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Seit Jahren gibt es Gerüchte, die Kaufhauskette stehe zum Verkauf – unter anderem wegen schlechter Rentabilität. Nun liegen erstmals Zahlen vor.
Dirk Ruschmann
Manor in Genf: Die grösste Warenhauskette der Schweiz kämpft mit der 2-Milliarden-Franken-Marke.
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Dauerhaft sinkende Umsätze und Margen im roten Bereich: Die grösste Schweizer Warenhauskette hat ihren Besitzern, den Familien Maus und Nordmann, schon seit geraumer Zeit keine Freude mehr gemacht. Erstmals liegen nun konkrete Daten vor: zu den operativen Ergebnissen und dem Immobilienportfolio der Manor-Gruppe; sie stammen aus einer «strikt» geheimen Präsentation. Demnach betrug 2018 der Gruppenumsatz noch gut 2,1 Milliarden Franken, fiel 2020 unter 1,8 Milliarden und sollte dann längerfristig auf diesem Niveau verharren.
Erhofft wurden jedoch bis 2024 eine zusätzliche dreistellige Millionensumme an Umsatz von «Dritt-Parteien», die das Gesamtvolumen wieder über zwei Milliarden treiben sollten. Gemeint war damit vor allem die Partnerschaft mit der französischen Fnac, die langfristig als Konzessionsmodell geplant war, sodass Manor umsatzbasierte Abgaben kassiert hätte.
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Nun wurden die flächendeckenden Pläne allerdings zurückgefahren, Fnac soll nur noch in zehn Manor-Häusern präsent bleiben. Punkto Renditen auf Stufe Ebit wurde für 2021 wieder mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen gerechnet, aber auch danach sollten es mittelfristig nicht über drei Prozent werden können. Das Onlinegeschäft, das 2019 erst 48 Millionen Umsatz brachte und das Manor stark steigern will, sollte bereits 2024 Umsätze von nahezu 300 Millionen erreichen. Allerdings sind auch hier Fnac-Umsätze eingeplant: mehr als 50 Millionen auf einem von Manor betriebenen Online-Marktplatz. Dieser Umfang dürfte nun utopisch sein.
Die Daten stammen aus einer Präsentation, Titel: «Project Monte Rosa». Diese wurde für Manor von einer Schweizer Investmentbank-Boutique erstellt, und zwar vor rund zwei Jahren, steht also für den seinerzeitigen Planungsstand. Damals war noch Jérôme Gilg Manor-CEO, der dann überraschend zum Februar 2023 hin abtrat, mutmasslich aufgrund der Unzufriedenheit der Eigentümer rund um Didier Maus. Gilg wurde durch Roland Armbruster ersetzt.
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Interessante Details: Die 28 Food-Abteilungen in den insgesamt 59 Manor-Warenhäusern bringen eine gute halbe Milliarde Franken Umsatz, rund ein Viertel also. Und das Stammhaus Genf steht allein für 230 Millionen Franken (2019), ist auch bei der Rendite vorne mit dabei. Die höchste Flächenproduktivität erzielte aber das Haus in Aarau, noch vor Genf, gefolgt von Lugano.
Von den 59 Häusern befinden sich 24 im Besitz von Manor: Das grösste eigene ist das Gebäude an der Basler Greifengasse, bei dem schon der reine Versicherungswert rund 100 Millionen Franken beträgt. Bei einer Vermietung werden die möglichen Einkünfte hier auf über sechs Millionen pro Jahr veranschlagt.
Manor wollte keine Stellung nehmen. Eine Sprecherin sagte aber, dass «wie im Januar 2023 bereits durch uns dementiert» worden sei und «Stand heute» gelte: «Es bestehen keine Verkaufsabsichten.» Mag sogar sein. Dass aber die Präsentation «key investment highlights» auflistet und die Gebäude ausführlich bewertet, zeigt: Es war auch schon mal anders – es handelt sich klar um einen Verkaufsprospekt. Ein Clou: Die Greifengasse Basel, lockt Manor, könnten Käufer dank passender «zoning regulations» auch als Bürohaus nutzen.
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