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In diesem Jahr gibt es in der Liste der 100 wichtigsten Banker und Bankerinnen besonders viele Wechsel. Bewährte Player schwingen obenaus.
UBS-Präsident Colm Kelleher zieht als Neuer gleich auf Platz zwei.
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Wie schnell sich Konstellationen im Banking ändern können, sieht man dieses Jahr besonders gut an der Credit Suisse: Ein ganzer Schwall von Wechseln in der diesjährigen Liste der 100 wichtigsten Bankerinnen und Banker geht auf das Konto dieser einen Bank – unverkennbares Zeichen der Krise und Unruhe beim taumelnden Riesen.
Die CS stellt mit fünf Abgängen nicht nur die grösste Zahl von Streichungen, auch die grössten Verschiebungen in der Liste sind bei dieser Bank erfolgt, waren die neuen Chefs – CEO Ulrich Körner und Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann – doch schon vorher in der Liste, allerdings in deutlich tieferer Position, Körner etwa als Spartenchef Asset Management. Durch die Beförderungen an die Spitze machte Körner einen Sprung von Rang 45 auf 4, Lehmann von Platz 36 auf 7.
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19 neue Banker haben es dieses Jahr in die Liste geschafft. Das sind nicht nur mehr als in den Vorjahren – 2021 etwa waren es nur 13 Neuzugänge –, auffallend ist auch, dass viele der Wechsel in absoluten Spitzenpositionen erfolgt sind. Das betrifft nicht nur die erwähnten CS-Chefs, auch Konkurrentin UBS hat mit dem Iren Colm Kelleher einen neuen Präsidenten. Er steigt gleich auf Platz zwei ins Ranking ein – die hohe Punktzahl ist nicht nur der Funktion an sich geschuldet, Kelleher hat auch bereits nach wenigen Monaten im Amt gezeigt, dass er sich als aktiven Chairman sieht und als Gegengewicht zu CEO Ralph Hamers.
Verwaltungsratspräsident UBS
Der gebürtige Ire, seit April dieses Jahres Präsident der UBS, hat die Zügel bei der Grossbank bereits fest in die Hand genommen.
Keystone
CEO Zürcher Kantonalbank (ZKB)
Der Harley-Davidson-Fahrer ist der erste externe CEO in der 152-jährigen Geschichte der ZKB. Seine Wahl war eine Überraschung, galt Baumann doch eher als Firmengründer und Unternehmer denn als Bankbeamter und war bisher eher in kleineren Instituten tätig. Anders als sein etwas verkrampfter Vorgänger Martin Scholl – der die ZKB allerdings sehr erfolgreich geleitet hat – gilt er als eher lockerer Typ.
Joseph KhakshouriCEO Wealth Management CS
Auf dem CS-Rückkehrer lastet eine schwere Aufgabe: Sein Bereich Wealth Management soll den Kern der neuen CS bilden.
PDVerwaltungsratspräsident Vontobel
Der Finanzprofi, vorher lange bei Allianz Global Investors in London, ersetzte im April Langzeit-Präsident Herbert Scheidt.
PDChairman LGT Gruppe
Der jüngere Sohn von Fürst Hans-Adam II. hat durch den gezielten Umbau der Bank die Basis für den heutigen Erfolg gelegt.
PDPresident Americas UBS
Die Ex-Notenbankerin vertritt das Amerika-Geschäft in der Konzernleitung. Ehemals bei McKinsey, gilt sie als konzeptionell stark.
PDCFO CS
Der gebürtige Südafrikaner mit indischen Wurzeln ersetzt CS-Urgestein David Mathers in der mächtigen Funktion des Finanzchefs.
ZVGChief Operating Officer CS
Als COO und rechte Hand des neuen Chefs Ulrich Körner, zuständig für die «operativen und kostenbezogenen Transformationsprojekte», dürfte die irische Staatsangehörige bald zum Dreh- und Angelpunkt des Umbaus der Credit Suisse werden. Die 47-Jährige ist eine erfahrene Bankerin, von 1997 bis 2017 war sie bei HSBC, in den letzten fünf Jahren war sie CEO der Bank of Ireland. Dort hat sie ihre Stärken als Saniererin bewiesen, Kosten gesenkt und die Profitabilität deutlich gesteigert.
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Die abgeblasene Übernahme des kalifornischen Fintechs Wealthfront etwa lag vor allem im Rückgang der Bewertung begründet (siehe Seite 22), aber wohl auch in der nicht ganz so ausgeprägten Euphorie für Digitalthemen. Der Wall-Street-Veteran ist ein spitzer Rechner. Sein Hauptziel: den Bewertungsabstand zu den grossen US-Banken zu verringern.
Doch auch sonst sind langjährige Galionsfiguren des Schweizer Bankings dieses Jahr abgetreten, der erfolgreiche Langzeit-CEO Martin Scholl bei der Zürcher Kantonalbank etwa, oder Herbert Scheidt, Präsident von Vontobel.
Die Nachfolger Urs Baumann beziehungsweise Andreas Utermann treten denn auch in grosse Fussstapfen.
Gewinner im diesjährigen Ranking ist Renaud de Planta, Senior Partner der Genfer Privatbank Pictet. De Planta stand schon 2019 einmal auf Platz eins. Bis heute steht die 217 Jahre alte Traditionsbank wie keine andere für das klassische Private Banking, das die Schweiz gross gemacht hat. Pictet konnte sich dieses Jahr zudem in einem schwierigen Umfeld vergleichsweise gut behaupten. Der bereinigte Gewinnzuwachs im ersten Halbjahr war mit einem Prozent zwar nicht berauschend, aber doch besser als bei vielen anderen Playern wie etwa Vontobel oder Julius Bär, die sogar zweistellige Rückgänge beim Gewinn zu verzeichnen hatten.
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Auch die Grossbanken UBS und CS zeigten in den entsprechenden Sparten empfindliche Rückschläge. Die rückläufigen Börsen haben die Schweizer Banken generell gebeutelt.
Positiv ist auch, dass bei Pictet nach der Unruhe um den Abgang von Boris Collardi schnell wieder Ruhe eingekehrt ist und dass es die Bank geschafft hat, trotz der grossen Tradition nicht zu erstarren. 2021 hat mit Elif Aktuğ erstmals eine Frau Einzug ins Führungsgremium der geschäftsführenden Teilhaber gehalten, und dieses Jahr sorgt die Berufung des 40-jährigen Sven Holstenson, der 2012 als Analyst bei Pictet begann, für frischen Wind im obersten Gremium.
24. Sarah Youngwood, 48
CFO UBS
Seit Mai ist die Amerikanerin, die auch den französischen Pass besitzt, Finanzchefin und damit das Zahlengewissen der Bank.
PD32. Sven Holstenson, 40
Design. Managing Partner Pictet
Die Verjüngung im Partnergremium der Traditionsbank schreitet fort. Holstenson kam 2012 als Analyst zu Pictet.
PD41. Mike Dargan, 45
Chief Digital Officer UBS
Der Tech-Chef der UBS, seit 2021 in der Konzernleitung, ist Kernfigur der Digitalisierungsstrategie von CEO Ralph Hamers.
PD41. Jean-Pascal Porcherot,51
Managing Partner Lombard Odier
Der Franzose kam 2009 zur Gruppe, seit 2022 ist er im Teilhabergremium und für den Asset-Management-Bereich zuständig.
PD41. Remy Reichmuth, 46
CEO Reichmuth & Co Privatbankiers
Der ältere Bruder Christof gibt als Präsident die Richtung vor, gleichzeitig wird der jüngere Remy aber als CEO immer wichtiger.
PD53. Mathias Imbach, 39
Co-Gründer und CEO Sygnum
Der Co-Founder der Kryptobank mit Finma-Lizenz arbeitete vorher für die Plattform des indischen Industriellen Ratan N. Tata.
PD53. Enna Pariset, 52
Länderchefin Schweiz BNP Paribas
In ihrer inzwischen 29-jährigen Karriere ist die quirlige Schweizerin weit herumgekommen, war für die Weltbank in Washington und für J.P. Morgan in London und Paris. Bei BNP Paribas ist sie seit 19 Jahren, jetzt als Country Head Switzerland und zudem hier weiter für das Corporate Banking zuständig, wo die französische Bank traditionell stark ist.
PD62. Boris Collardi, 48
VR und Aktionär EFG International
Der Ex-Julius-Bär-CEO und kurzzeitige Pictet-Teilhaber hat überraschend als Investor und VR bei EFG sein Comeback gefeiert.
FranÃois Wavre | Lundi1372. Ophelia Snyder, 30
Co-Günderin und Präsidentin 21 Shares
Das Start-up will Kryptoanlagen breit zugänglich machen. 25 Millionen Dollar gab es jüngst in einer Finanzierungsrunde.
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Vorjahressieger Alfred Gantner indes ist stark abgerutscht – wie auch der Aktienkurs seiner noch im letzten Jahr hochfliegenden Partners Group. Er rangiert jetzt nur noch auf Platz 14.
Erstmals in den Top drei ist Heinz Huber, seit 2019 CEO der Raiffeisen-Gruppe. Er macht seinen Job mit ruhiger Hand und hat es geschafft, die Bank, die von den Skandalen um Ex-CEO Pierin Vincenz oder Ex-Präsident Guy Lachappelle arg gebeutelt war, zu stabilisieren. Mit einem sehr guten Halbjahresergebnis – der Gruppengewinn legte um 10,1 Prozent zu – konnte er weiter für sich punkten. Die starke operative Leistung ist gekoppelt mit dem Ausbau des Marktanteils bei den Kundeneinlagen.
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