Abo
Markets

Olympische Zeitmessung: «James Bond hat Q, Omega hat das Swiss-Timing-Lab»

Der Zeitmess-Experte Swiss Timing lässt an den Olympischen Spielen­ in Tokio die Marke Omega glänzen.

Iris Kuhn Spogat

Portrait von Alain Zobrist, CEO von Swiss Timing

Alain Zobrist ist seit 2014 CEO von Swiss Timing, dem Marktführer in Sachen Performance-Messung im Sport. Omega, an den Olympischen Spielen in Tokio offizieller Timekeeper, erfüllt diese Schlüsselrolle mit Know-how, Personal und Equipment von Swiss Timing.

PD (Pressedienst)

Werbung

Die Olympischen Spiele sind der grösste Sportevent der Welt. Wenn am 26. Juli in Tokio der Startschuss fällt, beginnt für Alain Zobrist, CEO von Swiss Timing, und sein Team die Zeit mit null Fehlertoleranz: Sie sorgen während des grössten Sportevents der Welt zwar vor Ort, aber im Hintergrund dafür, dass Omega als offizieller Zeitmesser glänzen kann.

Partner-Inhalte

Herr Zobrist, Omega ist an der Olympiade Official Timekeeper, die Zeit misst aber Swiss Timing. Wie sind die beiden Unternehmen miteinander verbandelt?

Sie sind beide Töchter der Swatch Group, also Schwestern …

… von denen die eine im Hintergrund für den perfekten Auftritt der anderen im Rampenlicht sorgt.

Ich sage es so: James Bond hat Q, Omega hat das Swiss-Timing-Lab.

Ihre grösste Herausforderung?

Innovation. Technologie entwickelt sich permanent und rasant, und wir als Zeitmesser müssen Schritt halten. Als Omega 1932 erstmals an Olympischen Spielen die Zeit nahm, waren Taschenuhren im Einsatz. Zeitmessung heute ist Hightech pur.

Werbung

Wer finanziert die Hightech für Olympia?

Dazu kann ich keine Details preisgeben. Swatch Group hat einen Vertrag mit dem Internationalen Olympischen Komitee, dem IOC, kassiert für die Leistungen von Omega Timing und bezahlt für die Marketingrechte.

Unter dem Strich: Aufwand oder Ertrag?

No comment.

 

 

Könige in Performance-Messung

Swiss Timing ist im Zug des technologischen Fortschritts vor über 40  Jahren als Tochter der Swatch Group gegründet worden. Die Wurzeln reichen allerdings viel weiter zurück: 1904 war Omega offizieller Zeitmesser am Ballonrennen Gordon-Bennett-Cup. Seit 1932 ist die Bieler Uhrenmarke Official Timekeeper an den Olympischen Spielen. Reichten in den Anfängen noch Taschenuhren, geht heute nichts mehr ohne Hightech. Swiss Timing gilt dabei als führend und ist entsprechend omnipräsent: mit Omega bei jeder Olympiade, mit Longines bei Reitsport-Turnieren, Skirennen und bei Gymnastik-Wettkämpfen, mit Tissot im Basketball von NBA und FIBA sowie bei Radrennen wie der Tour de France und dem Giro d’Italia.

Man hört oft, dass Unternehmen das Pandemiejahr genutzt haben, Dinge noch besser zu machen. Swiss Timing auch?

Werbung

Wir waren 2020 für die Olympiade parat. Wir haben ein paar Updates gemacht, sonst gab es keinen Bedarf. Die Zeit haben wir genutzt, um Neues voranzutreiben. Peking steht vor der Tür, Paris auch. Sie dürfen gespannt sein.

Können Sie so kurz vor dem Startschuss noch ruhig schlafen?

Sie meinen, wegen der grossen Verantwortung, die auf uns lastet? Sie ist Teil unseres Selbstverständnisses, unsere Rolle bei Olympia ist seit eh und je enorm wichtig: Omega Timing misst die Performance, in jedem Sport von jedem Athleten. Fehler seitens Omega waren und sind keine erlaubt. Fehler wären eine Katastrophe.

Heisst, Sie schlafen schlecht.

Nein, ich habe sehr gute Leute am Start mit viel Erfahrung: Wir machen über 500 Sportevents im Jahr, die Olympiade ist natürlich der Gipfel, auch vom Material her: 400 Tonnen sind auf einem Containerschiff unterwegs nach Tokio. Insgesamt 500 Zeitmessende werden «in charge» sein, darunter auch die, welche die Geräte entwickelt haben.

Werbung

Und das Equipment ist rein hausgemacht?

Ja. Unsere Zeitmessgeräte werden in unserem Lab in Corgémont entwickelt, getestet und schliesslich homologiert.

Was, wenn das Schiff untergeht oder stecken bleibt?

Wir haben alles mehrfach, darunter allein vier Leichtathletik-Sets. Einer unserer Container, der zur Diamond League in Doha unterwegs war, war auf einem der Schiffe, die im Suez-Kanal stecken blieben. Das Ersatzmaterial haben wir per Flieger verschickt.

Strom fällt aus, Hardware spukt?

Wir haben immer mindestens zwei, drei Back-up-Systeme, die synchronisiert sind und parallel laufen. Wir können ohne jeden Informationsverlust switchen und ganz normal weitermessen. Stromausfälle kommen vor. Dafür führen wir Batterien mit.

Bleibt der Mensch als Fehlerquelle.

Der Druck auf den Zeitmessenden ist enorm. Stellen Sie sich den 100-Meter-Lauf vor. Er dauert 10 Sekunden, ist die Paradedisziplin, Milliarden TV-Zuschauer warten auf das Resultat in Echtzeit. Es ist in keinem Zeitmessraum je so still wie in diesem. Wissen Sie, mit welcher Kraft sich die Sprinter vom Startblock abstossen?

Werbung

Natürlich nicht.

Mit bis zu 280 Kilogramm. Wissen wir dank unseren Kraftsensoren in den Startblöcken. Überhaupt wissen wir heute sehr genau, was bei einem Start passiert und was im Ziel. Dank unserer neusten Innovation im Bereich Sensortechnologie erhalten wir nun auch noch fantastische Einblicke in das, was zwischen Start und Ziel geschieht: Wir haben für die Athleten einen Chip entwickelt, gross wie eine Kreditkarte, 16 Gramm schwer, an der Startnummer befestigt, der alles zwischen Start und Ziel aufzeichnet und Aufschluss darüber gibt, wie ein Athlet zu seinem Resultat gekommen ist, wo er Zeit gewonnen hat, wo verloren und so weiter. Die Sportler werden damit arbeiten können. Und den Menschen rund um die Welt können wir vor Augen führen, wie fantastisch die Performance der Sportler im Detail ist: Wir werden die Daten fürs TV-Publikum mit einer speziellen Grafik visualisieren.

Werbung

Welches ist die forderndste Sportart für Swiss Timing?

Jede hat ihre Spezialitäten, jede braucht ein spezielles Set-up und Kenntnisse. Am komplexesten ist wohl die Leichtathletik, weil da im Stadion oft vieles gleichzeitig passiert: Rennen auf der Bahn, technische Disziplinen auf dem Platz, dazwischen Hochsprung, Weitsprung und so weiter. Schon allein der Koordinationsaufwand ist gross. In Tokio werden für diese Disziplin 40 Zeitmessende im Einsatz sein.

Hat Swiss Timing Konkurrenz?

Konkurrenten gibt es, vielfach sind sie spezialisiert auf eine bestimmte Sportart. Wir produzieren unsere eigenen Zeitmessgeräte und auch die Systeme, die die Daten der Zeitmessgeräte bearbeiten, und dann stellen wir die Daten auch selber visuell dar. Innert einer Millisekunde können wir diese an die Fernsehstationen schicken, auf die Screens in den Stadien, an die Medien. Heisst: Wir haben von A bis Z die Kontrolle, und das nicht nur in einer Sportart, sondern in über 100.

Werbung

Heisst: Ihr Mandat bei den Olympischen Spielen nimmt Ihnen keiner weg?

Wir können uns dessen so wenig sicher sein wie mit dem Erreichten zufrieden. Wir müssen laufend neue Ideen entwickeln, noch präziser werden.

 

Für wen eigentlich?

Unsere erste Zielgruppe sind die Athleten. Im Spitzensport entscheiden oft kleinste Unterschiede, die von Auge nicht mehr sichtbar sind. Dank extrem präzisen Messgeräten werden sie auf dem Bildschirm sichtbar. Beispiel Weitsprung. Die Weite messen wir nicht mehr mit einem Band, sondern mit Kameras. Sobald der Athlet gelandet ist, können wir in den Sand zoomen, sehen jedes kleinste Körnchen, das sich bewegt hat, und können so ganz genau sagen, wo der Sportler gelandet ist.

Wie viele Mitarbeitende führen Sie bei Swiss Timing?

Insgesamt 430, verteilt auf unser Lab und unsere beiden Töchter in Deutschland und Tschechien. Darunter sind Physiker, Netzwerkspezialisten, Elektriker, Programmierer. So verschieden ihr Background ist, so ähnlich ticken sie: Sie sind vom Sport fasziniert, lieben Präzision und Details.

Werbung

Ihre Rolle?

An den Olympischen Spielen stehe ich primär unserem Team zur Verfügung, egal, was sie brauchen, ich bin da. Dazu kommt viel Stakeholder-Management, wir sind in permanentem Austausch mit dem IOC, dem Organisationskomitee und den internationalen Sportverbänden. Wir arbeiten auch mit verschiedenen Broadcastern und anderen Medienschaffenden eng zusammen, die alle von unseren Serviceleistungen Gebrauch machen.

Und woran werden Sie gemessen?

Wir haben wie Omega auch unseren Profit and Loss und dann noch die Komponente Qualität. Wenn die nicht stimmt, stimmt nichts. Wenn sie stimmt, ist das normal.

Über die Autoren
Iris Kuhn Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Iris Kuhn-Spogat

Auch interessant

Werbung