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Partners Group – an der Börse abgestürzt, doch der Krisenmodus bleibt aus

Mäzen, Bauherr, Hotelier – die Partners-Group-Chefs haben neue Tummelplätze entdeckt. Derweil ist die Aktie abgestürzt. Greifen sie nochmals an?

Erik Nolmans

Partners Group / Illustration Bilanz

ALLERLEI AKTIVITÄTEN Bei den drei Gründern der Private-Equity-Firma Partners Group, Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wietlisbach (v.l.), geben derzeit vor allem ihre privaten Projekte zu reden.

kornel.ch für BILANZ

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Auch an diesem Tag verloren Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wietlisbach ein paar Millionen, wie schon an so manchem Tag zuvor. Freitag, der 15. Juli, war es, die Börse eröffnete fester – nicht aber die Aktie der Partners Group: Um fast vier Prozent gab sie im frühen Handel nach, und auch wenn sich der Kurs im Tagesverlauf wieder etwas erholte, sank er doch auf ein neues Zwölfmonatstief.

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Am Abend zuvor hatte Partners-Group-CEO David Layton in einem Webcast die neusten Zahlen und Aussichten verkündet, und die hatten die seit Langem schon skeptische Investorenschar offenbar nicht überzeugt. Die Verkäufe von Beteiligungen aus dem eigenen Portfolio seien angesichts der Volatilität der Märkte schwieriger geworden, liess Layton wissen, Exits mussten verschoben werden.

Diese Exits aber sind das Brot der Private-Equity-Industrie und die Basis für die lange Zeit üppigen Gewinne; nun steht die Welt der Privatmarktanlagen kopf, die Firmenschnäppchen, die man weltweit aufgekauft und mit viel Aufwand transformiert hat, sind mit einem Mal nur schwer verkäuflich – und dies vielleicht auf Jahre hinaus.

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Der Kurs der Partners Group ist seit Jahresbeginn um 37 Prozent eingebrochen – die drittschlechteste Performance von allen SMI-Firmen, knapp hinter dem abgestürzten Highflyer Sika und der kriselnden Bank Credit Suisse. Die drei Gründer Erni, Gantner und Wietlisbach, die heute noch je 5,01 Prozent halten, haben jeweils rund 700 Millionen Franken an Vermögen eingebüsst.

Doch wer erwartet, dass bei den Gründern jetzt Alarmstimmung herrscht, sieht sich eines anderen belehrt: «Die Aktie war lange zu hoch bewertet», sagt Wietlisbach trocken und verweist auf das Preis-Gewinn-Verhältnis, das zeitweise das Mehrfache der sonst üblichen Bewertungen in der Finanzindustrie betrug: «Jetzt kann ich meinen Freunden sagen: Ihr könnt wieder kaufen.» Es ist zudem kein Geheimnis, dass alle drei Gründer das Geschehen an den öffentlichen Märkten für wenig beeinflussbar halten und sich vom oft hektischen Hin und Her nicht eben beeindrucken lassen. Und diese Haltung gilt offenbar auch für die eigene Aktie. Krisenmodus? Nicht doch! Sorgen? Ach wo!

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Statt sich den Kopf zu zerbrechen, wenden sie sich lieber erfreulicheren Dingen zu. Alfred Gantner hat den Grossteil des Kurssturzes des ersten Halbjahres ohnehin nur von Weitem mitbekommen: Von Mitte Januar bis Mitte April war er in einem dreimonatigen Sabbatical. Er weilte auf den Seychellen, um mit seiner Frau Cornelia deren 50. Geburtstag zu feiern, danach waren die beiden noch für ihre gemeinsamen Hilfsprojekte in Afrika unterwegs. Derzeit beschäftigt ihn ein gigantisches privates Bauprojekt: In Meggen an den Gestaden des Vierwaldstättersees baut er den neuen Wohnsitz für sich und seine Familie. Geschätzte Kosten: rund 100 Millionen Franken.

Hochkarätige Sammlung

Urs Wietlisbach wiederum hat im Mai zusammen mit seiner Frau Simone das Hotel Kulm in Arosa übernommen. Den Bündner Ferienort kennt er gut, hat er dort doch bereits in das angesagte Pistenrestaurant AlpArosa investiert. Der Kauf des Hotels sei Teil eines grösseren Real-Estate-Deals, so Wietlisbach. Rund ums «Kulm» ist Bauland, der Gewinn aus den dort entstehenden Wohnungen wird dann zur Erneuerung des traditionsreichen Hotels eingesetzt. Aktiv ist Wietlisbach zudem in der Sportförderung: Er ist Co-Präsident der Schweizer Sporthilfe und Präsident der Stiftung Passion Schneesport Schweiz.

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Und Marcel Ernis Herzblut gehört der Kunst. Mit seinen Millionen hat er dazu beigetragen, dass seine Frau Nicola mit ihrer Nicola Erni Collection eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen internationaler Gegenwartskunst aufbauen konnte. Werke von Künstlern wie Jean-Michel Basquiat oder Julian Schnabel schmücken die Sammlung, zudem Bilder von Starfotografen wie dem 2019 verstorbenen Peter Lindbergh, mit dem sie persönlich befreundet war. Untergebracht ist die Pracht in einem geheimnisumwitterten Privatmuseum in Steinhausen bei Zug, das nur auf Einladung hin zu besichtigen ist.

Dr. Marcel Erni, Mitgruender und Mitglied des Verwaltungsrat von Partners Group, Unternehmenszentrale in Zug in der Schweiz, 14.08.2019engl: Dr. Marcel Erni, co-founder and member of the board of Partners Group, company's headquarters in Zug, Switzerland, August 14, 2019

Die Welt des Marcel Erni Die Sammlung von Gegenwartskunst, die Marcel Ernis Frau Nicola aufgebaut hat, gilt als eine der bedeutendsten der Welt. Das Privatmuseum in Steinhausen ist nur auf Einladung zu besichtigen.

Verena Müller/laif
Dr. Marcel Erni, Mitgruender und Mitglied des Verwaltungsrat von Partners Group, Unternehmenszentrale in Zug in der Schweiz, 14.08.2019engl: Dr. Marcel Erni, co-founder and member of the board of Partners Group, company's headquarters in Zug, Switzerland, August 14, 2019

Die Welt des Marcel Erni Die Sammlung von Gegenwartskunst, die Marcel Ernis Frau Nicola aufgebaut hat, gilt als eine der bedeutendsten der Welt. Das Privatmuseum in Steinhausen ist nur auf Einladung zu besichtigen.

Verena Müller/laif

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Der Eindruck gegen aussen: Die Gründer sind satt geworden, sie frönen ihren privaten Aktivitäten, derweil die Firma erstmals seit Jahren vom Weg des Erfolgs abgekommen ist. Wäre es aber nicht gerade jetzt wichtig, vermehrt Präsenz zu markieren? Denn auch wenn alle drei ihre Führungsaufgaben in der Firma längst an andere weitergegeben haben, so lebt die Partners Groupnoch immer stark vom Mythos der drei Gründer. Das Gespür für die Märkte und die Treffsicherheit bei den Entscheidungen in Sachen Investments haben ihnen in der Schweizer Finanzcommunity fast so etwas wie Kultstatus beschert.

Es sind diese Fähigkeiten, welche die Gründer abseits des operativen Tagesgeschäfts für die Firma auch noch immer einbringen. Allerdings in viel geringerem Ausmass als in den Aufbaujahren. Alle drei haben Einsitz im Verwaltungsrat und dort vereinzelt auch spezielle Aufgaben: Gantner ist Vorsitzender des Investment Oversight Committee, Erni ist Mitglied in diesem Komitee, und Wietlisbach waltet als Vorsitzender des Client Oversight Committee.

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Neue Kräfte

Gantner war selber lange CEO, 2005 gab er die Aufgabe weiter an Steffen Meister, ebenfalls einer der Mitstreiter der ersten Stunde, der inzwischen als Verwaltungsratspräsident waltet. Auch das Präsidium hatte Gantner lange inne. Heute sind selbst absolute Kernfunktionen, wie etwa das Präsidium des Globalen Investmentkomitees, an interne Kräfte weitergegeben: Mit René Biner präsidiert ein Mann das Entscheidungsgremium, der zwar unter Spezialisten einen guten Ruf geniesst, den ausserhalb der Branche aber kaum jemand kennt. Die Gründer betonen, bewusst habe man sich stufenweise zurückgezogen. Gantner, der Naturfreund, benutzte in einem Gespräch mit BILANZ einst das Bild einer grossen Tanne, «die man aus dem Wald herausnehmen muss, damit es genug Licht gibt und das Jungholz wachsen kann».

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Als CEO amtet seit Sommer 2021 der Amerikaner David Layton, der die Firma vorher drei Jahre zusammen mit dem Schweizer André Frei als Co-CEO führte. Layton hat grossen Anteil am erfolgreichen Aufbau des US-Geschäfts. Er lenkt den Konzern zum grossen Teil vom Firmensitz in Denver, Colorado, aus, der nebst dem Stammsitz in Baar bei Zug so etwas wie die zweite Zentrale für die heute auf über 1600 Mitarbeitende gewachsene Firma geworden ist.

DIE HEUTIGEN LENKER Präsident Steffen Meister (l.) und CEO David Layton führen die auf 1600 Mitarbeitende angewachsene Firma. .

DIE HEUTIGEN LENKER Präsident Steffen Meister (l.) und CEO David Layton führen die auf 1600 Mitarbeitende angewachsene Firma. Die Gründer haben sich aus der Führung zurückgezogen.

Lukas Schnurrenberger AVP Media-Design GmbH
DIE HEUTIGEN LENKER Präsident Steffen Meister (l.) und CEO David Layton führen die auf 1600 Mitarbeitende angewachsene Firma. .

DIE HEUTIGEN LENKER Präsident Steffen Meister (l.) und CEO David Layton führen die auf 1600 Mitarbeitende angewachsene Firma. Die Gründer haben sich aus der Führung zurückgezogen.

Lukas Schnurrenberger AVP Media-Design GmbH

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Auch den Videocall mit BILANZ führt er von seinem dortigen Büro aus. Auf die Frage nach der Rolle und dem Mythos der Gründer antwortet er, das sei eine typische Frage aus Schweizer Sicht. Die grosse Mehrheit der Aktien ist heute in ausländischer Hand, vor allem bei angelsächsischen Investoren, zudem bestimmen nicht die Kleinanleger, sondern institutionelle Investoren das Aktionariat, und bei denen sei diese Frage schlicht nicht relevant. Aus dem Umfeld der Gründer wiederum heisst es, die Führung unter Meister und Layton mache einen hervorragenden Job und es sei auch das Management, das für die Firma sprechen müsse. «Wir messen unsere Führungscrew in erster Linie am Gewinn und an den soliden Earnings und nicht am Aktienkurs», so Wietlisbach.

«Das jetzige Marktumfeld ist sicher anspruchsvoller, aber wir bereiten uns schon seit langer Zeit darauf vor; dementsprechend herrscht bei uns Courant normal», sagt Präsident Meister. «Alle sind fokussiert wie eh und je, es gibt es keine Panik-Mood in der Firma.» Es gebe auch keinen Grund, die Gründer in den Vordergrund zu stellen. Im Gegenteil: Die Geschäftsleitung sei das Gesicht der Firma und sorge für die nötige Visibilität der Führung nach innen wie aussen.

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Die Belegschaft harrt gespannt der Dinge. Die variablen Lohnbestandteile vor allem der Kernmitarbeiter, jener rund 250 Kaderleute in wichtigen Positionen, sind an die Entwicklung der Performance Fees gebunden. Die überdurchschnittlichen Löhne machten die Firma aus Baar zu einem Magneten für Talente der Finanzbranche. Gerade darum ist es wichtig, dass die Firma nicht vom Erfolgsweg abkommt. Die Aussichten für die gesamte Private-Equity-Branche haben sich aber in kurzer Zeit stark eingetrübt. Ausschlaggebend ist der Paradigmenwechsel bei den Zinsen. Im Tiefzinsumfeld war es für Investoren schwierig, gut verzinsliche Anlagen zu finden, Obligationen warfen kaum etwas ab. «Da kamen Private-Equity-Assets goldrichtig», sagt Simon Götschmann, ein auf die Schweiz fokussierter Fondsmanager.

Mit steigenden Zinsen finden die gewichtigen Investoren nun wieder Alternativen, etwa im Obligationenbereich. In einem Umfeld steigender Zinsen bevorzugen institutionelle Anleger zudem in ihrer Asset Allocation innerhalb des Finanzsektors eher Versicherungen und Banken, so Götschmann, die Sektorumschichtung führe zu einem Abbau bei gelisteten Private-Equity-Firmen. In der Tat ist es nicht nur die Partners Group, die derzeit leidet – weltweit mussten die Mitbewerber Federn lassen und empfindliche Kurseinbrüche verkraften. «Alle Private-Equity-Firmen stehen vor denselben Herausforderungen», fasst Andreas Venditti, Analyst bei der Bank Vontobel, zusammen. Die Partners-Group-Aktie sei zudem ein typischer Growth-Titel, weshalb ein Grossteil des Werts weit in der Zukunft liege. «Die höheren Bondrenditen haben aus diesem Grund zu einer deutlichen Bewertungskorrektur geführt», so Venditti.

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Nur Verlierer

Die Private-Equity-Branche ist weltweit unter Druck.

Private-Equity Branche unter Druck
Bloomberg, Stand 22. Juli 2022, in US-Dollar
Private-Equity Branche unter Druck
Bloomberg, Stand 22. Juli 2022, in US-Dollar

Laut Meister hat die Attraktivität der Anlagen der Partners Group für Investoren nicht abgenommen. Noch immer fliessen signifikant Gelder zu, im ersten Halbjahr seien von der globalen Kundschaft weitere Zusagen in Höhe von über 13 Milliarden Dollar erfolgt; auch die Volljahresprognose von 22 bis 26 Milliarden Dollar an erwarteten Kundengeldern wurde bestätigt. «Weiterhin stabile oder wachsende verwaltete Vermögen übersetzen sich direkt in entsprechende Management Fees», so Meister.

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Doch das Problem ist eher die zweite Einnahmenquelle, die Performance Fees. Für sie ist das Finanzmarktumfeld entscheidend, und dieses ist so schlecht wie seit Jahren nicht mehr, was Verkäufe aus dem Portfolio derzeit schwierig macht: «Die Exits werden weniger, zudem sinken die Bewertungen, was zu tieferen Performance Fees führt», so Götschmann. Die aktuellen Zahlen untermauern diese Einschätzung: Durch geringere Veräusserungsaktivitäten werden im ersten Halbjahr Performance Fees von 5 bis 10 Prozent der Gesamteinnahmen erwartet, wie die Partners Group Mitte Juli mitteilte. Das ist deutlich weniger als der im Durchschnitt übliche Anteil von 20 bis 30 Prozent.

Meister betont die Langzeitperspektive: «Unser Portfolio zeigt weiterhin eine sehr positive Wachstumsentwicklung unter unserer unternehmerischen Führung. Und als langfristige Eigentümer haben wir es nicht eilig, Portfoliounternehmen zu verkaufen – unsere Pflicht gegenüber unseren ebenso langfristig orientierten Investoren ist es, nachhaltig die Rendite zu maximieren.» Laut CEO Layton ist die Partners Group in der allgemein schwierigen Situation im Private Equity vergleichbar gut positioniert, weil man vor allem auf Firmen setze, die wegen ihrer führenden Position in ihrer Nische und ihrer damit zusammenhängenden starken «Pricing Power» auch in Inflationszeiten besser dastünden.

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Erfolgsgeschichte

  • 1996 Die drei Banker Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wietlisbach, die sich von der US-Bank Goldman Sachs her kennen, gründen die Partners Group.
  • 2000 In New York und Guernsey werden Auslandniederlassungen eröffnet, die Mitarbeiterzahl steigt bis 2003 auf 100 Personen.
  • 2005 Gantner überlässt die CEO-Position Steffen Meister, der seit dem Jahr 2000 dabei ist. Es folgt eine starke Wachstumsphase.
  • 2006 Die Partners Group geht mit einem IPO an die Börse. Die drei Gründer halten aber weiterhin gemeinsam eine Beteiligung von über 40 Prozent.
Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wietlisbach beim Partners Group IPO 2006
cash
Marcel Erni, Alfred Gantner und Urs Wietlisbach beim Partners Group IPO 2006
cash

Vontobel-Analyst Venditti geht denn auch davon aus, dass die PartnersGroup weiter Marktanteile gewinnen wird. Mittel- bis langfristig sieht CEO Layton für die Branche weiterhin eine vielversprechende Ausgangslage: «Allein bei der Partners Group warten rund 30 Milliarden an Geldern darauf, investiert zu werden.» Im Markt ergäben sich durch die neue Situation auch Chancen, etwa weil man sich zu tieferen Bewertungen einkaufen könne. Zudem sei die Umschichtung von den öffentlichen zu den privaten Märkten eine «strukturelle Bewegung, die anhalten wird». Man erkenne eine fundamentale Änderung der Rollen der öffentlichen und privaten Märkte. «Wir glauben, dass die privaten Märkte zukünftig die primären Verwalter des Wachstums und der Nachhaltigkeit der Realwirtschaft sein werden - dies wird unseren Anlegern enorme Möglichkeiten bieten», sagt Meister.

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Vom Vertrauen in die Zukunft zeugt auch der spektakuläre neue Hauptsitz in Baar, der Mitte 2024 fertig sein soll. Dafür, dass im neuen Gebäude im Rahmen der Homeoffice-Mentalität der Nach-Covid-Zeit nicht gähnende Leere herrschen wird, hat Layton vorgesorgt: Nur einen Tag alle zwei Wochen darf man zu Hause arbeiten. «Wir setzen stark auf den persönlichen Austausch im Team», so der CEO.

Drei Tage vor Ort 

Auch die Gründer dürfte man dort antreffen. Auch wenn man keinen Grund sehe, das Engagement jetzt zu erhöhen, so bedeute dies aber andererseits auch nicht, dass man weniger Präsenz einplane. Rund drei Tage, meist montags bis mittwochs, würden alle drei derzeit für ihre verbliebenen Aufgaben bei der Partners Group einsetzen, sagt Wietlisbach. Das sei schon seit mehreren Jahren so, und die Gründer seien dann auch meist vor Ort in Baar.

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Die restlichen beiden Tage gehe dann jeder seinen weiteren Aktivitäten nach. Wobei diese zu einem nicht geringen Anteil auch wieder Verbindungen zur Partners Group aufweisen. Auch wenn die Gründer ihren Anteil auf heute zusammen 15 Prozent zurückgeschraubt haben, so sind sie als private Investoren oft parallel zur Firma auch selber investiert. Das Vermögen der drei ist in einer Gesellschaft namens PG3, gebündelt, allein Alfred Gantner soll für das Verwalten dieser Investments einen Tag pro Woche aufwenden.

Zudem steigen die Gründer bis heute bei gewichtigen Firmen, die sie erwerben, als Verwaltungsrat in die Hosen. So ist Gantner etwa beim Uhrenhersteller Breitling im Verwaltungsrat, an dem die Partners Group 2021 eine Minderheitsbeteiligung erwarb. Wietlisbach wiederum präsidiert die Beteiligungsfirma Blue Earth Capital, die einst als Vehikel für die nachhaltigen Investments von PG-Partnern gegründet worden war.

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Immer wieder fussen die Deals auch auf persönlichen Beziehungen. So sollen Gantner und Breitling-CEO Georges Kern gute Freunde sein. Und beim chinesischen Frachtunternehmen Apex, einer Beteiligung des Logistikkonzerns Kühne+Nagel, bei der sich die Partners Group einkaufte, dürfte es kein Nachteil gewesen sein, dass Kühne+Nagel-Präsident Jörg Wolle und Urs Wietlisbach an ihrem Wohnort im Steuerparadies Schindellegi SZ langjährige Nachbarn waren.

Federführend beim Apex-Deal war auf Partners-Group-Seite allerdings Marcel Erni, der diese auch für die Gruppe ungewöhnliche Transaktion persönlich begleitete. Ungewöhnlich nicht nur wegen der Höhe des Einzelinvestments, sondern auch weil man sonst Mehrheitsbeteiligungen erwirbt. Klar ist aber auch, dass die Partners Group viel Know-how in der Transformation von Industriefirmen aufgebaut hat, das man breiter nutzen kann. Der Kühne+Nagel-Präsident zeigt sich jedenfalls beeindruckt vom neuen Partner: «Eine hochpräzise, sauber rund laufende Maschine» sei das. Über verschiedene Führungsebenen hinweg würden die Spezialisten der Partners Groupnach der gleichen Rezeptur arbeiten, das «führt zu einer grossen Skalierbarkeit ihrer Tätigkeit», so Wolle.

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Über die beruflichen Aktivitäten für die Partners Group hinaus hat jeder der drei aber auch seine ganz persönlichen Interessen und Aktivitäten. Alfred Gantner ist Mormone und war für die Glaubensgemeinschaft lange als Bischof tätig. Heute gibt er noch Bibelstunden. Sehr wichtig ist ihm seine Familie, er hat fünf Kinder zwischen 20 und 27 Jahren, mit denen er viel Zeit verbringt. Seinen politischen Eifer lässt er indes derzeit ruhen, noch im letzten Jahr war das anders: Er war ein eiserner Kämpfer gegen das EU-Rahmenabkommen und warf sich im Vorfeld des Bundesratsentscheids gehörig ins Zeug.

Marcel Erni liebt das Engadin und verbringt dort viel Zeit, er soll dort auch eine Ferienwohnung haben und macht gerne Schneesport.

Starker Zusammenhalt 

Urs Wietlisbach entwickelt mit Abstand am meisten Aktivitäten, wie ein Blick ins Handelsregister zeigt: In insgesamt 23 Firmen sind Funktionen verzeichnet. Dabei sind allerdings auch kleine und sicher auch vom Zeitaufwand her wenig gewichtige Funktionen, etwa bei der Firma Powerhair, die von seiner Frau Simone aufgebaut wurde und die Nährstoffe für vermehrtes Haarwachstum vertreibt. Wietlisbach lernte seine heutige Frau 2019 an einem Anlass des Schweizer Tournee-Theaters «Das Zelt» kennen und trennte sich dann von seiner langjährigen Partnerin. Ihre Liebe zelebrierten Urs und Simone Wietlisbach in der «Schweizer Illustrierten», was mancherorts für Augenzwinkern sorgte.

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Zu reden gab auch, dass sich Simone Wietlisbach im Herbst 2021 in einem Interview mit dem Branchenportal «Inside Paradeplatz» als Impfskeptikerin präsentierte und Stimmung gegen das Covid-Gesetz machte, über das im November 2021 abgestimmt wurde. Dies veranlasste die Partners Group zur offiziellen Stellungnahme, man unterstütze als Firma die Corona-Strategie des Bundesrats.

Der Übereifer der Firma in der Sache ist wohl vor dem Hintergrund der generellen Nervosität der Covid-Zeit zu erklären. Schliesslich hatte Simone Wietlisbach ihre Aussagen als Privatperson gemacht und zudem im Hinblick auf eine reguläre, demokratische Volksabstimmung. Die Medien spekulierten, ein Riss gehe durch das Gründertrio, was aber von den Beteiligten bestritten wird. Dass Simone Wietlisbach just zum Zeitpunkt der Kontroverse um die Covid-Aussagen den in religiösen Dingen vertrauten Alfred Gantner bat, ob er die zeremonielle Trauung vornehmen würde, die einige Zeit nach der zivilen Trauung in Arosa auf den Malediven stattfinden sollte (Gantner konnte wegen einer Covid-Erkrankung dann allerdings nicht kommen), spricht ebenfalls gegen eine Spaltung. Es heisst, die drei hätten sich zu Gründungszeiten Mitte der neunziger Jahre geschworen, sich nie auseinanderdividieren zu lassen. Bis heute sollen alle drei strikt an diesem Vorhaben festhalten.

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Über die Autoren
Erik Nolmans

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