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Ausblick

Invest Guide 2022: Die See wird rauer

Die steigenden Preise zwingen Notenbanken zur Zurückhaltung. Der Wirtschaftsboom dürfte im zweiten Halb­jahr enden – dann wird es stürmisch.

Erich Gerbl

sjfk

DIE LENKER: Die Notenbanker Christine Lagarde (rechts, hinten) und Jerome Powell (rechts, vorne) halten mit den Zinsen das alles entscheidende Instrument in der Hand. Chinas Präsident Xi Jinping (links, hinten) sorgt mit Reformen für Unruhe. US-Präsident Joe Biden (links, vorne) ist spendabel, was die Märkte freut.

Bilanz

Traditionell sitzt der Senator von Pennsylvania am «Candy Desk». Das ist ein Arbeitsplatz im Capitol der Vereinigten Staaten, der seit den 1960er Jahren mit Süssigkeiten aus seinem Bundesstaat ausgestattet ist. Seit 2015 überwacht Pat Toomey diesen Schatz, aus dem sich die Politiker trotz des Essverbots bedienen können. Ganz und gar nicht süss waren die Fragen, mit denen Senator Toomey, streng über seine Lesebrille blickend, Jerome Powell bombardierte. Der Chef der mächtigsten Zentralbank der Welt wurde am letzten Novembertag in Washington, D.C., von Senatoren zur Geldpolitik und zur grassierenden Inflation befragt. Wie lange er denn angesichts der schon seit zwei Jahren hohen und zuletzt ausufernden Teuerungsraten denn noch an eine vorübergehende Inflation glaube, wollte Toomey wissen. Für einen Geldpolitiker wurde Powell überraschend deutlich. «Es ist wohl an der Zeit, das Wort ‹transitorisch› in den Ruhestand zu schicken», sagte er. Die Inflation dürfte länger hoch bleiben. Die Geldpolitik müsse schneller auf die Bremse treten.

Schwere Verluste

Die Reaktion auf diese Kehrtwende liess an den Finanzmärkten nicht lange auf sich warten. Noch während die Befragung lief, rutschte der S&P 500 Index um 1,6 Punkte in die Tiefe. Selbst die Schweizer Börse machte eine halbe Stunde vor dem Schlusskurs noch einen Taucher. Die Renditen von US-Treasuries erhöhten sich von 1,4 auf 1,5 Prozent. Risikoanlagen wie Kryptowährungen erlitten noch Tage nach dem Statement schwere Verluste.

Container

The Port of Charleston in Charleston, South Carolina, U.S., on Wednesday, Nov. 3, 2021. The supply crunch that has dogged the global shipping industry could worsen before it gets better, with new challenges ranging from crew retention to wage inflation. Photographer: Sam Wolfe/Bloomberg

CONTAINER: Die Pandemie hat die eng aufeinander abgestimmten globalen Lieferketten durcheinandergebracht. Engpässe wie an kalifornischen Containerhäfen trieben die Preise in die Höhe. Die Notenbanker steuern nun dagegen.

Bloomberg
The Port of Charleston in Charleston, South Carolina, U.S., on Wednesday, Nov. 3, 2021. The supply crunch that has dogged the global shipping industry could worsen before it gets better, with new challenges ranging from crew retention to wage inflation. Photographer: Sam Wolfe/Bloomberg

CONTAINER: Die Pandemie hat die eng aufeinander abgestimmten globalen Lieferketten durcheinandergebracht. Engpässe wie an kalifornischen Containerhäfen trieben die Preise in die Höhe. Die Notenbanker steuern nun dagegen.

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Erich Gerbl

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