Abo
Roche

Nach dem Aktienverkauf sitzt der Hoffmann-Clan fest im Sattel

Der Verkauf eines Aktienpakets durch Maja Hoffmann zeigt, wie sehr der Rückkauf des Novartis-Pakets von 2021 dem Besitzerclan in die Karten spielt.

Erik Nolmans

maja und andré hoffmann, roche erben

Ungefährdete Macht: Seit Rückkauf und Vernichtung der Roche-Aktien von Novartis mit komfortabler Mehrheit gesegnet: Maja und André Hoffmann, Mitglieder des Familienpools.

Video-Screenshot: In Tent Davos c/o Impact Hub Geneva

Werbung

Am 10. Februar gab Roche bekannt, dass «ein Mitglied einer stimmrechtsverbunden Aktionärsgruppe» 2,7 Millionen Inhaberaktien verkauft habe. Recherchen ergaben: Verkauft hat Maja Hoffmann, Schwester von Roche-Vizepräsident André Hoffmann.

Partner-Inhalte

Über 800 Millionen Franken fliessen ihr zu, Geld, das die Kunstmäzenin offenbar für private Kunstprojekte einsetzen will. Die Familie kann es gelassen nehmen. Durch die Transaktion sinkt der Anteil zwar um rund 2,5 Prozentpunkte, bleibt aber mit 72,6 Prozent in sicheren Höhen.

Noch vor zwei Jahren wäre das anders gewesen: Damals war die Mehrheit der Besitzerfamilie hauchdünn, und auf die 50,1 Prozent kam man auch nur darum, weil Maja Oeri, die 2011 aus der verbundenen Aktionärsgruppe ausgetreten war, weiter mit der Familie stimmte. Ein Verkauf wie jener von Maja Hoffmann hätte damals die Aufgabe der Mehrheit bedeutet. Solches gilt aber als Trauma des Clans, der seine Mehrheit vor vielen Jahren schon einmal verloren hatte – sie musste von Paul Sacher (1906–1999) auf verschlungenen Wegen zurückgekauft werden.

Werbung

Fundamental geändert hat sich die Ausgangslage am 4. November 2021. Damals kündigte Roche den Rückkauf der Beteiligung von Novartis an Roche an. Rund ein Drittel aller Inhaberpapiere hatte der Lokalrivale besessen. Roche vernichtete die gekauften Aktien und reduzierte damit die Gesamtzahl der Papiere drastisch. Präsident Christoph Franz verkündete froh, die Transaktion habe Roche wieder «volle strategische Flexibilität» gegeben. Auch für die Aktionäre sei die Transaktion eine positive Sache: Sie führe für alle Anteilhaber zu einer Gewinnverdichtung.

Effekt war aber auch ein gewaltiger Sprung der Stimmkraft des Familienpools, und zwar «ohne dass er einen Rappen investieren muss», wie Aktionärsvertreter Ethos damals schrieb, der an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 26.  November 2021 gegen die Vernichtung der Stimmrechtsaktien stimmte – erfolglos natürlich angesichts der Stimmkraft der Familie. Ethos war der Ansicht, dass Roche die Aktien wieder in den Markt hätte bringen sollen. «Viele Anleger wären bereit gewesen, ihre Genussscheine in Aktien umzutauschen.» Roche hat zwei Kategorien von Papieren: Fast neunzig Prozent des Kapitals bestehen aus stimmrechtslosen Genussscheinen.

Werbung

Roche betont, die damalige Transaktion sei in keiner Weise auf Anstoss der Familie erfolgt und deren Vertreter im Roche-VR seien in der Sache ordnungsgemäss in den Ausstand getreten. Doch den Effekt des Ganzen dürften sie mit Freude zur Kenntnis genommen haben. Eine vielköpfige Gruppe von Individuen zusammenzuhalten, ist nicht einfach. Die Möglichkeit, aus dem Pool auszusteigen, gilt bei Familiengesellschaften als zentral für die Erhaltung der Harmonie. Gut möglich, dass künftig weitere Vertreter einen grösseren oder kleineren Teil Freiheit für sich beanspruchen werden. Gefährdet wirkt die Sache aber nicht: Aus dem Umfeld der Familie ist zu hören, dass sich die neue, junge Generation noch fast stärker mit Roche verbunden fühlt als jene ihrer Eltern.

Werbung

Über die Autoren
Erik Nolmans

Erik Nolmans

Erik Nolmans

Auch interessant

Werbung