipp Halbherr nennt die Zürcher Uni seine Alma Mater und war für Mäder ein wertvoller Gesprächspartner.
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Ausgleich zur Arbeit findet Mäder im Sport und beim Klavierspielen. In seiner Freizeit trifft er regelmässig seine Sportfreunde, die er seit vielen Jahren kennt. Die Gruppe nimmt jeweils an der SOLA-Stafette – der jährlichen Laufstafette in und um Zürich – teil. Sie nennen ihr Team «SOLA forever», im Sinne eines guten Vorsatzes, jedes Jahr aufs Neue mitzumachen. Darüber hinaus interessiert sich Mäder nach wie vor für Ökonomie und ist daher Mitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Finanzmarktforschung. Weiter beschäftigt er sich gerne mit Wirtschaftsgeschichte und Philosophie. So ist er regelmässiger Teilnehmer an Veranstaltungen des Schweizerischen Instituts für Auslandsforschung (SIAF) und besucht immer wieder mal öffentliche Vorlesungen und Seminare, zum Beispiel bei Helmut Holzhey und Tobias Straumann.
Ein beruflicher Sparringpartner für Mäder: Seine Vorgesetzte Annette Court, die von 2007 bis 2010 CEO Europe General Insurance der Zurich war.
PD / LäderachEin beruflicher Sparringpartner für Mäder: Seine Vorgesetzte Annette Court, die von 2007 bis 2010 CEO Europe General Insurance der Zurich war.
PD / LäderachMit Axa Schweiz ist 2020 ein bedeutender Player aus dem Branchenverband SVV ausgetreten. Hintergrund waren laut CEO Fabrizio Petrillo unterschiedliche Ansichten des SVV und der Axa betreffend das Verhältnis der Schweiz zur EU. Petrillo spricht sich für eine klare Trennung zwischen Politik und Wirtschaft aus. Von Brancheninsidern hört man, dass es neben den fachlichen Differenzen auch persönliche Reibereien gegeben habe. Mäders Vorgänger Rolf Dörig vermochte den Clinch nicht zu beheben, nun hofft man, dass Mäder als neuer Präsident den Disput beilegen kann. Der Verband hat ein grosses Interesse an der Rückkehr der Axa, die sowohl als Beitragszahlerin als auch als wichtige Stimme der Branche eine grosse Bedeutung hat.
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AXA-CEO Fabrizio Petrillo.
KeystoneAXA-CEO Fabrizio Petrillo.
KeystoneSeit Mitte der 1990er Jahre hat sich Mäder ein vielschichtiges Netzwerk in der Versicherungsbranche aufgebaut. Auf wichtige Wegbegleiter ist er bei der Zurich gestossen, bei der er 13 Jahre lang unter anderem als Chief Investment Officer und danach als CFO verbrachte, anschliessend war er CFO des Nicht-Leben-Geschäfts für die Regionen Europa und Afrika. Dort knüpfte er zahlreiche Kontakte, wie etwa zu Konzernleitungsmitglied Peter Eckert. Zu seinen Weggefährten zählte auch der 2015 verstorbene Helvetia-Präsident Erich Walser. Auch Roman Stein, langjähriger Zurich-Manager und heutiger Finanzchef der Swiss Life Switzerland, zählt zu Mäders Assekuranz-Connection. Wichtige Personen in seinem Netzwerk bei Mobiliar sind Markus Hongler, der von 2006 bis 2008 als CEO das Schweizer Geschäft der Zurich leitete und bis vor drei Jahren CEO der Mobiliar war, Urs Berger, Mäders Vorgänger als VR-Präsident und heutiger Ehrenpräsident sowie langjähriger CEO, und natürlich die CEO Michèle Rodoni. Im SVV-Präsidium hat Mäder zwei prominente Vizepräsidenten: Juan Beer, Chef der Zurich Schweiz, sowie – neu – Patrick Raaflaub, Chief Risk Officer des Rückversicherers Swiss Re. Raaflaub ist ehemaliger Direktor der Finanzmarktaufsicht Finma.
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Michele Rodoni, CEO der Vsicherungsgesellschaft die Mobiliar.
KeystoneMichele Rodoni, CEO der Vsicherungsgesellschaft die Mobiliar.
KeystoneMäder ist Vollblut-Ökonom. Er studierte und promovierte an der Universität Zürich, wurde dort wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter. Seine Doktormutter war Heidi Schelbert. Die 2019 verstorbene Wissenschaftlerin war die erste Ökonomieprofessorin an der Uni Zürich. «Heidi Schelbert war eine begeisterte Bergsteigerin und Kletterin, ein Sport, der mich schon damals faszinierte», erinnert sich Mäder. Die fortlaufende Suche nach dem nächsten Griff und Tritt helfe, sich zu fokussieren und den Kopf freizuhalten. In seiner Studienzeit prägten ihn die Ökonomen Willy Linder, ehemaliger Leiter des «NZZ»-Wirtschaftsressorts, und Bruno Frey im Bereich politische Ökonomie. Mäders berufliche Laufbahn begann bei der Schweizerischen Nationalbank unter deren Präsident Markus Lusser. Dort traf er auf Dominique Dubois, die seine erste Chefin war. Wenige Jahre später wechselte er zur Zurich. Der damalige Schweiz-Chef, Hans-Jürg Bernet, beförderte ihn mit 39 Jahren in die Geschäftsleitung. 2010 wurde Mäder Mitglied der Geschäftsleitung und Finanzchef der SIX Group. Nach sieben Jahren trat er zurück und ist seither als unabhängiger Verwaltungsrat tätig, seit 2017 im VR der Mobiliar Holding, seit diesem Jahr als Präsident. Ausserdem sitzt Mäder seit Mai als Aktionärsvertreter im Ringier-Verwaltungsrat.
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