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Parfum und Pharma

So ist Sandoz-Präsident Gilbert Ghostine vernetzt

Der VR-Präsident der nun eigenständigen Sandoz hat einen beachtlichen Leistungsausweis sowie ein weitverzweigtes Netzwerk.

sdf

Gilbert Ghostine glaubt an Diversität, für ihn ein Schlüssel zu Innovationskraft und besseren Ergebnissen.

Gilbert Ghostine glaubt an Diversität, für ihn ein Schlüssel zu Innovationskraft und besseren Ergebnissen.

Keystone

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Die Novartis-Aktionäre haben der Abspaltung der Generika-Sparte Mitte September zugestimmt. Der nächste Schritt ist der Börsengang von Sandoz Anfang Oktober. Gilbert Ghostine wird als Präsident des Verwaltungsrats die künftig eigenständige Sandoz durch einen wettbewerbsintensiven Markt lenken. Damit kennt sich der gebürtige Libanese aus: In den vergangenen neun Jahren hat er als CEO des Aromen- und Duftstoffkonzerns Firmenich bewiesen, dass Wachstum und Transformation seine Steckenpferde sind. Mit einem beständigen organischen Wachstum sowie 15 strategischen Akquisitionen ist der Umsatz von Firmenich unter Ghostines Führung um mehr als sechs Prozent pro Jahr gestiegen. Er hat früh die Notwendigkeit und die Chancen der Digitalisierung und den Einsatz von KI erkannt und intensiv in diese Bereiche investiert. Ghostine glaubt an Diversität, für ihn ein Schlüssel zu Innovationskraft und besseren Ergebnissen. Gemischte Teams und Lohntransparenz sind für ihn eine Selbstverständlichkeit. So hat er auch den Sandoz-Verwaltungsrat international und mit einem Frauenanteil von 40 Prozent gestaltet. Die Erwartungen an den 63-Jährigen sind hoch – sein solides und weitverzweigtes Netzwerk wird ihn auch in seiner neuen Aufgabe bestärken.

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Die Mitstreiter

Der Verwaltungsrat von Sandoz, dem Gilbert Ghostine vorsteht, ist hochkarätig besetzt. Vizepräsidentin ist Karen Hübscher. Als Kennerin der Pharmabranche und mit einer Dissertation in Molekulargenetik in der Tasche, wird Hübscher eine wertvolle Ansprechpartnerin für Ghostine sein. Die schweizerisch-britische Doppelbürgerin war zuvor Chefin des Novartis-Auftragsforschungsunternehmens Solvias und viele Jahre in diversen Führungspositionen für Novartis tätig. Auf Wunsch von Ghostine gehört zudem der ehemalige Chef und aktuelle Präsident des Luzerner Milchverarbeiters Emmi, Urs Riedener, dem Sandoz-Verwaltungsrat an. Er wird das Human Capital & ESG Committee präsidieren. Seit 2022 sitzt Ghostine auch im Verwaltungsrat von Danone. Zusammen mit VR-Präsident Gilles Schnepp und Géraldine Picaud, der designierten Finanzchefin des Warenprüf- und Inspektionskonzerns SGS, ist er Mitglied des Prüfungsausschusses. Ghostine engagiert sich seit April vergangenen Jahres als Präsident der Fondation pour l’attractivité du canton de Genève (Flag) für die Attraktivität seiner Wahlheimat, die er auch das «Silicon Valley der Parfümerie» nennt. Im Stiftungsrat arbeitet er unter anderem mit Carole Hübscher, seit 2012 VRP und Mitbesitzerin des Genfer Farbstift- und Schreibwarenherstellers Caran d’Ache, Renaud de Planta, Senior Partner der Genfer Privatbank Pictet, Rolex-CEO Jean-Frédéric Dufour, Frédéric Rochat, Partner bei Lombard Odier, sowie Alexa Aponte, Tochter von Gianluigi Aponte, Gründer der Mediterranean Shipping Company (MSC), zusammen.

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Carole Hübscher ist seit 2012 Geschäftsführerin des Genfer Farbstift- und Schreibwarenherstellers Caran d’Ache.

Carole Hübscher, VRP und Mitbesitzerin von Caran d’Ache.

Caran d'Ache
Carole Hübscher ist seit 2012 Geschäftsführerin des Genfer Farbstift- und Schreibwarenherstellers Caran d’Ache.

Carole Hübscher, VRP und Mitbesitzerin von Caran d’Ache.

Caran d'Ache

Die Familie

Ghostine wurde im Februar 1960 in Beirut geboren und wuchs dort während des libanesischen Bürgerkriegs auf. Der Krieg prägte seine Schul- und Studienzeit. 1986 heiratete er die Ökonomin Roula Moujaes. Sie ist Vizedekanin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Université Saint-Joseph de Beyrouth (USJ). Beide sind Alumni der Universität und zählen heute als grosszügige Donatoren der USJ-Stiftung zu den grössten Förderern ihrer Alma Mater. Zusammen haben sie zwei Kinder und sind stolze Grosseltern von vier Enkeln. Der Sohn macht Karriere bei Ferrero, seit einem Jahr leitet er dort die globale Geschäftsentwicklung der Food-Service-Sparte. Die Tochter arbeitet für Apple in Dubai.

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Die Karriere

Nach dem Studium an der Saint-Joseph-Universität von Beirut absolviert Ghostine das Advanced Management Program der Harvard Business School. Er beginnt seine Karriere 1986 bei einem libanesischen Bauunternehmen und wechselt bald zur Amlevco Trading Company und dann zum Spirituosenkonzern International Distillers & Vintners, der 1997 in Diageo umbenannt wird. Innerhalb der Diageo-Gruppe übernimmt Ghostine zwischen 1997 und 2014 verschiedene Führungspositionen auf vier Kontinenten. In dieser Zeit ist der ehemalige Roche-CEO Franz Humer Mitglied und ab 2006 Präsident des Diageo-Verwaltungsrats. 2009 wird Ghostine zum Präsidenten der Region Asien-Pazifik ernannt. Er berichtet an den Vorsitzenden von Diageo Asia-Pacific, Ivan Menezes, der später CEO der Gruppe wird. In dieser Funktion vertraut er Ghostine 2013 das wichtige Indien- und China-Geschäft an und macht ihn zum Chief Corporate Development Officer, eine Position, die er bis zu seinem Ausscheiden 2014 innehat. Von einigen Marktbeobachtern wird Ghostine schon als künftiger Diageo-CEO gehandelt, doch er wechselt als CEO zum Duft- und Aromenkonzern Firmenich in die Schweiz. Diesen Posten behält er, bis im Juni 2023 die Fusion mit der niederländischen DSM vollzogen ist.

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Ivan Menezes vertraute Ghostine das Indien- und China-Geschäft von Diageo Asia-Pacific an.

Ivan Menezes vertraute Ghostine das Indien- und China-Geschäft von Diageo Asia-Pacific an.

PD
Ivan Menezes vertraute Ghostine das Indien- und China-Geschäft von Diageo Asia-Pacific an.

Ivan Menezes vertraute Ghostine das Indien- und China-Geschäft von Diageo Asia-Pacific an.

PD

Die Gegenspieler

Ende Mai 2022 geben der Aromenproduzent Firmenich und der Chemiegigant DSM ihre Fusionspläne bekannt. Es sei eine «Fusion unter Gleichen», heisst es von beiden Seiten. Bei der Verteilung der wichtigsten Posten geht Firmenich jedoch leer aus: Vorsitzender des Verwaltungsrats des neuen Konzerns wird DSM-Präsident Thomas Leysen, Patrick Firmenich wird sein Vize. Auch für die operative Leitung von DSM-Firmenich, wie das fusionierte Unternehmen nun heisst, sind DSM-Manager vorgesehen. Dimitri de Vreeze und Geraldine Matchett treten als CEO-Duo an – seit Anfang September ist aus dem Duo ein Solo geworden: De Vreeze leitet die Firma nach Matchetts Abgang alleine.

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Duft-Connection

Als Ghostine im Oktober 2014 den CEO-Posten bei Firmenich übernimmt, ist er der erste Konzernchef in der Geschichte der 1895 gegründeten Firma, der nicht aus der Familie stammt. Sein Vorgänger, Patrick Firmenich, wechselt nach zwölf Jahren als CEO in den Verwaltungsrat. Dort bleibt er für die nächsten acht Jahre Ghostines Sparringspartner in strategischen Fragen. Patrick Firmenich schätzt Ghostine als Führungspersönlichkeit und den Erfolgskurs, auf dem er das Familienunternehmen hält: Der Umsatz von Firmenich ist unter Ghostines Leitung innerhalb von sechs Jahren von 3,2 auf 4,7 Milliarden Franken gestiegen – eine durchschnittliche Wachstumsrate von 6,6 Prozent pro Jahr. Viele Jahre begleitet auch Richard Ridinger, Ex-Lonza-CEO, als Mitglied des Governance- und Vergütungsausschusses Ghostine im Firmenich-VR. Ein wichtiger Mann an Ghostines Seite ist CFO Benoit Fouilland, der auch Sekretär des Finanz-, Prüfungs- und Risikoausschusses des Firmenich-Verwaltungsrats war. Ein gutes Händchen für Talente beweist Ghostine mit der Beförderung von Ilaria Resta, die er zur Leiterin des Geschäftsbereichs Perfumery & Ingredients macht. Kurz nach der Fusion mit DSM verlässt Resta die Aromenbranche und wird ab Anfang 2024 die neue Firmenchefin von Audemars Piguet.

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Ilaria Resta machte er zur Leiterin ­des Geschäftsbereichs Perfumery & Ingredients macht

Ilaria Resta machte er zur Leiterin des Geschäftsbereichs Perfumery & Ingredients macht

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Ilaria Resta machte er zur Leiterin ­des Geschäftsbereichs Perfumery & Ingredients macht

Ilaria Resta machte er zur Leiterin des Geschäftsbereichs Perfumery & Ingredients macht

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Über die Autoren
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Anne-Barbara Luft

Anne-Barbara Luft

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