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Pionier

Mr. Payment: Marcel Stadelmann erforscht Bezahltrends

Verhaltensökonom Marcel Stadelmann forscht zum Zahlungsverhalten der Bevölkerung und geht dabei etwa der Frage nach, warum Gäste Trinkgeld geben.

Bastian Heiniger

Pionier Marcel Stadelmann hält diverse Geldnoten in der einen und diverse Bankkarten in der anderen Hand.

BAR ODER KARTE? Marcel Stadelmann leitet unter anderem das Projekt des zweimal jährlich erscheinenden Swiss Payment Monitor, der laufend die Bezahltrends aufzeigt.

Chris Iseli

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Wie lautet für viele Gäste die Faustregel, wenn sie im Restaurant Trinkgeld geben? Einer, der es genau weiss, ist Marcel Stadelmann, Verhaltensökonom und seit 2020 Dozent am Institut für Marketing Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Neben der Lehre beschäftigt sich der 37-jährige Luzerner zum Grossteil mit der Forschung und analysiert dabei etwa das Zahlungsverhalten der Bevölkerung, und zwar aus verhaltensökonomischer Perspektive.

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«Der Mensch ist oft nicht so rational, wie es das Modell des sogenannten Homo oeconomicus aus der neoklassischen Ökonomie vorgibt», sagt Stadelmann, der an der Hochschule St. Gallen studierte und an der ETH Zürich promovierte. Das zeige sich etwa beim Trinkgeld. Ein reiner Homo oeconomicus gäbe nach dem Essen nur Trinkgeld, wenn er sich davon künftig besseren Service erhoffen würde. In der Realität spielen aber vor allem andere Faktoren eine Rolle – Grosszügigkeit, Dankbarkeit und soziale Normen. Das zeigte Stadelmann etwa mit seiner kürzlich veröffentlichten Studie auf.

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Viele der befragten Studienteilnehmer folgen denn auch keinem bestimmten Schema, wenn sie Trinkgelder entrichten. Ein Fünftel geht dabei nach der Faustregel, wonach man auf den nächsthöheren Fünf-Franken-Betrag aufrundet. Gut 17 Prozent geben zehn Prozent auf den Rechnungsbetrag. Und etwas mehr als 16 Prozent machen es davon abhängig, wie viel Bargeld sie dabeihaben. Aktuell wertet Stadelmann die Daten aus zur Frage, wie es sich mit dem Trinkgeld verhält, wenn nicht bar bezahlt wird. Geben die Gäste dann weniger? «Das ist die goldene Frage.» Es zeichne sich aber ab, dass beim bargeldlosen Zahlen, verglichen mit der Barzahlung, weniger häufig Trinkgeld gegeben wird.

Marcel Stadelmann steht an einer Backsteinwand.

MARCEL STADELMANN ist auch Dozent am Institut für Marketing Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Chris Iseli
Marcel Stadelmann steht an einer Backsteinwand.

MARCEL STADELMANN ist auch Dozent am Institut für Marketing Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Chris Iseli

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Die Erhebungen dazu sind Teil des zweimal jährlich erscheinenden Swiss Payment Monitor, Stadelmanns Flagship-Projekt, das die Trends im Zahlungsmittelmarkt aufzeigt. Die Erkenntnisse daraus helfen beispielsweise Zahlungsanbietern, die Geräte zu optimieren, sodass künftig in der Gastronomie Trinkgelder auch beim bargeldlosen Zahlen fliessen. Dass Münzen und Noten bald verschwinden, glaubt Stadelmann indes nicht. «Eine grosse Veränderung wie in Skandinavien gibt es wohl erst, wenn es nicht mehr verpönt ist, dass Läden kein Bargeld mehr akzeptieren.»

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