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Mann des Monats

«In der Schweiz hätte ich es mit Duolingo nie geschafft»

Mit der Eule wurde er Selfmade-Milliardär: Der Zuger Severin Hacker steckt hinter ­Duolingo, der erfolgreichsten Sprachlern-App der Welt.

Marc Kowalsky

Macher«Ich bin gut bei den ersten 20  Prozent eines Projekts und schrecklich bei den letzten 20  Prozent.»

Macher: «Ich bin gut bei den ersten 20  Prozent eines Projekts und schrecklich bei den letzten 20  Prozent», sagt Severin Hacker.

Vera Hartmann für BILANZ

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Die Eule macht Freudensprünge, dreht Pirouetten, jubiliert. «Träume ich? Du bist zurückgekommen!», frohlockt sie. 59 Tage lang hatte ich ihr die kalte Schulter gezeigt, nicht mehr mit ihr interagiert, ihr Drängen ignoriert, ich solle meine Spanisch-Lektionen fortsetzen. Zunehmend missmutiger schien die Eule auszusehen auf dem Smartphone-Widget, irgendwann zornig, dann lag sie auf dem Rücken mit geschlossenen Augen und einer Blume auf der Brust, «zur Wiederbelebung bitte antippen», am Schluss blieb nur noch ein Skelett. Jetzt aber flattert sie wieder aufgeregt über meinen Handybildschirm.

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113 Millionen Menschen interagieren jeden Monat mit Duo, so der Name der Eule. Sie ist das Maskottchen für Duolingo, die erfolgreichste Sprachlern-App der Welt. Seit 2021 ist die Firma gleichen Namens an der Nasdaq kotiert, seither geht der Kurs durch die Decke: 19 Milliarden Dollar ist Duolingo derzeit wert. Sehr zur Freude von Severin Hacker: Dem Mann aus Zug gehören knapp neun Prozent der Firma. Mit 40 Jahren ist er Selfmade-Milliardär. «Manchmal staune ich, wie schnell das alles gegangen ist», sagt er.

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Hacker ist Co-Gründer der Firma mit Sitz im amerikanischen Pittsburgh. Es ist die Geschichte eines American Dream. «Ich hatte zwei Träume im Leben: in den USA zu studieren und irgendwann eine Firma zu gründen», sagt er. Das Unternehmerische liegt in der Familie: Der Grossvater war erfolgreicher Autohändler, der Vater Immobilienentwickler – «aber nicht wie Trump», so Severin Hacker. Vor allem ist der Vater ein Early Adopter, was Technologie anging, und so wächst Hacker in den frühen 1990er-Jahren mit Computern und Internet auf, spielt Videogames und bringt sich selbst das Programmieren bei. Folgerichtig studiert Hacker, Hobbyfussballer und Bayern-München-Fan, Informatik an der ETH. Mehrmals bewirbt er sich dort für ein Austauschprogramm mit den USA – erfolglos. Irgendwann steigt er in den Zug und stattet der EPFL einen Besuch ab mit dem Ziel, sich am dortigen Austauschprogramm mit der Carnegie Mellon University in Pittsburgh einzuschreiben, einer der weltweit besten Adressen für Informatik. «Das Programm ist nur für unsere eigenen Studenten», bekommt er in Lausanne zu hören. «Ich werde diesen Raum nicht verlassen, bis Sie mich zulassen», erwidert Hacker – und hat schliesslich Erfolg.

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American Dream«Manchmal staune ich, wie schnell das alles gegangen ist»: Severin Hacker.

American Dream: «Manchmal staune ich, wie schnell das alles gegangen ist».

Vera Hartmann für BILANZ
American Dream«Manchmal staune ich, wie schnell das alles gegangen ist»: Severin Hacker.

American Dream: «Manchmal staune ich, wie schnell das alles gegangen ist».

Vera Hartmann für BILANZ

Geplant ist nur ein Austauschjahr, doch sein Professor Luis von Ahn überredet Hacker zu einer Doktorarbeit. Von Ahn, Guatemalteke mit deutschen Vorfahren, ist in der IT-Welt eine Grösse: Er entwickelte unter anderem das Captcha-Verfahren, mit der User beweisen, dass sie keine Roboter sind («Klicken Sie auf alle Bilder mit Ampeln»), und verkaufte zwei Firmen an Google. Für die Doktorarbeit einigen sich die beiden auf die Entwicklung eines Computerprogramms, mit der sie jeweils die Muttersprache des anderen lernen könnten. 2012 wird daraus die Firma Duolingo mit von Ahn als CEO und Hacker als Technikchef (CTO). Diese Rollenverteilung gilt bis heute. Dank von Ahns Vergangenheit ist Startkapital schnell gefunden, etwa von Union Square Ventures und von Google. Anfangs geht es nur schleppend voran. «Der Durchbruch kam, als wir neben der Website auch eine App angeboten haben. Da haben sich die Userzahlen in einem Jahr vervierzehnfacht», erinnert sich Hacker. Duolingo wird «App of the Year» im Apple Store, später auch bei Google. Das Problem: Die Gründer haben keine Umsätze. Denn ihre Mission ist, die bestmögliche Bildung weltweit verfügbar zu machen – und Nutzergebühren stünden dem im Weg. «Investorengelder einsammeln», antworten die beiden lakonisch, wenn sie nach ihrem Geschäftsmodell gefragt werden. Und die Investorengelder fliessen, weil die Userzahlen wachsen. Irgendwann kommt die Idee: Sie kopieren das Freemium-Modell des Musikstreamdienstes Spotify. Das Grundangebot bleibt gratis, wird aber mit Anzeigen gespickt, das Premiumangebot «Super Duolingo» ist werbefrei, kostet dafür aber. Heute stammen daraus 80 Prozent der Umsätze, 10 Prozent kommen aus Werbung, der Rest aus dem Duolingo English Test (DET), einer eigenen Version des Branchenstandards TOEFL (Test of English as a Foreign Language).

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Internet-Meme

Essenziell für den Erfolg von Duolingo ist die Eule. «Wir brauchen ein Maskottchen, damit es persönlicher und emotionaler wird», war von Ahns Ansage. Ein Designstudio stellte eine Eule und einen Roboter zur Wahl. «Wir sind alle Nerds und wollten den Roboter», erinnert sich Hacker: «Dann zeigten wir die Entwürfe unseren Partnerinnen. Also wurde es die Eule.» Jede Farbe ausser Grün wünschte sich Hacker, schliesslich gebe es in der Natur keine grünen Eulen. Doch seine Mitarbeiter spielten ihm einen Streich. «Jetzt muss ich damit leben», so Hacker.

Maskottchen«Wir sind alle Nerds und wollten den Roboter. Dann zeigten wir die Entwürfe unseren Partnerinnen. Also wurde es die Eule.»

Maskottchen: «Wir sind alle Nerds und wollten den Roboter. Dann zeigten wir die Entwürfe unseren Partnerinnen. Also wurde es die Eule.»

Vera Hartmann für BILANZ
Maskottchen«Wir sind alle Nerds und wollten den Roboter. Dann zeigten wir die Entwürfe unseren Partnerinnen. Also wurde es die Eule.»

Maskottchen: «Wir sind alle Nerds und wollten den Roboter. Dann zeigten wir die Entwürfe unseren Partnerinnen. Also wurde es die Eule.»

Vera Hartmann für BILANZ

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Schnell wurde Duo zur Ikone, geistert heute als Meme durchs Internet. Auch wegen ihrer impertinenten Art. «Duo langweilt sich wegen dir» und «Mir sind Leute unheimlich, die ihre Lektionen einfach nicht machen. Raff dich jetzt auf!» waren die ersten Wortmeldungen, als ich meine Übungen für ein paar Tage nicht machte. Wenig später schaltete die Eule einen Gang hoch: «Wie, du ignorierst Duo? Ganz schön mutig» und «Es sieht so aus, als hättest du gelernt, wie man ‹Drückeberger› auf Spanisch sagt», haute mir Duo um die Ohren, abwechselnd in der ersten und dritten Person, aber immer passiv-aggressiv. «Das Schwierigste am Lernen ist die Motivation», sagt Hacker: «Für fünf Prozent ist das kein Problem, aber die anderen haben sie nicht.» Neben der Eule ist der sogenannte Streak die wichtigste Motivationshilfe: die Anzahl der Tage hintereinander, an denen man seine Übungen absolviert hat. Auch Ranglisten sind ein wichtiges Element, es werden Erfahrungspunkte und Herzen verteilt, man muss kuriose Sätze nachsprechen, es gibt überraschende Figuren und lustige Animationen. «Wir haben bei sozialen Medien wie TikTok und bei Spielen wie ‹Angry Birds› geschaut, welche Elemente der Gamification wir nutzen können», so Hacker. Mit durchschlagendem Erfolg: Nicht wenige Nutzer zeigen ein fast suchtähnliches Verhalten, die Eule Tag für Tag glücklich zu machen. «Wenn die App von Sprachliebhabern gestartet worden wäre, hätte sie nie den gleichen Erfolg, weil für die Sprachen lernen leicht ist», so Hacker: «Für uns aber musste die App Spass machen.»

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Passiv-aggressivDie Eule Duo kennt keine Hemmungen, die User zur nächsten Lektion anzutreiben.

Passiv-aggressiv: Die Eule Duo kennt keine Hemmungen, die User zur nächsten Lektion anzutreiben.

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Passiv-aggressivDie Eule Duo kennt keine Hemmungen, die User zur nächsten Lektion anzutreiben.

Passiv-aggressiv: Die Eule Duo kennt keine Hemmungen, die User zur nächsten Lektion anzutreiben.

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Gebrauchsanweisung

Als CEO der Firma steht naturgemäss von Ahn im Rampenlicht; bei Hacker sorgt der Name dafür, dass er bei den Leuten in Erinnerung bleibt, zumal in den USA: «Die Bedeutung von Hacker hat sich geändert», sagt er. «Einst war das ein Krimineller, aber seit Mark Zuckerberg Facebook auf der Hacker-Kultur aufbaute, ist die Bezeichnung positiv konnotiert.» Jemand, der ihn gut kennt, bezeichnet Hacker als «Obernerd, aber sehr nett», und «den typischsten ETHler, den man sich vorstellen kann.» Hacker gilt als wortkarg und sehr technisch. Auf LinkedIn publizierte er eine Gebrauchsanweisung, wie man am besten mit ihm arbeitet: «Ich bin kein Morgenmensch», heisst es da etwa. Oder: «Ich bin gut bei den ersten 20 Prozent eines Projekts und schrecklich bei den letzten 20 Prozent.» Programmieren tut Hacker heute kaum noch, «sonst würde ich damit nicht mehr aufhören».

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Während Corona explodierten die Userzahlen, weil die Leute Zeit hatten zum Lernen und die Schulen geschlossen waren. Anders als bei anderen Pandemieprofiteuren aber stürzte die Aktie danach nicht ab. Auch weil Duolingo nicht den Fehler von Logitech, Peloton und Co. machte, die im Nachfrageschub ungezügelt neues Personal einstellten. Bis heute müssen Hacker und von Ahn jede einzelne Anstellung persönlich genehmigen. So wollen sie das Niveau der Neuzugänge hoch und die Firmenkultur intakt halten.

Unternehmer«Aus meiner ETH-Klasse bin ich der Einzige, der erfolgreich eine Firma aufgebaut hat – weil die anderen es gar nicht versucht haben.»

Unternehmer: «Aus meiner ETH-Klasse bin ich der Einzige, der erfolgreich eine Firma aufgebaut hat – weil die anderen es gar nicht versucht haben.»

Vera Hartmann für BILANZ
Unternehmer«Aus meiner ETH-Klasse bin ich der Einzige, der erfolgreich eine Firma aufgebaut hat – weil die anderen es gar nicht versucht haben.»

Unternehmer: «Aus meiner ETH-Klasse bin ich der Einzige, der erfolgreich eine Firma aufgebaut hat – weil die anderen es gar nicht versucht haben.»

Vera Hartmann für BILANZ

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Am 28. Juli 2021 läuteten die beiden Gründer an der Nasdaq die Glocke. «Ein Karrierehöhepunkt», erinnert sich Hacker: «Da wusste ich, dass ich als Unternehmer erfolgreich war.» Der Standort USA sei dafür entscheidend gewesen: «In der Schweiz hätte ich es mit Duolingo nie geschafft», sagt Hacker. Der Risikoappetit sei hier noch immer viel zu gering: «Aus meiner ETH-Klasse bin ich der Einzige, der erfolgreich eine Firma aufgebaut hat – weil die anderen es gar nicht versucht haben.» Und er ist überzeugt, dass er hierzulande ohne Umsätze kein Funding bekommen hätte: «Die Leute hätten uns als Träumer abgestempelt.» Eine Rückkehr in die Schweiz kann er sich derzeit nicht vorstellen.

Fünf NiederlassungenNeben Pittsburgh (oben) betreibt Duolingo Niederlassungen in New York, Seattle, Peking und Berlin.

Fünf Niederlassungen: Neben Pittsburgh (im Bild) betreibt Duolingo Niederlassungen in New York, Seattle, Peking und Berlin.

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Fünf NiederlassungenNeben Pittsburgh (oben) betreibt Duolingo Niederlassungen in New York, Seattle, Peking und Berlin.

Fünf Niederlassungen: Neben Pittsburgh (im Bild) betreibt Duolingo Niederlassungen in New York, Seattle, Peking und Berlin.

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Die Schweiz ist für Duolingo benutzermässig wenig relevant, hat aber einen der höchsten Umsätze pro User. Die wichtigsten Märkte sind die USA, Brasilien und Deutschland. Die fleissigsten Lerner – also jene mit den längsten Streaks – kommen aus Japan, Taiwan und Tschechien. Microsoft-Gründer Bill Gates nutzt das Programm ebenso wie Spotify-Gründer Daniel Ek, Herzogin Meghan Markle oder Schauspielerin Gwyneth Paltrow. 43 Sprachen sind inzwischen im Programm, auch Hochvalyrisch, die fiktive Sprache aus «Game of Thrones», und Klingonisch aus «Star Trek». Die Firma hat Niederlassungen in Seattle, Peking und Berlin und veranstaltet eine eigene jährliche Konferenz, die Duocon. Letzten September hat Hacker den Swiss Impact Award erhalten, mit der die Schweiz die Leistungen von Bürgern würdigt, die zur positiven Wirkung des Landes in den USA beitragen: «Mit seiner Arbeit bei Duolingo hat Severin Hacker nicht nur Millionen von Menschen weltweit inspiriert, sondern auch das Ansehen der Schweiz in den USA gefestigt», so Generalkonsul Niculin Jäger in New York in der Laudatio. Parallelen mit Urs Hölzle, dem langjährigen CTO von Google, drängen sich auf – «ausser dass der kein Gründer ist», wie Hacker richtig bemerkt.

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Absurde Bewertung

Mit 173 Millionen Downloads allein letztes Jahr ist Duolingo die meistgenutzte Bildungs-App, mit grossem Abstand vor der Konkurrenz – und es gibt alleine Hunderte Sprachlern-Apps. «Die schauen wir nicht wirklich an», sagt Hacker: «Unsere Mitbewerber sind besessen von Duolingo, wir sind besessen von unseren Kunden.» Ständiges A/B-Testing gehört dazu: Einer Gruppe von Usern wird ein bestimmtes Feature ausgespielt, einer anderen Gruppe nicht. Dann wird analysiert: Wie wirkt sich das auf das Engagement aus? Auf die Monetarisierung? «So wissen wir, was funktioniert und was nicht», sagt Hacker. Jedes Jahr führt Duolingo Tausende solcher kleinen Experimente durch. Zahlen und Metriken sind die Basis aller Entscheidungen, nicht Intuition: Von den Auswirkungen eines Farbwechsels auf die tägliche Lernzeit bis zur Frage, wie die Büroräume genutzt bzw. nicht genutzt werden. Die Methodik hat Erfolg: Die Firma setzte zuletzt 531 Millionen Dollar um, die Bruttomargen sind mit 73 Prozent beeindruckend, die Börsenkapitalisierung mit 19 Milliarden hoch wie nie, die Mehrzahl der Analysten spricht noch immer eine Kaufempfehlung aus für die Aktie. Dabei liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Duolingo bei absurden 1182. Zwar sind die allermeisten Tech-Titel im Moment überbewertet, doch Duolingo spielt in einer eigenen Liga: Das durchschnittliche KGV an der Nasdaq beträgt 38.

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Hackers Anteil ist derzeit rund 1,6 Milliarden Dollar wert. Sein Leben, sagt er, habe sich durch den Reichtum nicht gross verändert. Doch er hat 2022 seinen Lebensmittelpunkt verlegt, von Pittsburgh nach New York in den trendigen Stadtteil Chelsea zwischen Flatiron Building und Highline. Dort, unweit des Union Square, hat er für sich und seine Frau eine 284 Quadratmeter grosse Wohnung gekauft. «Von New York aus gibt es Direktflüge in die Schweiz, das macht es für mich viel einfacher», so seine Begründung: Zwei bis drei Mal pro Jahr fliegt er in die alte Heimat, um Familie und Kanti-Freunde zu treffen. Dass Duolingo nun auch ein grosses Büro in New York mit 200 Mitarbeitern hat, erleichtert die Sache. Und seit dem Umzug beschäftigt sich Hacker mit Kunst verschiedenster Stile: «Der Inneneinrichter hat gesagt, wir müssten etwas an die Wände hängen, und uns in Kontakt mit lokalen Galeristen gebracht.»

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ExpansionIm neuen Office in New York arbeiten 200 Angestellte. Und Severin Hacker.

Expansion: Im neuen Office in New York arbeiten 200 Angestellte. Und Severin Hacker.

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ExpansionIm neuen Office in New York arbeiten 200 Angestellte. Und Severin Hacker.

Expansion: Im neuen Office in New York arbeiten 200 Angestellte. Und Severin Hacker.

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Daneben steckt er sein Geld in Start-ups: Er hat einen siebenstelligen Betrag in Founderful investiert, den VC-Fund von Pascal Mathis, Ex-Co-Gründer von GetYourGuide, und dessen Kompagnons Alex Stöckl und Lukas Weder. «Severin hat für die Schweizer Start-up-Szene Vorbildfunktion», sagt Mathis: «Auch weil jeder den Brand Duolingo und die Eule kennt.» Daneben ist Hacker als Angel Investor an über 30 amerikanischen Jungfirmen beteiligt, wirkt dort auch als Coach und Mentor. Einer seiner Investitionsschwerpunkte: künstliche Intelligenz.

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Auch bei Duolingo setzen Hacker und von Ahn voll auf KI. Die Konkurrenz schläft diesbezüglich nicht: Babbel hat eine Spracherkennung entwickelt, die die Stimme des Benutzers lernt, um dessen Aussprache zu bewerten. Rosetta bietet für Firmenkunden KI-unterstützte Assessment-Prüfungen an. Duolingo scannt derzeit die ganze Organisation, welche Prozesse mit künstlicher Intelligenz automatisiert werden können. Bereits hat man Verträge mit Kontributoren aufgelöst, die bisher Lektionen in andere Sprachen übersetzt haben. Das geschieht nun vollautomatisch, ebenso wie die Entwicklung neuer Kurse. Und als neues Feature wurden Videocalls eingeführt mit einer virtuellen Kunstfigur namens Lilly. Endziel für von Ahn ist ein KI-Lehrer, der dem Nutzer jede beliebige Sprache beibringen kann. «Es könnte menschliche Einzeltutoren aus dem Geschäft drängen, ich verstehe das», sagte er kürzlich in einem Interview: «Aber ich denke, dass es im Grossen und Ganzen besser ist, wenn jeder Zugang zu einem solchen KI-Lehrer hat.» Doch wie erfolgreich so ein virtueller Lehrer sein kann, ist unter Fachleuten umstritten: KI kann keine Körpersprache lesen, nicht erkennen, ob der Schüler frustriert ist oder Spass hat, keine Erschöpfung diagnostizieren.

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Akquisitionspläne

Klar ist: Um die riesigen Erwartungen der Börse nicht zu enttäuschen, muss Duolingo weiter stark wachsen. Deshalb bietet man nun auch Musik- und Mathekurse an. «Die Motivationsmaschine von Duolingo funktioniert auch dort», sagt Hacker, «und die Methodik, Learning by Doing, viele Wiederholungen und viel Übung, ist die gleiche.» Schon in der Vergangenheit hat Duolingo immer mal wieder kleinere Übernahmen getätigt, Design- und Animationsstudios etwa. Weitere sollen folgen, hat die Firma doch mehr als eine Milliarde Dollar Cash auf dem Konto: «Jetzt schauen wir uns grössere Deals an, auch ganz neue Gebiete.» Viel wichtiger aber: «Vor allem wollen wir jetzt erst mal im Kerngeschäft wachsen», sagt Hacker. Eine Milliarde User bis 2028 schwebt ihm vor in typisch amerikanischer Unbescheidenheit. Der Umsatz wird bis dahin, so schätzen die Analysten, bei 1,8 Milliarden Dollar liegen, mehr als dreimal so viel wie heute.

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Kein Wunder, bläht die Eule auf meinem Smartphone ihren Bizeps. «Sehen wir uns morgen wieder?», fragt sie, und man weiss nicht, ob es eine Drohung ist oder eine Einladung.

Über die Autoren
Marc Kowalsky

Marc Kowalsky

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