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Wie bitte, Herr Meisser?

Bitcoin-Suisse-Präsident: «FTX ist unser Madoff-Moment»

Bitcoin-Suisse-Präsident Luzius Meisser über die Turbulenzen in der Kryptobranche.

Erich Gerbl

Luzius Meisser ist der Gründer der Bitcoin Association Switzerland.

Luzius Meisser (41) ist seit 2022 Verwaltungsratspräsident von Bitcoin Suisse. Er verfolgt die Kryptowährung seit 2011 und hat 2013 die Bitcoin Association Switzerland mitgegründet.

KEYSTONE/Gaetan Bally

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Herr Meisser, eine Website zählt die Berichte, in denen Bitcoin totgesagt wird. Wir stehen bei 470 Einträgen. Stehen Kryptowährungen nach der Pleite der Kryptobörse FTX am Abgrund?
Nein. Krypto durchlebt die Krisen des klassischen Finanzwesens im Zeitraffer. FTX ist unser Madoff-Moment. Der Zusammenbruch erschüttert die Märkte, läutert aber auch.

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Viele sehen in der FTX-Pleite sogar einen Lehman-Moment.
Es gibt Parallelen. FTX hat nicht nur Kundengelder veruntreut, sondern auch gehebelt. Und erweisen sich die hinterlegten Sicherheiten als nicht werthaltig, bricht das Kartenhaus zusammen.

Wie in der Finanzkrise ist das Verständnis der Investoren für die Anlagen auch im Kryptobereich beschränkt. Ist die Komplexität das Problem?
Ja, sie verhindert den Durchblick. Auch ich hatte gedacht, dass FTX gut gemacht ist, und habe sie früher benutzt. Interessant ist, dass Kapitalgeber wie Sequoia auf den FTX-Gründer hereingefallen sind.

Warum häufen sich solche Dinge in der Kryptoindustrie – hat es System?
In dynamischen Märkten fallen unnatürliche Gewinne weniger auf und können länger unentdeckt bleiben. Einen gewissen Schutz bietet der Leitsatz «Not your keys, not your coins», wonach man Geld nicht bei einem zentralen Intermediär aufbewahren sollte.

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Ein solcher ist aber auch Bitcoin Suisse.
Das stimmt, aber in der Schweiz sind die Standards viel höher. Wir haben bessere rechtliche Grundlagen, und die Aufsicht schaut genauer hin.

Wie bitte? Im Frühjahr kritisierten Sie die zu starke Regulierung.
Die Schweiz ist nach wie vor auf der strengen Seite. Doch es kann gesund sein, nicht jeden hier tätig werden zu lassen.

Investoren, die Coins auf Börsen parken, verstehen offenbar das Konzept der Dezentralität nicht. Gibt es diese noch?
Es gibt wenig echte dezentrale Projekte. Irgendwo steckt meist ein Element zentraler Kontrolle. Echte dezentrale Projekte sind wie ein Satellit, den man in die Umlaufbahn schickt. Dort kann man nichts ändern.

Hat der Satellit Bitcoin eine Zukunft?
Ja, als digitales Gold.

Kaufen Sie Bitcoin?
Ich halte einen unvernünftig hohen Anteil meines Vermögens in Krypto, lasse mir aber nach wie vor ein Drittel meines Gehalts in Bitcoin auszahlen.

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Erich Gerbl

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