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Heikle Balance beim Beton-Riesen

Holcim: Neuer CEO kommt von innen – beste Chancen für Europa-Chef Miljan Gutovic

Ein Lead Director soll die Macht von Jan Jenisch eindämmen – auch langfristig. Sein Nachfolger auf dem CEO-Posten kommt von innen.

Marc Kowalsky

Jan Jenisch, CEO LafargeHolcim spricht an der Bilanzmedienkonferenz in Zuerich am Donnerstag, 7. Maerz 2019. (KEYSTONE/Walter Bieri)

Jan Jenisch wird zum Präsidenten gekürt.

Keystone

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BILANZ-Leser wussten es als Erste: Bereits vor eineinviertel Jahren vermeldeten wir, dass Holcim-CEO Jan Jenisch auf das Amt des VR-Präsidenten beim Zementkonzern aspiriert, möglicherweise gar im Doppelmandat. Jetzt ist es offiziell: An der Generalversammlung vom 4. Mai soll der 57-Jährige auf Beat Hess (73) folgen, der nach 13  Jahren im Board in den wohlverdienten Ruhestand wechselt. Für ein Jahr wird Jenisch weiterhin auch als CEO amten. Letztes Jahr wurde er dafür mit 9,16 Millionen Franken entlöhnt. Die Kompensation des VR-Präsidenten (letztes Jahr 1,72 Millionen Franken) wird er aber nicht zusätzlich erhalten. Weitere Mandate ausserhalb des Konzerns will Jenisch nicht annehmen.

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Klar ist: Jenisch wollte den Präsidentenposten schon seit Jahren («Ich will meine Karriere bei Holcim beenden», sagte er an der Pressekonferenz), und das Board hatte ihm den Job in Aussicht gestellt für die Zeit nach Hess. Zwar gibt es in der Schweiz – anders als etwa in Grossbritannien oder Deutschland – keine vorgeschriebene Cooling-off-Periode, wenn der CEO ins Präsidium wechselt. Gern gesehen ist diese Praxis aber bei Aktionärsschützern und Investoren nicht – ebenso wenig wie das Doppelmandat, auch wenn dieses derzeit bei Schweizer Industriebetrieben (Suzanne Thoma bei Sulzer, Michael Süss bei OC Oerlikon) ein kleines Revival erlebt.

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Kraft seiner Erfolge im Konzern, aber auch seines Typs ist Jenisch bereits jetzt der starke Mann im VR. Seine Macht einschränken soll in Zukunft Hanne Sørensen, Vizepräsidentin und neu Independent Lead Director im VR. Mit der Industriekompetenz von Jenisch kann die Dänin nicht mithalten, sie stammt aus der Frachtbranche: «Ich bin ja nicht allein, das ganze Board hat viel Führungserfahrung und einen gesunden Menschenverstand», versucht sie Bedenken zu zerstreuen. Als Übergangspräsidentin wollte sie sich nicht zur Verfügung stellen, wohl auch aus Angst, dann als Lame Duck zu gelten. Sørensen sitzt auch im VR von Sulzer, tritt dort an der nächsten Generalversammlung aber nicht mehr zur Wiederwahl an.

sd

Hanne Sørenson (Bild) übernimmt den Part einer starken Nummer zwei. Als künftiger CEO wird EMEA-Chef Miljan Gutovic gehandelt.

PD
sd

Hanne Sørenson (Bild) übernimmt den Part einer starken Nummer zwei. Als künftiger CEO wird EMEA-Chef Miljan Gutovic gehandelt.

PD

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Der Nachfolger von Jenisch als CEO soll nun in den nächsten zwölf Monaten bekannt gegeben werden. Viel eleganter freilich wäre es gewesen, ihn bereits jetzt zu präsentieren – Zeit genug für die Suche hätte das Board ja gehabt. «Zum jetzigen Zeitpunkt wäre die Stabübergabe noch etwas zu früh, Jan Jenisch soll die Strategie weiterhin umsetzen», so Sørensen: «Und wir möchten noch etwas mehr Zeit mit den Kandidaten verbringen.» Denn das Board präferiert eine interne Lösung: «Das ist auch ein gutes Signal an die Mitarbeitenden», sagt Sørensen. CEO unter dem starken Vorgänger zu sein, wäre allerdings für einen externen Kandidaten auch nur mässig attraktiv.
Beste Chancen hat dabei inzwischen EMEA-Chef Miljan Gutovic. Der Australier ist zwar erst seit fünf Jahren im Konzern, arbeitete mit Jenisch jedoch bereits lange bei Sika. Der 42-Jährige gilt intern als Hoffnungsträger: So ist er im Konzern unter anderem für das Megathema Dekarbonisierung zuständig; Holcims Zukunftsgeschäfte Roofing, Mörtel und Precast sind besonders in seinen Märkten stark positioniert. Auch nach Ende des Doppelmandats wird es einen Independent Lead Director geben: «Die Rollen von Jan und dem neuen CEO sollen klar definiert sein», so Sørensen. 

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Marc Kowalsky

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